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UniCredit übernimmt Capitalia: Zweitgrößte Bank Europas entsteht

Rom, 20.05.2007 19:18 Uhr (redaktion)

Die erwartete milliardenschwere Fusion der italienischen Banken Unicredit und Capitaliazum zweitgrößten Kreditinstitut in Europa steht kurz bevor.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Finanzkreisen am Sonntagnachmittag erfuhr, hat der Vorstand von Unicredit dem Vorhaben bereits zugestimmt. Mit der offiziellen Bekanntgabe des Deals wurde noch am Sonntag gerechnet.

Nach einem Reuters vorliegenden Dokument will Unicredit, zu der auch die Münchener HVB gehört, 1,12 eigene Aktien für einen Anteilsschein von Capitalia bieten. Gemessen am letzten Kurs der Unicredit-Aktie von 7,51 Euro würde Capitalia damit mit 21,8 Milliarden Euro (8,41 Euro je Aktie) bewertet. Die römische Capitalia hat für Sonntagabend eine Pressekonferenz angekündigt. Es wird erwartet, dass sich die Führungsgremien der beiden Banken bis dahin endgültig auf die Modalitäten des Zusammenschlusses verständigt haben.

Wie aus dem vorliegenden Dokument weiter hervorgeht, erwarten Unicredit und Capitalia bei einer Fusion bis 2010 Synergieeffekte im Umfang von 1,163 Milliarden Euro. Während einer Übergangsperiode sollten vier Vorstandsmitglieder von Unicredit und Capitalia in den jeweils anderen Vorstand entsandt werden. Unicredit-Chef Allessandro Profumo soll dem Vernehmen nach Chef des neuen Finanzgiganten werden.


Der Chef des Unicredit-Verwaltungsrats Dieter Rampl behalte seine Funktion, Cesare Geronzi, bislang Verwaltungsratschef von Capitalia würde Rampls Stellvertreter. Es wird zudem erwartet, dass Capitalia-Vorstandschef Matteo Arpe, noch am Sonntag seinen Hut nimmt.

Durch den milliardenschweren Zusammenschluss von UniCredit und Capitalia zu einem neuen Branchenreisen würden die deutschen Banken weiter ins Hintertreffen geraten. Der Sektor befindet sich in Europa in einem tiefgreifenden Umbruch. UniCredit selbst hatte 2005 mit dem Kauf der Münchener HVB das Startsignal für die Konsolidierung gegeben. Seither gab es unter anderem in Italien mehrere Großfusionen. In den Niederlanden liefern sich derzeit zudem die britische Barclays und ein Konsortium um die Royal Bank of Scotland einen Bieterkampf um ABN Amro.

Gehörten deutsche Geldhäuser vor zehn Jahren noch zu den größten der Welt, rangieren sie heute nur noch unter ferner liefen. Selbst der inländische Branchenprimus Deutsche Bank ist mit rund 62 Milliarden Euro Marktkapitalisierung nicht mehr unter den zehn größten europäischen Häusern. "Wenn alle Banken um einen herum größer werden und die deutschen nicht, dann hat das Konsequenzen", hatte Banken-Präsident Klaus-Peter Müller zuletzt gewarnt. Ähnlich skeptisch äußerte sich Deutschlands oberstem Finanzaufseher Jochen Sanio, der die Institute als Übernahmekandidaten sieht: "Nach der neuen Mathematik können sie ganz schnell zu den Objekten der Begierde gehören."

 

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