Finanzen Markt & Meinungen Startseite

 

Finanzexperten sind optimistisch und geben Entwarnung

Frankfurt/Main, 04.09.2007 18:36 Uhr (reuters)

In der seit Wochen andauernden Krise der Finanzwirtschaft stellen führende deutsche Banker die Signale nun auf Entwarnung.

Aus Sicht von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist das weltweite Bankensystem in den Turbulenzen am US-Hypothekenmarkt noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis bezeichnete die Probleme in Deutschland am Dienstag als weitgehend ausgestanden und rechnet nicht mit weiteren Sanierungsfällen nach der SachsenLB und der Mittelstandsbank IKB. An der Börsen sorgten die Äußerungen der Manager nach wochenlangen Rückschlägen umgehend für Kursgewinne von Bankaktien.

"Es mag einige Zeit dauern, bis das Finanzsystem die Auswirkungen der US-Subprime-Krise verdaut hat", sagte Ackermann am Dienstag in Frankfurt auf einer Bankentagung. Doch die Probleme nach dem Markteinbruch bei zweitrangigen US-Hypothekenkrediten (Subprime) seien von einem begrenzten Ausmaß. "Zu übertriebener Sorge oder gar Panik sehe ich keinen Anlass", betonte der Chef von Deutschlands führendem Kreditinstitut. Die Deutsche Bank selbst sieht sich kaum betroffen. Sie habe dank eines strikten Risikomanagements die Kreditrisiken unter Kontrolle. Die Geschäfte im Juli und im August seien zufriedenstellend verlaufen, allerdings habe das Handelsgeschäft gelitten.

Als Konsequenz aus der Finanzkrise riet Ackermann den Banken, die eigenen Risikosysteme zu verbessern und sich weniger auf das Urteil der Ratingagenturen zu verlassen. Zudem müssten sie für mehr Transparenz sorgen. Weltweit waren Banken und Fonds Fehlspekulationen mit US-Hypothekenkredite zum Verhängnis geworden - in Deutschland der IKB und der SachsenLB. Der Geldmarkt, an dem Banken sich gegenseitig Geld leihen, kam fast zum Erliegen, weil die Institute sich zunehmend misstrauten. Zentralbanken mussten mit milliardenschweren Geldspritzen für zusätzliche Liquidität sorgen.

Aus Sicht von Haasis, dem Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), ist der deutsche Finanzmarkt insgesamt stabil. Landesbanken, die ebenfalls größere Engagements im US-Hypothekenmarkt haben, hätten zudem genügend Liquidität. "Nach allem, was wir sehen, klingt die Vertrauenskrise langsam ab und wir treten zunehmend wieder in normale Verhältnisse ein", sagte Haasis bei der selben Veranstaltung. Das Hauptproblem sei das fehlende Vertrauen der Banken untereinander.

Ackermann lobte Zentralbanken und Aufsichtsbehörden für ihr "beherztes Eingreifen". Deshalb bleibe die Deutsche Bank für das Geschäftsumfeld der Branche weltweit optimistisch. Ebensowenig rechne er mit gravierenden Folgen für die deutsche Wirtschaft. Auch der Markt für Firmenübernahmen (M&A) bleibe in den kommenden Monaten stabil.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bezeichnete die Lage auf der von der Zeitung "Handelsblatt" organisierten Veranstaltung zwar als "ernste Krise". Der deutsche Finanzmarkt habe aber genug Reserven, die aktuellen Turbulenzen zu überstehen, sagte der SPD-Politiker. Er hoffe, dass der Lerneffekt aller Beteiligten lange anhalte, bevor "das nächste Rattenrennen wieder anfängt". Gravierende Folgen für die deutsche Konjunktur sehe er wegen der Bankenkrise nicht.

Steinbrück und der Sparkassen-Präsident rieten erneut, die Krise für Zusammenschlüsse bei den Landesbanken zu nutzen. Um im globalen Finanzmarkt bestehen zu können, sei eine kritische Größe nötig, sagte Haasis und forderte erneut eine Fusion von LBBW mit der WestLB. Die LBBW hatte vor gut einer Woche bereits die angeschlagene SachsenLB übernommen.

Am Finanzmarkt sorgte vor allem die Rede Ackermanns für Erleichterung. Die Aktie der Deutschen Bank legte gut zwei Prozent zu. Commerzbank-Papiere gewannen ähnlich stark. "Bis jetzt waren immer alle sehr skeptisch, aber nun fasst man doch wieder etwas Vertrauen in die Banken", kommentierte ein Händler.

 

» Zur Startseite von Finanzen Markt & Meinungen