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Standort Deutschland -Private Equity Fonds entdecken

Hamburg, 01.12.2006 19:48 Uhr (Caroline Heidig)

Wer an deutsche Wertarbeit und die Zukunft des Standorts Deutschland glaubt, findet eine große Anzahl von Private Equity-Fonds, die in den heimischen Mittelstand investieren

„Du bist Deutschland“ – die Image-Kampagne zu mehr Eigeninitiative und zaghaftem Nationalstolz scheint Pate für den jüngsten Trend unter den Private-Equity- Fonds gestanden zu haben. Die so genannten Mittelstandsfonds werben schwarz-rotgold mit Slogans wie „Wir finanzieren Deutschland“ und appellieren an Investoren: Lieber selbst investieren und Deutschland auf die Beine helfen, statt auf wirtschaftspolitische Wunder zu warten. 99 Prozent aller deutschen Unternehmen zählen zum Mittelstand. Sie stellen 70 Prozent aller Arbeitsplätze, sind chronisch mit Eigenkapital unterversorgt, aber das Herz der Wirtschaft.

Ausländer sehen das Potenzial D

Dabei muss Patriotismus gar nicht der ausschlaggebende Grund für ein Investment sein. Ausländische Finanzinvestoren haben es 2005 vorgemacht und mit 29,5 Milliarden Euro so viel Geld in Deutschland investiert wie nie zuvor, so das Ergebnis der Ernst & Young-Jahresstudie zu Private Equity in Deutschland. Dabei nehmen Beteiligungsgesellschaften verstärkt den Mittelstand ins Visier. Finanzinvestoren und Banken sehen einer Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG zufolge vor allem mittelgroße Unternehmen als Haupttreiber für das forsche Wachstum von deutschem Private Equity. Diese Erkenntnis verwundert nicht, schließlich steckt der Mittelstand in Geldnöten. Seit dem Zweiten Weltkrieg konnte der deutsche Mittelstand seinen Kapitalbedarf einfach und zu attraktiven Konditionen über seine Banken finanzieren.


 

Aufgrund der Verschärfung der internationalen Kapitalvergaberichtlinien – bekannt unter dem Stichwort Basel II – müssen Banken ihre Kreditvergabe jetzt jedoch kritischer prüfen“, umreißt DCM-Vorstand Yvo Junkers das Problem.


 

Das Münchner Emissionshaus, das sich bislang vor allem auf Immobilien- und Medienfonds konzentrierte, hat jüngst seinen ersten Mittelstandsfonds auf den Markt gebracht. Vor dem Hintergrund teurer werdender Bankkredite seien die Berührungsängste mit Franz Münteferings „Heuschrecken“ gewichen, urteilt Joachim Spill, Co-Leiter des Bereichs Transaction Support bei Ernst & Young.

Die aktuell angebotenen Mittelstandsfonds sind so vielfältig wie der Mittelstand selbst. Allerdings haben sie wenig mit den bislang für Privatanleger erhältlichen Private- Equity-Fonds gemein. Diese sind als Dachfonds konzipiert und investieren in Private-Equity-Fonds, die sich an Unternehmen beteiligen. Die Mittelstandsfonds hingegen investieren direkt in die Unternehmen ihrer Wahl.

Direkt investieren und fördern

Die Fondsanbieter sehen sich in erster Linie als Finanziers. Sie kommen aus der Mittelstandsberatung und wollen selbst entscheiden, welche Beteiligung eingegangen wird und welche nicht. „Dachfonds haben so gut wie keinen Einfluss auf die Auswahl der Zielunternehmen. Dort wird aber das Geld verdient“, argumentiert Rechtsanwalt Ralph Westerhoff von Westerhoff Capital Partners (WCP). Bei seinem Fonds WCP Mezzanine Capital entscheidet ein Anlegerbeirat über jedes Investment mit. Doch das Direktinvestment hat auch einen Nachteil: Während Dachfonds das Anlegergeld auf zum Teil über hundert Beteiligungen verteilen und so das Risiko streuen, begrenzt das individuelle Engagement der Mittelstandsfonds die Unternehmensanzahl im Fonds. Die ersten Fonds der MIG Verwaltungs AG finanzieren beispielsweise nur drei Unternehmungen. Andere Fonds definieren im Vorfeld, wie viel in ein einziges Unternehmen investiert wird – in der Regel 10 bis 20 Prozent.

Während die angebotenen Fonds vor allem etablierten Unternehmen Geld zur Verfügung stellen, haben sich die MIG-Fonds auf Venture Capital, also die Frühphasenfinanzierung von Firmen, spezialisiert. Eine Alternative zu direkten Private- Equity-Investments ist die Vergabe von Mezzanine-Kapital. Die Fonds nutzen es entweder als Beimischung, wie Midas oder der deutsche-schweizerische Vengrow, oder sie setzen wie DCM und WCP ausschließlich auf diese Finanzierungsform.


 

„Mezzanine ist ein Sammelbegriff für Finanzierungsarten, die eine Mischform von Eigen- und Fremdkapital darstellen“, erklärt Peter Holzer, Vertriebsleiter bei Midas. Der Kölner Anbieter von Mittelstandsfinanzierungen hat das erste Publikumsprodukt in der Platzierung.


 

Für den Unternehmer liegt der Vorteil von Mezzanine darin, dass er keine Unternehmensanteile abgeben muss, da es sich um eine Art Darlehen handelt. „Dem Anleger bietet eine Mezzanine-Finanzierung den Vorteil, dass sehr schnell Ausschüttungen aus Zinsen oder Dividenden zu erwarten sind und auch feststeht, in welcher Form das Kapital zurückfließt“, sagt Junkers von DCM. Hinzu kommt, dass die Ausfallquoten bei Mezzanine-Darlehen in den vergangenen fünf Jahren weltweit bei unter einem Prozent lagen.


 

„Die Vorteile von klassischen Private-Equity-Beteiligungen hingegen liegen in einer höheren Rendite, da die Verzinsung des Mezzanine-Kapitals unter anderem vom Zinsniveau am Geldmarkt abhängt“, sagt Holzer.


 

Mittelstandsfonds lassen den Unternehmen nicht nur Geld, sondern auch Managementförderung und -beratung zukommen. Wer in Mittelstandsfonds investieren möchte, sollte nicht nur an den Standort Deutschland glauben, sondern auch an die Fondspartner. Denn sie entscheiden aktiv über das Firmenportfolio und treffen gegebenenfalls wichtige Entscheidungen zu Gunsten – oder zu Lasten – der Unternehmensentwicklung.

 

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