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Gesamtmarktstudie: Großbanken dominieren Vertrieb geschlossener Fonds

Bad Homburg, 19.02.2008 10:40 Uhr (redaktion)

43,1 Prozent der geschlossenen Fonds werden von Großbanken vertrieben. Dies ist ein Ergebnis der von Feri Rating & Research herausgegebenen „Gesamtmarktstudie der Beteiligungsmodelle 2008“.

Insgesamt werden 61,8 Prozent des Eigenkapitals aller geschlossenen Fonds von Banken und Sparkassen platziert. Dagegen hat die Rolle von freien Finanzdienstleistern in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen. Während im Jahr 1997 noch 50 Prozent des Eigenkapitals von freien Finanzdienstleistern und freien Großvertrieben eingesammelt wurden, sank deren Anteil im Jahr 2007 auf nur noch 22,1 Prozent. „Der Grund für diese Entwicklung“, so Helmut Knepel, Sprecher des Vorstands von Feri Rating & Research, „liegt im Wandel von der einstmals steuerorientierten zur renditeorientierten Kapitalanlage, die zunehmend eine gleichberechtigte Stellung zu anderen Bankprodukten einnimmt.“

Initiatoren mit institutionellem Hintergrund dominieren
Von den Vertriebswegen zu unterscheiden ist die Frage, welchen Gesellschafterhintergrund die jeweiligen Initiatoren haben. Auch hier ist ein zunehmender Trend zu Anbietern mit institutionellem Hintergrund festzustellen. 56,1 Prozent des Eigenkapitals wurden im Jahr 2007 von Anbietern mit institutionellem Hintergrund platziert – davon 34,2 Prozent von Initiatoren mit Bankenhintergrund und 21,9 Prozent von Initiatoren mit sonstigem institutionellem Hintergrund. „Im Segment der geschlossenen Immobilienfonds ist dieser Trend sogar noch stärker ausgeprägt“, so Knepel. Dort wurden im zurückliegenden Jahr 71,9 Prozent des Eigenkapitals von Initiatoren mit institutionellem Hintergrund platziert. Nur 28,1 Prozent des Eigenkapitals geschlossener Immobilienfonds wurden von freien Initiatoren emittiert.

Anders verhält es sich jedoch bei Schiffsbeteiligungen: Nur 7,9 Prozent des Eigenkapitals von Schiffsbeteiligungen wurde durch Initiatoren mit einem Bankenhintergrund emittiert, 57,9 Prozent des Eigenkapitals dagegen von freien Initiatoren und 34,2 Prozent von Schiffsinitiatoren mit einem sonstigen institutionellen Hintergrund, vor allem von börsennotierten Aktiengesellschaften.

Zunehmender Trend zu Blind Pools und Projektentwicklungen
Die in vielen Ländern gefallenen Renditen für Immobilien haben dazu geführt, dass es zunehmend schwieriger geworden ist, vermietete Bestandsimmobilien zu erwerben. Insbesondere bei den geschlossenen Auslandsimmobilienfonds ist daher ein Trend zu so genannten Fund-in-Fund-Konzepten und Projektentwicklungen festzustellen. So sank der Anteil von Auslandsfonds, die in fertig gestellte Büroobjekte investieren, von 84,5 Prozent im Jahr 2005 auf nur noch 52,6 Prozent im Jahr 2007. Zugleich nahm die Bedeutung von so genannten „opportunistischen“ Investments in den vergangenen Jahren zu. Erstmals wurde diese Kategorie deshalb in der Gesamtmarktstudie erfasst. Insgesamt 27,9 Prozent entfielen bei geschlossenen Immobilienfonds auf opportunistische Investments im höheren Chancen-Risiko-Segment. „Dieser Trend dürfte zunächst anhalten“, so Knepel, „weil eine Reihe von opportunistischen Fonds erst Ende des vergangenen Jahres auf den Markt gekommen ist oder in diesem Jahr noch kommt.“

Auch bei den Immobilienfonds mit deutschen Objekten hat der Anteil von Bürofonds deutlich abgenommen. Investierten 2005 noch 57,3 Prozent der geschlossenen Fonds mit deutschen Immobilien in Büroobjekte, so waren es 2007 nur noch 33,7 Prozent. Dafür stieg der Anteil an Wohnungsfonds von 11,1 Prozent (2006) auf 21,7 Prozent (2007).

Platziertes Eigenkapital übersteigt Vorjahresniveau
12,66 Mrd. Euro wurden 2007 an Anlegergeldern akquiriert, was gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von 8,7 Prozent bedeutet. Das inklusive Bankkredite finanzierte Fondsvolumen ging jedoch leicht um 1,8 Prozent zurück und lag bei 23,09 Mrd. Euro. Der Grund für diesen Rückgang waren die verstärkt aufgetretenen opportunistischen Dachfonds, die in der Regel ohne Fremdkapital aufgelegt wurden. Das Gesamtmarktvolumen verteilte sich auf insgesamt 881 Produkte von 395 Initiatoren.

In geschlossene Immobilienfonds und Schiffsbeteiligungen flossen fast zwei Drittel des gezeichneten Eigenkapitals: Ihr Anteil am Gesamtmarkt erreichte zusammen 63,4 Prozent. Es folgen Private Equity Fonds mit einem Anteil von 16,9 Prozent und Spezialitätenfonds mit 10,1 Prozent.

Die Top Fünf der platzierungsstärksten Initiatoren waren im zurückliegenden Jahr KG Allgemeine Leasing, MPC, Deutsche Bank, HCI Capital und IVG Private Funds. Die Deutsche Bank gehörte damit auch zu den Aufsteigern des Jahres 2007 und konnte sich mit einem Plus von rund 725 Mio. Euro beim platzierten Eigenkapital gegenüber 2006 in der Spitzengruppe platzieren.

Alter der Fondszeichner nimmt stark zu
Zeichner geschlossener Fonds werden immer älter. Im Jahr 1997 waren erst 16,2 Prozent aller Fondszeichner älter als 60 Jahre. Im Jahr 2007 hat sich dieser Anteil mehr als verdoppelt – 38,6 Prozent der Fondszeichner sind über 60 Jahre. Umgekehrt gilt: Im Jahr 1997 waren noch 25,5 Prozent der Fondszeichner in der Altersgruppe bis 40. Im Jahr 2007 hat sich dieser Anteil fast halbiert – nur 13,8 Prozent der Fondszeichner sind 40 Jahre oder jünger. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Beteiligungsmodellen. So liegt der Anteil der über 60jährigen bei Private Equity Fonds bei 32,4 Prozent, bei Immobilienfonds beträgt der Anteil dagegen 44,1 Prozent. „Die Fondsbranche sollte sich Gedanken machen, wie künftig gezielt auch jüngere Anleger angesprochen werden können“, so Knepel.

Immer mehr Länder
Noch im Jahr 1997 investierten 98 Prozent der geschlossenen Auslandsimmobilienfonds in den USA oder in Holland. „Der Begriff Auslandsimmobilienfonds war über viele Jahre synonym mit dem Begriff US- und Hollandfonds“, so Knepel. Erst in den letzten Jahren hat eine zunehmende Länder-Pluralisierung stattgefunden. Im Jahr 2007 entfiel nur noch ein Drittel des mit Auslandsimmobilienfonds akquirierten Eigenkapitals auf Fonds, die in den USA oder Holland investierten. Im Jahr 2007 konnten Anleger geschlossener Fonds zwischen Investitionen in 23 verschiedene Länder entscheiden. Erstmals spielten dabei Asienfonds, die in fast allen Fällen als so genannte „Blind Pools“ bzw. „Fund-in-Fund- Modelle“ aufgelegt wurden, eine entscheidende Rolle. Der Anteil der geschlossenen Immobilienfonds mit deutschen Objekten, der vor zehn Jahren noch bei 82,6 Prozent lag, ging im vergangenen Jahr auf 28,2 Prozent zurück. „Die häufig angeführte Ursache für diesen Rückgang, dass nämlich deutsche Immobilien zu teuer geworden seien, trifft nur teilweise zu“, so Knepel. „Auch in anderen Ländern sind die Immobilienpreise gestiegen, teilweise sogar noch sehr viel stärker.“ Anleger-Befragungen, die Feri Rating & Research durchgeführt hat, ergaben jedoch, dass Anleger in der Vergangenheit mit Auslandsimmobilienfonds sehr viel bessere Erfahrungen gemacht haben als mit Deutschland- Immobilienfonds. „Für die Zukunft muss dies jedoch nicht gelten“, so Knepel.

Zweitmarktumsatz in vier Jahren verdreifacht
Eine zunehmende Bedeutung hat der Zweitmarkt für geschlossene Fonds. Wurden auf dem Markt für gebrauchte Fondsanteile im Jahr 2003 erst 332,8 Mio. Euro umgesetzt, so wurde im Jahr 2007 erstmals die Marke von einer Mrd. Euro übersprungen (1.036 Mio. Euro). „Obwohl Umsätze auf dem Zweitmarkt für Schiffsbeteiligungen oftmals im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, belegt die Studie, dass nur etwa ein Drittel des Zweitmarktumsatzes mit Schiffsbeteiligungen und zwei Drittel des Umsatzes mit geschlossenen Immobilienfonds gemacht wurde“, so Knepel.

Feri Rating & Research AG
Die zur Feri Gruppe gehörende Feri Rating & Research AG ist eine der führenden europäischen Ratingagenturen für die Bewertung von Anlagemärkten und Anlageprodukten und eines der größten Wirtschaftsforschungs- und Prognoseinstitute. Neben der Prognose und dem Rating von Branchen, Ländern, Kapital- und Immobilienmärkten erstellt Feri Rating & Research Bewertungen für alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassenen Investmentfonds. Regelmäßig werden zudem Marktstudien über Spezial- und Publikumsfonds erstellt. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten ist der Immobilienbereich. Hier werden neben der Analyse der weltweiten Immobilienmärkte Ratings für Immobilien, Portfolios, indirekte Immobilienanlagen (offene und geschlossene Immobilienfonds) sowie Immobilienunternehmen durchgeführt. Derzeit unterhält die Gesellschaft neben dem Hauptsitz in Bad Homburg weitere Büros in London, Paris und New York.

 

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