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Megadeal: Sparkassen kaufen die LBB Berlin

Berlin, 15.06.2007 16:31 Uhr (redaktion)

Der Sparkassenverband DSGV übernimmt nach einem monatelangen Bieterkampf für gut 5,3 Milliarden Euro die Landesbank Berlin (LBB) und hält damit auch deren Sparkasse in den eigenen Reihen. Bei der größten Bankenübernahme in Deutschland seit sechs Jahren hat die Commerzbank, die als einziger privater Bieter bis zum Schluss im Rennen blieb, abermals das Nachsehen.

"Das ist ein guter Tag für die deutschen Sparkassen", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Heinrich Haasis, am Freitag in Berlin. Mit dem LBB-Kauf setzten die Sparkassen ein Signal. Sie zeigten, dass sie in der Lage seien, eine aktive Rolle im deutschen Bankenmarkt einzunehmen. Haasis stellte neue "strategische Möglichkeiten" - auch im Ausland - für die Institute der Gruppe in Aussicht. Diese könnten zudem nun Fusionen unter Landesbanken und der öffentlichen Versicherer vorantreiben. Bankenexperten zufolge bietet die LBB dem DSGV eine gute Basis für mögliche Zusammenschlüsse unter den acht Landesbanken-Konzernen.

Haasis verhindert Horrorszenario der Sparakssen

Haasis hat mit der Übernahme geschafft, was ihm viele nicht zugetraut haben: Monatelang reiste der Schwabe durch die Republik, um die Sparkassen für seinen Plan zu gewinnen. Der drohende Einstieg eines privaten Investors bei der LBB war für den DSGV ein Horrorszenario. Fast vier Milliarden Euro sammelte er von den rund 450 Sparkassen ein und stach in dem Bieterkampf schließlich die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Commerzbank aus, die nun zum wiederholten Mal mit der Übernahme einer deutschen Bank gescheitert ist.

Heinrich Haasis
Heinrich Haasis

Mit 4,622 Milliarden Euro legten die Sparkassen die höchste Offerte für den 81-prozentigen LBB-Anteil auf den Tisch. Weitere 723 Millionen Euro bezahlen sie für eine stille Einlage des Landes. Dem Verband gehören nun fast 92 Prozent an der Bank. 2006 hatte er bereits von der NordLB zehn Prozent der Anteile gekauft, der Rest ist an der Börse notiert. Den Aktionären muss der DSGV ein Übernahmeangebot machen, das sich an dem durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate orientiert. Am Freitag lag die LBB-Aktie rund sieben Prozent im Plus bei 6,65 Euro.

Von der Fast-Pleite zur sanierten Bank

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit freute sich über den Milliardenerlös der ehemaligen Bankgesellschaft, die vor sechs Jahren vor der Pleite stand. "Berlin bekommt einen sehr guten Kaufpreis, und Berlin weiß die Bank in guten Händen", sagte er. Mit dem Erlös will Berlin die im Zuge der Sanierung übernommenen Risiken aus dem Immobiliengeschäft abdecken, die bei vier bis sechs Milliarden Euro liegen sollen.

Schon einmal hatte das Land versucht, die Bank zu veräußern - angesichts des von Finanzinvestoren gebotenen Preises von zehn Millionen Euro wurde der Verkauf aber schnell wieder abgeblasen. Inzwischen ist das Institut saniert. 2006 wies die Bank, bei der jeder zweite Berliner Kunde ist, einen Nachsteuergewinn von 665 (2005: 280) Millionen Euro aus.

Der DSGV sicherte zu, die LBB-Anteile mindestens zehn Jahre zu halten. Der Sitz des Instituts solle in der Hauptstadt bleiben, und auch am Management werde es keine Änderungen geben.

Der Verkauf der Landesbank ist die größte Transaktion im deutschen Finanzsektor seit der Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz im Jahr 2001. Das LBB-Bieterverfahren war im Januar mit 19 Interessenten aus dem In- und Ausland, darunter auch Finanzinvestoren, gestartet. Die EU-Kommission hatte den Verkauf des Landesanteils zur Auflage gemacht, weil Berlin die Bank mit Milliardenbeihilfen vor der Pleite bewahrt hat. Ein EU-Sprecher sagte, die Kommission werde die Entscheidung des Landes "sorgfältig prüfen", wenn der Deal abgeschlossen sei. Die EU hatte gefordert, dass allein der Kaufpreis und nicht politische Erwägungen ausschlaggebend sein sollen.

DSGV intern:

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband ö.K. (öffentliche Körperschaft) vertritt die über regionale Sparkassen- und Giroverbände organisierten deutschen Sparkassen. Diese gehören - zusammen betrachtet - nach Bilanzsumme zu den größten Finanzgruppen der Welt und sind der größte Anbieter gewerblicher Arbeits- und Ausbildungsplätze in Deutschland. Die Sparkassen verfolgen eine gewinnorientierte, aber nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Geschäftspolitik. Sie betreuen fast 50 Millionen Kunden in Deutschland, darunter auch künftig 1,9 Mio. Sparkassenkunden in Berlin.

Der DSGV ö.K. wurde in dem Erwerbsverfahren betreut von
- Goldman, Sachs & Co oHG (Finanzberater)
- Cleary Gottlieb Steen & Hamilton LLP (Rechtsberatung)
- Deloitte & Touche GmbH (Finanz- und Steuer-Due Diligence)
- Bain & Company (Markt-Due Diligence)
- Kampmann, Berg & Partner (Markt-Due Diligence)

www.lbb.de

 

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