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Gesundheitsfonds hat Schnupfen: Krankenkassen fordern Verschiebung

Berlin, 25.01.2008 15:06 Uhr (redaktion)

Zuerst vehement verteidigt, jetzt bröckeln alle Fronten. Auch die Krankenkassen machen Front gegen die Einführung des Gesundheitsfonds im Jahr 2009.

Der Fonds sei unsinnig, sagte der neue Vorstandschef des Ersatzkassenverbandes, Thomas Ballast, am Freitag in Berlin. Er berge viele Risiken und ungelöste Probleme politischer und technischer Art. "Die Politik tut sich im Wahljahr 2009 keinen Gefallen damit, den Gesundheitsfonds zu starten", betonte er. Der Start müsse verschoben werden.

Die Politik werde sich schwer damit tun, den Einheitsbeitrag unter Wahrung der Interessen aller Beteiligten in der richtigen Höhe festzusetzen, mutmaßte Ballast. Ein zu niedriger Satz zwinge Kassen mit vielen Kranken und Geringverdienern, eine Zusatzprämie zu verlangen. Die Folge sei ein "Kassen-Hopping" und "Kassensterben". Für die Zusatzprämien müssten die Kassen mehr als eine Million Konten einrichten. "Das ist eine völlig unnötige Bürokratie", kritisierte er. Auch aufgrund regionaler Verzerrungen, ungleicher Ausgaben- und Vergütungsstrukturen ergäben sich für die Kassen unterschiedliche Startchancen.

Als großes Problem bezeichnete Ballast die ungelösten Pensionsverpflichtungen für Mitarbeiter in beamtenähnlichen Verhältnissen, die sich allein bei den Ortskrankenkassen (AOK) auf 8,1 Milliarden Euro belaufen. Der Ersatzkassen-Chef lehnte es ab, dass die anderen Kassen für die Verbindlichkeiten der AOK aufkommen sollten.

Der Fonds soll ab Januar kommenden Jahres die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern unter den Kassen verteilen. Sie erhalten eine Pauschale pro Versichertem plus einen Zuschlag je nach Gesundheitszustand des Mitglieds. Die Regierung muss den Beitrag im Herbst dazu einheitlich festsetzen. Auch aus der Politik waren unlängst kritische Stimmen zum Zeitpunkt der Fondseinführung gekommen, der auch wegen der zu erwartenden höheren Beiträge vieler Kassen in der Kritik steht. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine Verschiebung aber ausgeschlossen.

Einen Vorab-Artikel zum Thema finden Sie hier auf fmm-magazin.de.

 

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