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Branchen: Bundesregierung will IT-Standort Deutschland stärken

Berlin, 11.12.2007 10:25 Uhr (redaktion)

Wo steht Deutschland im internationalen Wettbewerb der Informationstechnologien? Und wie können Politik und Wirtschaft den Standort weiter nach vorn bringen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich am Montag der zweite Nationale IT-Gipfel der Bundesregierung. Die Fachleute aus Wirtschaft und Verwaltung waren sich einig: Deutschland hat noch erhebliches Entwicklungspotenzial.

"Wir brauchen mehr qualifizierte Fachkräfte. Forschung und Entwicklung müssen finanziell unterstützt und die Anstrengungen von Unternehmen und öffentlicher Hand weiter verzahnt werden", hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits vor Beginn des Gipfels erklärt.

Computer- und Softwarehersteller in Deutschland profitierten zwar auch hierzulande vom ungebrochenen Aufschwung der Branche. "Dennoch müssen wir uns eingestehen: Deutschland hat auch manche Entwicklungen im IT-Bereich zu spät erkannt. Wachstumspotenziale blieben so ungenutzt", schrieb Merkel in der Financial Times Deutschland.

Foto: REGIERUNGonline/Kugler
Foto: REGIERUNGonline/Kugler

Mit dem Breitband wächst die Wirtschaft
Die Informationstechnologien (IT) wirken heute als wirtschaftliche Treiber. Besonders im Mittelstand kommt den IT-Innovationen nach übereinstimmender Auffassung aller Fachleute eine Schlüsselrolle zu. Aber die Expertinnen und Experten mahnten in Hannover auch an, Beratung, Wissenschaft und Unternehmen besser zu vernetzen. Der Zugang zur Forschungsförderung müsse leichter werden, hieß es. Von den Anbietern wurde eine höhere Kundenorientierung gefordert – und leichtere Verständlichkeit ihrer Produkte.


 

Die IT-Branche beschäftigt in Deutschland rund 770.000 Spezialisten, hinzu kommen etwa 600.000 Anwenderspezialisten bei den Kunden der Branche. Fachleute schätzen jedoch, dass an die 45.000 IT-Spezialisten fehlen.


 

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos forderte die Unternehmen auf, mehr IT-Fachkräfte auszubilden. Zuwanderung sei dafür weniger erforderlich als die Qualifizierung inländischer Kräfte, erklärten Glos und Merkel in Hannover.

Die Anwender im Blick
Mit Blick auf das seit dem ersten IT-Gipfel vor einem Jahr Erreichte zog die Bundeskanzlerin in Hannover ein positives Resümee: Die Arbeitsgruppen hätten eng an den praktischen Erfordernissen orientierte Ergebnisse vorgelegt. So habe sich eine Gruppe mit der Frage beschäftigt, wie man die modernen Anwendungen und Programme leichter gestalten kann. "Von der Anwenderorientierung hängt viel ab", unterstrich die Kanzlerin. Längst seien nicht mehr nur junge Menschen die Zielgruppe. Darauf müsse sich die Industrie einstellen.

Merkel betonte, auch in den Unternehmen dürfe die IT auf Dauer keine Domäne nur der jungen Beschäftigten sein. Für Frauen müsse etwa die Nähe zum Beruf in Phasen der Kindererziehung gewährleistet sein, damit sie am Ball bleiben könnten. Überhaupt gelte es, das lebenslange Lernen jenseits des mittleren Lebensalters besser zu organisieren.

Der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Professor August-Wilhelm Scheer, sprach sich für einen flexibleren Zugang zu den Hochschulen aus. Zu viele verborgene Talente blieben ungenutzt. Die Wirtschaft müsse sich ihrerseits stärker mit der Forschung vernetzen, forderte Scheer. Nur so könnten aus technologischen Innovationen mehr und schneller weltmarkttaugliche Produkte entstehen.

Hightech-Strategie: Der Bund geht voran
Gemeinsam wollen die öffentliche Hand und die Unternehmen auf dem Feld der Informations- und Kommunikationstechnologien Boden gut machen.


 

Das Engagement der Bundesregierung ist groß: Mit der im vergangenen Jahr gestarteten Hightech-Strategie investiert der Bund bis 2011 rund 1,5 Milliarden Euro allein in die Informations- und Kommunikationstechnologie. Das Programm IKT 2020 fördert ganz konkrete Anwendungsfelder wie Mobilität, Automatisierung, Medizin, Dienstleistungen und Umwelt.


 

Bereits in der vergangenen Woche hatte das Bundeskabinett ein neues Konzept für die Steuerung der Informationstechnologie des Bundes beschlossen. "Ein erster Schritt", dem viele weitere folgen müssten, so die Kanzlerin. Den Auftrag für die neuen Strukturen hatten das Bundesinnenministerium und das Bundesfinanzministerium auf dem ersten IT-Gipfel vergangenen Dezember in Potsdam erhalten.

Das Konzept soll die IT-Steuerung des Bundes verbessern: Der Service der Bundesverwaltung soll optimiert, IT-Innovationen sollen gefördert werden. Das Konzept umfasst zudem die interne und die ressortübergreifende IT-Steuerung. Ferner behandelt es aktuelle Fragen der E-Government-Strategie und der IT-Sicherheit.

IT-Gesetzes-Check
Die Informationstechnologien durchdringen alle Lebensbereiche. Sämtliche Gesetzgebungsvorhaben mit IT-Bezug müssen deshalb künftig auf den IT-Prüfstand. Großprojekte erhalten eine zentrale Koordinierung. In jedem Ressort wird ein IT-Beauftrager (Ressort-Chief Information Officer – CIO) mit umfassenden Gestaltungsrechten eingerichtet. Zusammengesetzt aus den verschiedenen Ministerien, nimmt eine IT-Steuerungsgruppe die Arbeit auf. Der für Verwaltungsmodernisierung und Informationstechnik zuständige Staatssekretär im Bundesinnenministerium wird Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik.

Von einer effizienteren Koordination der IT des Bundes und papierlosem elektronischen Geschäftsverkehr profitiert nicht zuletzt die Wirtschaft. Das Ziel sei klar, betonte die Bundeskanzlerin: eine moderne digitale Verwaltung als leistungsfähiger Dienstleister für Bürger und Unternehmen.

 

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