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Update: IT-Elefantentanz - Yahoo scheint bereit für Übernahme durch Microsoft

New York/Frankfurt, 01.02.2008 17:16 Uhr (reuters)

Das Internet-Unternehmen Yahoo lehnt nach Angaben aus Kreisen eine Übernahme durch Microsoft nicht mehr grundsätzlich ab.

07.04.2008
Allerdings verlangt das Management von dem weltgrößten Software-Konzern eine Anhebung der bisherigen Offerte von 31 Dollar je Aktie, wie eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag erklärte. Yahoo werde Microsoft seinen Standpunkt in einem offiziellen Brief mitteilen, der noch am Montag abgeschickt werden sollte. Darin werde Yahoo zudem die Darstellung von Microsoft zurückweisen, wonach sein Geschäft rückläufig sei.

In dem Übernahmekampf um den Suchmaschinenbetreiber hatte Microsoft zuletzt den Druck erhöht und der Yahoo-Spitze ein dreiwöchiges Ultimatum gestellt, die Offerte im Wert von mehr als 40 Milliarden Dollar anzunehmen. Andernfalls werde sich Microsoft direkt an die Yahoo-Aktionäre wenden, um die größte Übernahme in der Branche unter Dach und Fach zu bringen, hieß es in einem Brief von Microsoft-Chef Steve Ballmer an das Kontrollgremium von Yahoo. Aus dem Umfeld von Yahoo verlautete, das Konzernspitze wäge nun die Entscheidungsmöglichkeiten ab.

Microsoft hatte Yahoo vor mehr als zwei Monaten eine Übernahme in Aktien und Bargeld zum Preis von 31 Dollar je Anteilsschein unterbreitet. Dies entsprach damals einem Aufschlag von 62 Prozent auf den Yahoo-Aktienkurs. Das nun gestellte Ultimatum von Microsoft läuft am 26. April aus - wenige Tage nach Veröffentlichung der Quartalszahlen beider Unternehmen. (reuters)

11.02.2008
Yahoo hat das milliardenschwere Übernahmeangebot des Software-Giganten Microsoft offiziell zurückgewiesen.
Die Offerte im Wert von 42 Milliarden Dollar bewerte das Unternehmen als deutlich zu niedrig und daher nicht im besten Sinne für die Aktionäre, erklärte Yahoo am Montag vor US-Börseneröffnung. Das Management werde weiterhin alle strategischen Optionen prüfen. Die Anleger nahmen die Nachricht positiv auf: Der Aktienkurs von Yahoo legte etwa 1,7 Prozent zu. Dagegen verloren Microsoft-Papiere knapp zwei Prozent an Wert.

Microsoft hatte Anfang Februar erklärt, Yahoo für ursprünglich 45 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Da die Offerte zur Hälfte aus Aktien besteht und der Kurs des Software-Riesens seitdem gefallen ist, beläuft sich das Angebot mittlerweile nur noch auf knapp 42 Milliarden Dollar. Microsoft will mit der Übernahme im Internet-Geschäft Boden zum Marktführer Google gutmachen. Es wäre die bislang größte Fusion zweier Computertechnologie-Konzerne.

Das letzte Wort über die Offerte haben aber die Yahoo-Aktionäre - und dort zeigt die Abwehrfront bereits erste Risse. So sprach sich eine Aktionärsgruppe am Wochenende erstmals öffentlich gegen die ablehnende Haltung der Unternehmensführung aus. "Wir wollen nicht, dass Yahoo unter dem derzeitigen Direktorium und Management unabhängig bleibt", schrieb am Sonntag der Leiter der Organisation Yahoo Plan B, Eric Jackson, in seinem Blog. Zu der Gruppe gehören 100 derzeitige und ehemalige Yahoo-Beschäftigte, die zusammen 2,1 Millionen der insgesamt 1,4 Milliarden Aktien des Konzerns halten. Jackson kritisierte, dass Firmenchef Terry Semel zu wenig unternehme, um den Aktienkurs zu steigern.

Um eine Übernahme durch Microsoft zu verhindern, will Yahoo die in der Vergangenheit gescheiterten Fusionsgespräche mit der Onlinetochter des Time-Warner-Konzerns AOL nun wieder aufnehmen, wie die britische "Times" am Montag ohne Quellenangabe berichtete. Der Suchmaschinenbetreiber erwäge auch Allianzen mit Google und Disney, um die Offerte des weltgrößten Softwareherstellers abzuwehren.

04.02.2008
Das Yahoo-Management habe seit Monaten ruhende Gespräche mit Google wieder aufgenommen, um das knapp 45 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot Microsofts abzuschmettern, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person zu Reuters. Die Yahoo-Spitze halte die MS-Offerte trotz eines saftigen Aufschlags von mehr als 60 Prozent auf den Börsenkurs für zu wenig, hieß es von zwei Kennern. Mit 31 Dollar je Aktie sei die Nummer zwei im Internetgeschäft unterbewertet.

Daneben rief das Microsoft-Angebot wohl weitere Interessenten für Yahoo auf den Plan. Es gebe erste Kontakte mit Medien-, Technologie- und Telekommunikationsunternehmen sowie Finanzinvestoren, hieß es von einem Insider. Es sei aber nicht absehbar, ob jemand eine Gegenangebot vorbereite. Ohnehin gibt es nur wenige Konzerne auf der Welt, die Microsofts 45 Milliarden Dollar ohne weiteres überbieten könnten.

Unterdessen gibt sich Yahoo stoisch. "Wir wollen betonen, dass absolut keinerlei Entscheidungen getroffen wurden. Und anders als manche glauben machen wollen ist auch noch kein Integrationsprozess auf dem Weg", hieß es in einem Schreiben an die Mitarbeiter.

An der Wall Street wird indes gemahnt, Google würde niemals eine kartellrechtliche Freigabe zum Einstieg bei seinem älteren, aber kleineren Konkurrenten bekommen. Zudem könnten Yahoos Bemühungen um einen "weißen Ritter" auch nur eine Strategie sein, um den Kaufpreis nach oben zu treiben. Das "Wall Street Journal" berichtete auf seiner Website, Google-Chef Eric Schmidt habe seinen Yahoo-Amtskollegen Jerry Wang angerufen und ihm jede erdenkliche Hilfe im Abwehrkampf gegen das von Bill Gates gegründete Unternehmen angeboten. Yahoo- und Google-Sprecher wollten sich zu den Angaben nicht äußern.

Im Netz, um dessen Vorherrschaft sie ringen, liefern sich die Rivalen Google und Microsoft einen offenen Schlagabtausch. Googles Chefjustiziar David Drummond warf dem Konzern aus dem US-Staat Washington in seinem Internettagebuch vor, mit der angepeilten Übernahme sein angebliches PC-Softwaremonopol ins Internet zu verlängern. Ein Zusammenschluss mit Yahoo würde jeden Wettbewerb im Internet zunichte machen. Drummond rief die Politik auf, einzugreifen und die Fusion zu torpedieren.

Drummonds Gegenspieler bei Microsoft, Chefsyndikus Brad Smith, bezichtigte Google seinerseits des Monopolstrebens. Zusammen mit Yahoo würde erst eine ernstzunehmende Nummer zwei im Bereich Internetsuche und Online-Werbung entstehen. "Alternative Szenarien führen nur zu weniger Wettbewerb im Netz", erklärte Smith. Microsoft hatte unter Berufung auf Marktforscherdaten erklärt, Google kontrolliere drei Viertel des weltweiten Such-Umsatzes, während Microsoft und Yahoo zusammen auf 20 Prozent kämen.

03.02.2008
Nach der milliardenschweren Offerte des Software-Konzerns Microsoft will die Internetfirma Yahoo eingehend alle Alternativen zu einer Übernahme prüfen.

Dabei sollten auch die Chancen ausgelotet werden, das Unternehmen weiterhin als unabhängige Firma zu führen, teilte Yahoo am Wochenende auf seiner Internetseite mit. "Ein Abwägungsprozess wie dieser ist ständig im Fluss und kann eine ganze Weile dauern."

Auf die auch im Internet gestellte Frage, ob Yahoo nach dem Microsoft-Angebot nun auch von anderen Firmen eine Offerte einholen wolle, erklärte das Management, man werde auch diese Optionen prüfen. Als mögliche Bieter werden unter Analysten Comcast, Viacom und General Electric gehandelt. Nach Experteneinschätzung verfügen aber nur wenige Firmen über genügend Geld, um die 45-Milliarden-Dollar-Offerte von Microsoft zu überbieten.

Microsoft hatte nach eigenen Angaben Yahoo etwa eineinhalb Jahre lang umworben, war aber mit früheren Vorstößen abgeblitzt. Yahoo erklärte in einer ersten Stellungnahme zu dem Microsoft-Übernahmeplan, die unerwünschte Offerte prüfen zu wollen. Die Aktien der Internetfirma verteuerten sich nach Bekanntwerden der Nachricht um knapp 50 Prozent.

Bei Experten stößt Microsoft mit seinem Vorstoß nicht nur auf positive Stimmen. Die Integration werde sicherlich lange dauern, sagte Toan Tran von Morningstar. Die jüngste Restrukturierung bei dem kalifornischen Unternehmen trage dazu bei, eine ohnehin schwierige Eingliederung noch komplizierter zu machen, fügte er an.

Vor allem die unterschiedliche Firmenkultur könnte zu Schwierigkeiten führen. Experten befürchten, dass besonders gute Mitarbeiter vor Microsoft zu Google oder anderen Firmen flüchten. Anders als bei vielen Unternehmen, die über Sachgüter oder wertvolle Patente verfügen, besteht bei Yahoo ihrer Einschätzung nach das wichtigste Gut aus der Belegschaft und ihrer Internet-Expertise.

Das Direktorium des unter Druck stehenden Internet-Dienstleisters bezeichnete die Offerte zwar als unerwünscht, sagte aber eine Prüfung zu. Yahoo-Aktien legten im vorbörslichen Handel um 56 Prozent zu.

Der von Bill Gates mitbegründete Konzern ist bereit, 31 Dollar je Yahoo-Aktie in Microsoft-Papieren und bar zu zahlen. Dies entspricht einem Aufschlag von 62 Prozent zum Schlusskurs vom Donnerstag. Man gehe von einer Zustimmung der Behörden aus, teilte Microsoft weiter mit. Bis Ende des Kalenderjahrs 2008 könne die Fusion abgeschlossen sein. Das Yahoo-Direktorium erklärte, das Angebot im Sinne der langfristigen Interessen seiner Aktionäre anzuschauen. Dies werde vor dem Hintergrund der eigenen strategischen Pläne geschehen.

Als Reaktion auf die Nachricht baute der DAX in Frankfurt seine Gewinne aus und lag etwa zunächst zwei Prozent im Plus. Die Dow-Jones-Futures sprangen ebenfalls in die Höhe. Die EU-Kommission lehnte eine Stellungnahme ab.

"Wir haben großen Respekt für Yahoo", erklärte Microsoft- Chef Steve Ballmer. "Gemeinsam können wir immer attraktivere Angebote für Verbraucher, Verleger und Werbekunden anbieten." Gleichzeitig könnten die beiden US-Konzerne sich besser für den Wettbewerb bei Online-Diensten in Stellung bringen. Es gebe vier Bereiche, in denen Synergien erwartet würden. Diese dürften mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr ausmachen. Yahoo verfügt mit 250 Millionen Kunden über den am häufigsten benutzten E-Mail-Dienst der Welt und konkurriert bislang mit Microsoft bei der Websuche. Zudem gehört die Marke Yahoo zu den Bekanntesten im Internet.

Ein Angriff auf Google
"Wir wissen alle, warum sie das machen", sagte Robert Breza von RBC Capital Markets. Ziel sei es, sich im Kampf gegen Google zu stärken. "Microsoft hat eine Kriegskasse voller Geld", sagte er. Jeden Monat komme eine weitere Milliarde Dollar hinzu. Auch strategisch sei der Kauf günstig, schon allein wegen der Anteile am Suchmaschinenmarkt. Dort führt Google mit großem Abstand vor den beiden anderen Firmen. Colin Gillis von Canaccord Adams sprach ebenfalls von einem Manöver im Kampf Microsoft gegen Google. "Wer am meisten davon profitieren wird ist der Kunde - der Benutzer dieser Produkte."

Einige Analysten halten den Preis aber für zu hoch. Tim Smalls von Execution sagte: "Für ein kränkelndes Unternehmen ist der Aufschlag aus meiner Sicht exorbitant. Ich für meinen Teil sehe nicht, wie die Microsoft-Yahoo-Synergien sich gegen Google durchsetzen sollen." Dagegen sprach Paul Mendelsohn von Windham Financial Services von einem sinnvollen Geschäft, weil Yahoo derzeit Schwierigkeiten habe, gegen Google zu bestehen.

Microsoft hatte vor einigen Tagen einen Gewinn von 4,7 Milliarden Dollar für das vierte Quartal vorgelegt, ein deutlich besseres Ergebnis als erwartet. Yahoo erlitt dagegen einen Gewinneinbruch und kündigte einen Stellenabbau an. Die Aktien des Unternehmens lagen bereits zu Jahresanfang nahe an einem Vier-Jahres-Tief. Im lukrativen Anzeigenmarkt ist der Konzern massiv hinter Google zurückgefallen.

Google hatte allerdings am Donnerstagabend mit seinen Quartalszahlen enttäuscht. Die Aktie verlor nachbörslich um gut sechs Prozent. Analysten haben erklärt, Google falle es zunehmend schwer, im Suchmarkt Anteile von seinen Rivalen abzujagen. Zudem hat der Internetkonzern im vergangenen Vierteljahr nicht mehr so viele Menschen eingestellt wie zuvor. "Von Microsofts Seite ist das Timing gut", sagte Mendelsohn.

 

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