Dax-Rekord mit wenig Wirkung auf die Konjunktur

"Die positiven Auswirkungen werden sich in engen Grenzen halten", sagte der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz am Freitag zu Reuters. "So viel Aktienbesitz haben die Deutschen nicht, dass ich daraus ein Konsumschub erwarten würde." Im Vergleich zu anderen Ländern sei die Aktienkultur in Deutschland noch unterentwickelt, sagte auch der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW), Carsten-Patrick Meyer: "Deshalb profitieren die Deutschen jetzt auch weniger vom Börsenboom".

Einer Statistik der Bundesbank zufolge hielten die Deutschen 2006 Aktien im Gesamtwert von 372 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil gesamten Geldvermögen von rund acht Prozent. Zu Zeiten den Börsenbooms 2000 lag er noch bei gut zwölf Prozent. Damals hatten die Bundesbürger noch rund 447 Milliarden Euro in Aktien angelegt. "In den USA oder auch in Großbritannien halten die privaten Haushalte viel höhere Aktienbestände", sagte Meyer.

Positiv ist die gute Börsenstimmung für Unternehmen. Ihnen wird die Geldbeschaffung an den Finanzmärkten erleichtert, wie die deutlich gestiegene Zahl der Börsengänge in diesem Jahr zeigt. Das Debüt des Dieselmotorenherstellers Tognum Anfang Juli war der größte Börsengang seit dem der Post im Jahr 2000. "Weil viele Unternehmen selbst Aktien halten, profitieren sie auch von steigenden Kursen", sagte Meyer. Investitionen ließen sich so einfacher finanzieren.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) hatte am Vormittag mit 8151,57 Punkten das bisherige Rekordhoch von März 2000 geknackt. "Das zeigt die positive Grundstimmung in der Wirtschaft", sagte Franz. Die Bundesregierung sieht den Rekord auch als Beleg für die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. "Er scheint dafür zu sprechen, dass der Standort nicht so schlecht ist wie viele behaupten", sagte ein Sprecher von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD).