Finanzen Markt & Meinungen Startseite

 

Konjuktur: Kaum Wolken am Himmel

Köln, 14.05.2007 15:02 Uhr (redaktion)

Die deutsche Wirtschaft bleibt vorerst auf Expansionskurs. Nach der aktuellen IW-Konjunkturumfrage rechnet das Gros der Unternehmen nicht nur für das laufende Jahr mit einer weiter steigenden Produktion, 70 Prozent gehen auch von einem anhaltenden Aufschwung im Jahr 2008 aus (Artikel inkl. Grafiken).

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) prognostiziert vor diesem Hintergrund für 2007 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 2,5 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das Plus 2,2 Prozent betragen.

Was lange währt, wird endlich gut: Seit den neunziger Jahren haben die deutschen Unternehmen verstärkt internationale Produktions-, Zuliefer- und Wissensnetzwerke aufgebaut und damit die Chancen der Globalisierung genutzt. Inzwischen tragen die Anstrengungen Früchte – und die Bedingungen für weitere Erfolge sind günstig. So wächst die Weltwirtschaft jährlich um etwa 5 Prozent; der globale Handel könnte in diesem wie im kommenden Jahr sogar um real 7,5 Prozent expandieren. Außerdem dürften in nächster Zeit weder die Zinsen noch der Ölpreis oder der Euro-Wechselkurs zum Dollar die Konjunktur nachhaltig schwächen. Allerdings gilt es, die infolge des Aufschwungs zunehmend ausgelasteten Produktionskapazitäten zügig zu erweitern.

Unterm Strich aber sind die Aussichten für die deutsche Volkswirtschaft recht rosig – wie die Frühjahrsprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt (Tableau):

IW Prognose für 2007 und 2008
IW Prognose für 2007 und 2008

Im Jahr 2007 wird das reale Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 2,5 Prozent zulegen. Für 2008 rechnen die Forscher mit einer um 2,2 Prozent höheren Wirtschaftsleistung.

Dies spiegelt sich auch in den Aussagen der 2.084 Unternehmen in West- und Ostdeutschland wider, die an der aktuellen IWKonjunkturumfrage teilgenommen haben. Die Prognose- und Umfrage-Ergebnisse im Detail:

Produktion. Im April 2007 bewerteten 55 Prozent der West-und 46 Prozent der Ost-Betriebe ihre Geschäftslage besser als vor einem Jahr. Nur jeweils ein Zehntel der Firmen sprach von einer schlechteren Situation. Die deutsche Wirtschaft steht damit nach eigener Einschätzung so gut da wie nie seit der ersten gesamtdeutschen IW-Umfrage im Jahr 2002. Und auch für den weiteren Jahresverlauf sind die Unternehmen optimistisch.

Optimismus im Vergleich
Optimismus im Vergleich

Gut 57 Prozent der west- und 50 Prozent der ostdeutschen Firmen geben an, dass ihr Output 2007 höher ausfällt als im vergangenen Jahr; nur noch jeweils 8 Prozent erwarten eine rückläufige Produktion.

Die größte Zuversicht herrscht landauf, landab in den Reihen der Investitions- sowie der Konsumgüterhersteller, von denen 70 bzw. 65 Prozent auf ein steigendes Fertigungsvolumen setzen. Auch 63 Prozent der Vorleistungsproduzenten in den westlichen und 56 Prozent in den östlichen Bundesländern sehen einen solchen Aufwärtstrend. Des Weiteren hält jeweils etwa die Hälfte der Dienstleistungsfirmen den Daumen hoch. Und selbst in der Bauwirtschaft dominieren mit 46 Prozent (West) bzw. 33 Prozent (Ost) inzwischen ebenfalls die Unternehmen, die ihre Produktion zu steigern beabsichtigen. Nur 18 Prozent der Baubetriebe im Westen und 27 Prozent im Osten halten einen sinkenden Output für wahrscheinlich.

Außenhandel. Die deutsche Wirtschaft geht auf den Weltmärkten weiter auf Rekordjagd. So haben 48 Prozent der west- und 32 Prozent der ostdeutschen Unternehmen für 2007 steigende Exporte im Blick – nur jeweils 4 Prozent befürchten schlechtere Auslandsgeschäfte als im Vorjahr. Vor allem die globale Nachfrage nach Investitionsgütern sorgt hierzulande für volle Auftragsbücher – zwei Drittel der in dieser Sparte tätigen westdeutschen und 54 Prozent der ostdeutschen Firmen kalkulieren folglich mit höheren Ausfuhren. Die IWPrognose spiegelt dies wider:


 

Die realen Exporte aller Wirtschaftsbereiche werden 2007 um 9 Prozent expandieren und im kommenden Jahr um weitere 7,5 Prozent wachsen.


 

Damit würde der deutsche Außenhandel 2008 mit der Zunahme des globalen Güteraustausches Schritt halten. Viel mehr ist wohl nicht erreichbar, weil sich in den exportorientierten Unternehmen immer mehr Kapazitätsengpässe bemerkbar machen.

Investitionen. Diese Engpässe treiben auf der anderen Seite jedoch den Investitionsmotor weiter an:
Die Hälfte der befragten westdeutschen und ein Drittel der ostdeutschen Betriebe haben vor, in diesem Jahr mehr zu investieren als 2006; lediglich jeder achte plant, seine Investitionsaktivitäten zu verringern.

Die per saldo hohe Bereitschaft, alte Anlagen durch neue zu ersetzen oder die Fertigungsmöglichkeiten auszubauen, gilt für alle Wirtschaftsbereiche mit Ausnahme des ostdeutschen Baugewerbes. Die rege Investitionstätigkeit bleibt zudem laut 70 Prozent der Unternehmen, die von einer Fortsetzung des Aufschwungs ausgehen, auch 2008 der entscheidende Wachstumsträger. Die Investitionen kurbeln die inländische Nachfrage an und verstärken die aus dem Ausland kommenden Konjunkturimpulse.

Die realen Anlageinvestitionen werden in diesem Jahr um 4,5 Prozent und 2008 um 4 Prozent zulegen. Während die Bauinvestitionen aufgrund auslaufender Sondereffekte gegenüber 2006 einen Gang zurückschalten, bleibt das Expansionstempo der Ausrüstungsinvestitionen doch insgesamt recht hoch.

Arbeitsmarkt. Auch diesem Sorgenkind geht es mittlerweile deutlich besser. So sind hierzulande 2006 knapp 300.000 neue Arbeitsplätze entstanden – wer dabei nur an Minijobs denkt, liegt gründlich daneben:

Der Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt

Im Februar 2007 gab es in Deutschland 650.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als im gleichen Monat des Vorjahres.

Und die Signale am Arbeitsmarkt stehen weiterhin auf Grün. Das IW Köln prognostiziert für 2007 rund 500.000 mehr Erwerbstätige als im vorigen Jahr; 2008 dürfte der Zuwachs abermals gut 350.000 betragen. Im Gegenzug sinkt die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr auf 3,85 Millionen; im kommenden Jahr werden voraussichtlich nur noch 3,62 Millionen Menschen ohne Job sein.

Dies deckt sich mit den Beschäftigungsplänen der Unternehmen, die im Westen zu 44 Prozent und im Osten zu 33 Prozent von einer steigenden Mitarbeiterzahl im Jahr 2007 ausgehen. Lediglich 11 bzw. 7 Prozent der Firmen meinen, Personal abbauen zu müssen. Der Saldo der Beschäftigungsabsichten war damit in noch keiner gesamtdeutschen IW-Umfrage so positiv wie jetzt. Erneut sticht aus den einzelnen Branchen das Investitionsgütergewerbe hervor, wo 50 Prozent der west- und sogar 52 Prozent der ostdeutschen Betriebe ihre Belegschaft erweitern wollen.

Privater Konsum. Die erfreuliche Arbeitsmarktentwicklung dürfte für eine bessere Kauflaune der privaten Haushalte sorgen, auch wenn im laufenden Jahr die Mehrwertsteuererhöhung einen Schatten auf die Konsumkonjunktur wirft. Unterm Strich ist jedoch ein reales Plus von nahezu 1 Prozent drin, und für 2008 ist ein Konsumwachstum von 1,2 Prozent zu erwarten. Die Tarifpolitik ist mit den jüngsten Abschlüssen dem in den zurückliegenden Jahren beschrittenen Pfad der Beschäftigungsorientierung weitgehend gefolgt – das ist gut so. Denn nur wenn sich der Arbeitsmarkt weiter belebt, kann mit steigenden Einkommen auch der Spielraum für den privaten Verbrauch wachsen.

 

» Zur Startseite von Finanzen Markt & Meinungen