Berlin, 01.12.2007 13:08 Uhr (redaktion)
Die Zukunft der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB bleibt auch nach der neuen Finanzspritze von 350 Millionen Euro unsicher. Wohnungen von Ex-IKB-Vorständen durchsucht.
Die staatliche Förderbank KfW solle als Großaktionärin ihren Anteil von 38 Prozent "so zügig wie irgend möglich" verkaufen und dabei einen guten Preis erzielen, sagte am Freitag der Chef des KfW-Verwaltungsrates, Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), nach einer rund dreistündigen Sondersitzung des Gremiums. "Es gibt viele Interessenten", ergänzte er. Dazu zählen unter anderem die Commerzbank sowie die DZ Bank. Der Finanzinvestor Lone Star sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er sei an der gewerblichen Immobilienfinanzierung der IKB interessiert.
Steinbrück machte klar, dass weitere Risiken bei der IKB auftauchen könnten. In diesem Fall müssten die übrigen Aktionäre der Bank dafür mit geradestehen. Das IKB-Management habe den KfW-Verwaltungsrat aufgefordert, alles zu tun, um die Eigenkapitalbasis des Instituts zu stärken. "Es gibt ein überwältigendes Bild im Verwaltungsrat, dass wir die Mittelstandsbank IKB am Markt halten sollten", erklärte er. Steinbrück betonte, der Bund werde der KfW allerdings keine Bürgschaften oder andere Garantien gewähren.
Von dem am Donnerstag verabschiedeten neuen Rettungspaket von 350 Millionen Euro übernimmt die KfW 150 Millionen, wie Steinbrück sagte. Nach Angaben aus Finanzkreisen trägt der Bundesverband deutscher Banken, in dem die privaten Institute organisiert sind, ebenfalls 150 Millionen Euro. Die restlichen 50 Millionen Euro übernehme der Sparkassenverband DSGV zu zwei Dritteln, ein Drittel entfalle auf den Genossenschaftsverband.
Wohnungen von Ex-IKB-Vorständen durchsucht
Mit Blick auf die aktuelle Bankenkrise griff Steinbrück die Vorstände von Banken scharf an. "Es gibt Bankenvorstände, die der Komplexität dessen, was sie tun, nicht gewachsen sind", sagte der Minister der "Financial Times Deutschland". Vor allen den Vorständen der IKB und der SachsenLB habe die ausreichende Expertise für derartige Geschäfte gefehlt. Die SachsenLB hatte sich wie die IKB mit komplizierten Finanzprodukten am US-Hypothekenmarkt verspekuliert.
Die schon seit einigen Monaten bei der IKB ermittelnde Staatsanwaltschaft weitete unterdessen ihre Untersuchungen aus. Unter anderem seien die Privatwohnungen des Ex-IKB-Chefs Stefan Ortseifen und die des amtierenden Personal- und Risikochefs Claus Momburg durchsucht worden, sagte Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen und bestätigte damit einen Vorabbericht der "Rheinischen Post". Zudem wurden die Wohnungen von drei weiteren ehemaligen IKB-Vorständen inspiziert. Bis auf Momburg mussten alle IKB-Vorstandsmitglieder wegen der Krise gehen. Drei der nun vier amtierenden Vorstände setzte Hauptaktionärin KfW ein.
Die Vorgänge um die IKB sollen auch Folgen für die KfW haben. Steinbrück und Wirtschaftsminister Michael Glos wollen nach eigenen Angaben dem Verwaltungsrat am 10. Dezember vorschlagen, die Organisationsstrukturen zu verbessern. Künftig solle es einen Präsidial- und einen Prüfungsausschuss geben. Damit soll die Staatsbank auch in schwierigen Zeiten "beratungsfähiger" sein.
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