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Rückläufige Geschäfte - Finanzkrise bremst deutsche Dienstleister

Berlin, 05.12.2007 20:08 Uhr (redaktion)

Die deutschen Dienstleister haben im Gegenwind der Finanzkrise im November einen Gang heruntergeschaltet.

Wegen des hohen Kostendrucks durch steigende Öl- und Strompreise blicken sie zudem so pessimistisch in die Zukunft wie seit Mai 2003 nicht mehr. Nach einem Anstieg im Oktober sackte der NTC-Einkaufsmanagerindex (EMI) für den Sektor nun unerwartet kräftig um zwei auf 53,1 Punkte ab, wie das britische Forschungsinstitut NTC am Mittwoch mitteilte. Erstmals seit mehr als viereinhalb Jahren mussten die Finanzvermittler sogar einen Geschäftsrückgang hinnehmen. Experten befürchten, dass die Zahlen einen Abwärtstrend bei den Dienstleistern einläuten. Die Hoffnung, dass eine anziehende Binnennachfrage den Aufschwung tragen wird, könnte sich damit als trügerisch erweisen.

Zwar wuchs der Sektor noch, allerdings erhielten die Unternehmen kaum mehr neue Aufträge. Grund war vor allem die gesunkene Ausgabenbereitschaft der Kunden, wie die Umfrage unter rund 450 Firmen ergab. Auch die höheren Energie- und Kraftstoffpreise bekamen die Dienstleister voll zu spüren: Die Einkaufspreise fielen so hoch aus wie seit sieben Jahren nicht mehr. Auch die Verkaufspreise kletterten, wenn auch nicht im selben Maß.

Die Entwicklung drückte auf die Rentabilität bei vielen Firmen: Bei rund einem Fünftel verschlechterte sich die Ertragslage im November gegenüber August. Bei zahlreichen Vermittlern von Finanzdienstleistungen sorgten auch höhere Kapitalmarktzinsen für rückläufige Gewinne. NTC-Volkswirt Tim Moore sagte, die Schwäche dieser Branche habe die Gesamtentwicklung belastet.

Auch in der Euro-Zone hinterließ die Finanzkrise tiefe Spuren bei den Dienstleistern: Die Geschäfte legten so schwach zu wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr zu. Analysten sehen die Entwicklung mit Sorge. "Die Daten sind ein weiterer Beleg dafür, dass die Finanzkrise auf die Realwirtschaft übergreift", sagte Martin Van Vliet von ING.

Von der negativen Entwicklung abkoppeln konnte sich Frankreich, wo das Wachstum im November trotz der Streiks so stark ausfiel wie seit acht Monaten nicht mehr. In Spanien und Italien kam es hingegen fast zu einer Stagnation. Jacques Cailloux, Chefvolkswirt für die Euro-Zone bei der Royal Bank of Scotland, sieht die geringe Preismacht als Hauptgrund für die schlechten Steigerungsraten in Deutschland und den großen südeuropäischen Volkswirtschaften. "Die Firmen haben kaum die Möglichkeit, die höheren Einkaufspreise, allen voran den hohen Ölpreis, an die Kunden weiterzugeben."

Gut ein Viertel der befragten Firmen erwartet rückläufige Geschäfte binnen Jahresfrist. Das ist ein schlechtes Omen für den Aufschwung im nächsten Jahr, wie viele Experten meinen: "Die Wachstumsprognosen für nächstes Jahr fußen doch sehr stark auf einem anziehenden privaten Konsum. Wir glauben, dass es 2008 eine Enttäuschung geben wird, was die konjunkturelle Dynamik angeht", sagte BHF-Chefvolkswirt Uwe Angenendt.

 

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