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US-Hypothekenkrise: KFW muss der IKB Bank helfen

Frankfurt/Main, 30.07.2007 16:49 Uhr (reuters)

Die staatliche Förderbank KfW musste offenbar auf Druck der Finanzaufsicht BaFin der Düsseldorfer IKB zur Seite springen, um eine Schieflage der Mittelstandsbank zu verhindern. Die Sorge vor einem Ausbreiten der Krise brachte am Montag die Aktien aller deutschen Großbanken stark unter Druck. Experten glauben allerdings, das sie sich den Folgen entziehen können. IKB-Papiere brachen um mehr als 18 Prozent auf 17,60 Euro ein.

Ein von der IKB verwalteter US-Fonds ist in schwach besicherten Immobilienkrediten in den USA engagiert, bei denen sich zuletzt Kreditausfälle gehäuft hatten. Er war in den Sog der Verunsicherung unter den US-Investoren gezogen worden. Die im Nebenwerteindex MDax gelistete IKB nahm daher ihre Gewinnziele zurück. Vorstandssprecher Stefan Ortseifen musste abtreten.

Die IKB teilte überraschend mit, dass ihr Ergebnis in dem im März 2008 endenden Geschäftsjahr "deutlich niedriger ausfallen" werde als die bisher angepeilten 280 Millionen Euro. Noch vor wenigen Tagen hatte der Vorstand die Anleger zu beschwichtigen versucht, indem er die Gewinnziele bekräftigte und die Risiken aus dem US-Engagement als gering einstufte.

Zur Höhe der erwarteten Belastungen machte die auf die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen spezialisierte Bank keine Angaben. Auch zum Ausscheiden des seit drei Jahren an der Spitze der Bank stehenden Ortseifen gab es keine Erklärung. Der für Immobilien und Verbriefungen zuständige Manager habe die Bank "im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat" verlassen, hieß es nur. Neuer Vorstandschef ist KfW-Vorstand Günther Bräunig.

Der von der IKB verwaltete Fonds "Rhineland Funding" und das Institut selbst sind in den USA im so genannten Subprime-Markt schwach besicherter Immobilienkredite engagiert. Seit geraumer Zeit häufen sich dort Probleme der Schuldner mit der Rückzahlung der Darlehen, was einige amerikanische Banken in Schwierigkeiten gebracht hat.

Die IKB führte ihre Probleme auf die Verunsicherung vieler Investoren zurück, die die Refinanzierung des 12,7 Milliarden Euro schweren Fonds deutlich teurer gemacht habe. Zudem fielen die Investitionen der Bank im Wert. Das Engagement habe dazu geführt, dass die Bonität der IKB "in Frage gestellt wurde und zu befürchten war, dass sich die Vertrauenskrise weiter verschärfen würde". Kreditausfälle habe es nur wenige gegeben.

Die KfW, die 38 Prozent an der IKB hält, sicherte zu, für die Risiken aus dem US-Engagement geradezustehen, um die Bonität der Bank zu sichern. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) begrüßte dies: "Dadurch wird sichergestellt, dass es nicht zu Marktverwerfungen oder negativen Folgen für das Bankensystem kommt." Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten Reuters, die Behörde habe Druck auf das IKB-Management ausgeübt, die Probleme im US-Immobilienmarkt zu veröffentlichen. Nach Ansicht von LBBW-Analyst Olaf Kayser deutet das schnelle Einschreiten der KfW auf "größere Probleme" hin.

Nach Einschätzung von Ratingagenturen dürften andere Banken von solchen Problemen weitgehend verschont bleiben. "Die meisten Institute sind gut aufgestellt und können mit einer Krise, die sich nicht dramatisch ausweitet, umgehen", sagte Thomas von Lüpke, Experte bei der Agentur Fitch. Auch Standard & Poor's sieht kein Überschwappen im großen Stil auf deutsche Institute.

Finanzexperte Simon Adamson von CreditSights kritisierte dagegen, dass sich viele Banken noch nicht oder nur unzureichend zu ihrem Engagement im US-Subprime-Markt geäußert hätten. "Die Ankündigung der IKB bestätigt die Ängste vieler Investoren, dass man nicht sicher sagen kann, wie groß das Problem tatsächlich ist und wo genau die Risiken liegen", sagte er. Die Aktien der Deutschen Bank hatten in der vergangenen Woche stark an Wert verloren, weil Anleger im Zusammenhang mit der Krise in den USA eine enttäuschende Gewinnentwicklung fürchten.

Am Montag gehörte die Postbank mit einem Abschlag von mehr als vier Prozent zu den größten Verlierern im Dax, obwohl sie erklärt hatte, die Probleme in den USA hätten "keine nennenswerten" Auswirkungen auf ihr Geschäft. Händler sprachen von "Sippenhaft". Die Situation der Postbank sei nicht mit der IKB vergleichbar. Auch die Papiere von Commerzbank, Deutsche Bank, Hypo Real Estate und Aareal gaben deutlich nach.

 

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