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Tagesgeld: Hohe Zinsen oft an Bedingungen gekoppelt

Düsseldorf, 22.10.2007 11:33 Uhr (redaktion)

Die seit einigen Monaten wieder gestiegenen Zinsen rücken auch die kurzfristige Geldanlage verstärkt ins Blickfeld. Ohne große Mühe lassen sich Tagesgeldkonten mit einer Verzinsung von deutlich mehr als drei und sogar über vier Prozent Prozent finden.

Allerdings sollten Anleger genau hinschauen. Denn manche Angebote entpuppen sich als vermeintliche Schnäppchen. Auf den ersten Blick „verlockende Hochzins-Offerten sind vielfach mit zusätzlichen Bedingungen verknüpft, die für den Kunden zur Kostenfalle werden können”, warnt Thomas Bieler, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale NRW.

So wirbt die Postbank derzeit mit Tagesgeldzinsen bis zu 4,5 Prozent, was weit über dem Marktdurchschnitt liegt. Doch die hohen Zinsen bekommen Kunden nur, wenn sie ein neues Girokonto eröffnen – und das ist nur kostenlos, wenn monatlich ein Gehalteingang von mindestens 1.250 Euro verbucht wird. Wenn weniger oder überhaupt kein Gehalt eingeht, kostet das Konto 5,90 Euro pro Monat.

Wer da nicht aufpasst, muss bei einer Anlagesumme von 3.000 Euro mehr als die Hälfte der Zinseinnahmen gleich wieder in Form von Kontogebühren an die Postbank zurückzahlen.

Gleich zweierlei Haken und Ösen verknüpft die SEB Bank mit ihren Tagesgeld-Lockangeboten. Hier bekommen nur diejenigen, die ihr Guthaben neu bei der SEB Bank anlegen, den Sonderzins von vier Prozent – und das nur für Beträge bis zu 20.000 Euro. Außerdem stellt das Institut dem Sparer sieben Prozent für eine sechsmonatige Anlage in Aussicht. Doch diesen Extrazins gibt es nur, wenn 40 Prozent des Guthabens auf das Festgeld-Konto und 60 Prozent in einen von der SEB vermittelten Investmentfonds fließen. Allerdings stellt die Bank nur Fonds zur Auswahl, bei denen der Ausgabeaufschlag zwischen drei und 5,25 Prozent liegt – bei Direktbanken und Fonddiscounter gibt es viele Fonds hingegen ohne den Rendite schmälernden Ausgabeaufschlag.

Eine Gegenleistung der besonderen Art verlangt die Karstadt-Quelle-Bank für ihre Sonderkonditionen. Beim Eröffnen des “Traum-Zins-Kontos” muss der Anleger seine Konsumziele preisgeben, die dann an einen Shopping-Vermittler namens Sparschwein AG weitergereicht werden. “Da ist es vorprogrammiert, dass schon bald nach dem Abschluss Briefkasten und E-Mail-Postfach mit Werbepost gefüllt werden”, warnt Bieler.

Als Honorar für die Preisgabe der geheimen Wünsche winken Zinsen inklusive Fußangeln: Den in der Werbung herausgestellten Zins von 4,59 Prozent spendiert die Bank nur, so lange das Guthaben unter 5.000 Euro bleibt. Wird diese Grenze überschritten, zahlt das Institut für das Gesamtguthaben nur noch 3,57 Prozent.

Frei von Fallstricken ist hingegen die Offerte der Norisbank, die neuerdings zur Deutschen Bank gehört und sich mit Kampfkonditionen als Tagesgeld-Discounter positionieren will. Ohne Einschränkungen verwöhnt die Bank momentan mit 4,25 Prozent, und verspricht, bis Ende März 2009 unter den besten drei Tagesgeldanbietern zu bleiben. Als Vergleichsmaßstab zählen jedoch nur die Standardkonditionen der Konkurrenz und keine befristeten Lockangebote.

Die Comdirect-Bank zahlt zumindest bis 30.000 Euro 3,8 Prozent. Den gleichen Zinssatz gibt es bei der DKB-Direktbank, allerdings nur auf dem Umweg über ein Guthaben auf einer kostenlosen Visa-Kreditkarte.

Mit 3,8 Prozent versüßt auch 1882direkt, Online Ableger der Frankfurter Sparkasse, Tagesgeld-Einlagen – sogar bis zu 500.000 Euro. Besonderheit bei diesem Institut: Beträge, die über dem Kontostand vom 1. Mai 2007 liegen, werden mit zusätzlich 0,25 Prozent, also insgesamt 4,05 Prozent, verzinst.

Ebenfalls vorne mit dabei sind mit der DaimlerChrysler-Bank und der Volkswagen-Bank zwei Finanztöchter deutscher Autobauer. Bei DaimlerChrysler bringt das Tagesgeld 3,5 Prozent, bei Volkswagen je nach Anlagesumme 3,4 bis 3,5 Prozent – ohne Mindestanlage und einschränkende Klauseln, aber ausschließlich mit Kontoführung per Internet.

Freilich: Auch die Volkswagen-Bank gesellt sich zu denen, die ihre Stammkunden schlechter stellen als neue. Das „Plus Konto TopZins“ bringt bis zu einer Einlage von 20.000 Euro 4 Prozent Zinsen – allerdings nur bis zum 29. Februar 2008.

Quelle: Verbraucherzentrale NRW

 

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