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IKB Chef Günther Bräunig greift durch: Finanzchef muss gehen

Düsseldorf, 08.08.2007 09:56 Uhr (redaktion)

Der neue IKB-Chef Günther Bräunig greift bei der angeschlagenen Mittelstandsbank hart durch.

Finanzvorstand Volker Doberanzke musste mit sofortiger Wirkung sein Amt niederlegen, wie die durch die Krise am US-Hypothekenmarkt in die Schieflage geratene IKB am Dienstagabend mitteilte. Kommissarischer Nachfolger werde Dieter Glüder, den die IKB erst vor wenigen Tagen von der Förderbank KfW in den Vorstand geholt hatte. Damit sitzen bereits zwei Top-Manager der KfW auf Schlüsselpositionen der IKB - auch Bräunig kam von dort. Er hatte Ende Juli den wegen der Turbulenzen geschassten Stefan Ortseifen abgelöst.

Für ihren angeschlagenen US-Fonds Rhinebridge übernimmt die IKB zudem die Verantwortung: Die Bank werde den 2,4 Milliarden Dollar schweren Fonds mit Kapital von 80 Millionen Euro stärken und ihn künftig in der eigenen Bilanz ausweisen, teilte das Institut mit. Auf Grund der rechtlichen Form des Fonds musste ihn die IKB - ebenso wenig wie ihren US-Krisenfonds Rhineland Funding - bislang nicht in die Bücher nehmen. "Diese Transaktion ist eine vorsorgliche Maßnahme und leistet einen wichtigen Beitrag zur Marktstabilisierung", erklärte die IKB.

Den finanziellen Zuschuss für Rhinebridge bekommen aber auch die IKB-Aktionäre zu spüren: Nach den Plänen des Vorstands soll keine Dividende ausgeschüttet werden. Für 2005/06 hatte die IKB nach eigenen Angaben noch 85 Cent je Aktie bezahlt. Die für den 14. August geplante Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal 2007/08 wurde verschoben. Die IKB habe bei der Börse die Genehmigung beantragt, die Geschäftsergebnisse für die Monate April bis Juni erst am 28. September zu präsentieren. Die für den 27. August geplante Analystenkonferenz werde ebenfalls verlegt. Bereits vergangene Woche hatte die IKB ihre Hauptversammlung in das vierte Quartal verschoben.

Darüber hinaus setze die IKB einen Krisenstab ein, teilte die Bank am Dienstagabend zudem mit. Dieser solle sich unter der Leitung von Lutz-Christian Funke, der auch vom Hauptaktionär KfW kommt, um die Stabilisierung der Bank kümmern, sagte ein IKB-Sprecher. Funke wurde zum Generalbevollmächtigten der Bank ernannt.

Rhineland Funding braucht bereits Liquidität
Der am stärksten von der US-Hypothekenmarkt-Krise betroffene IKB-Fonds Rhineland Funding musste bereits erste Liquiditätsgarantien in Anspruch nehmen, da die Finanzierung über Commercial Paper derzeit nicht funktioniere, teilte die IKB mit. Zur Höhe des benötigten Volumens machten IKB und KfW keine Angaben. Die staatliche Förderbank KfW, die knapp 38 Prozent an der IKB hält, bürgt mit einer Kreditlinie über 8,1 Milliarden Euro. "Das Ziehen einer Liquiditätslinie ist nicht gleichbedeutend mit dem Eintreten eines Verlusts", sagte ein KfW-Sprecher. "Das ist ein ganz normaler geschäftlicher Vorgang."

Zusätzlich zur KfW-Kreditlinie gebe es eine Bürgschaft von "einer Gruppe anderer Banken" in Höhe von 6,5 Milliarden Euro, wie die IKB erst am Dienstag bekannt gab. Diese habe aber schon immer bestanden, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person Reuters. Durch die beiden Kreditlinien sei das komplette Anlagevolumen von Rhineland Funding abgedeckt. Demnach müssten in dem Fonds 14,6 Milliarden Euro stecken. Davon sei gut ein Drittel im US-Krisenmarkt für Hypothekendarlehen mit schlechter Bonität (Subprime Mortgage) investiert, sagte ein Insider. Die KfW erwartet nach einer ersten Schätzung Finanzkreisen zufolge ein Ausfallvolumen von 2,5 Milliarden Euro aus Rhineland Funding.

Bei Rhinebridge sieht die Situation Finanzkreisen zufolge etwas besser aus: Der Anteil des Subprime-Engagements am Gesamtvolumen von Rhinebrigde belaufe sich auf 17 Prozent, sagte ein Eingeweihter. Akut seien keine Kredite vom Ausfall bedroht, da 96 Prozent der Tranchen mit einem Rating von AAA oder AA ausgezeichnet seien.

 

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