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Chef der Deutschen RV: Gefahr der Altersarmut wächst

Freiburg, 11.03.2008 11:40 Uhr (redaktion)

Der Präsident der "Deutschen Rentenversicherung Bund" (DRV), Herbert Rische, hat vor der Gefahr wachsender Altersarmut gewarnt.

Rische rief die Politik zum Gegensteuern auf und bekräftigte seine Forderung nach Einführung einer Erwerbstätigenversicherung unter Einbeziehung der immer zahlreicher werdenden Solo-Selbstständigen. Defizite bei der Absicherung vor Altersarmut gebe es auch im Invaliditätsfall. Er plädierte für Mindestlöhne.

Sozialversicherung droht auf Müllhaufen der Geschichte zu landen

"Wenn wir hier resignieren, dann können wir nicht nur die lohnbezogene Rentenversicherung, sondern die gesamte Sozialversicherung auf den Müllhaufen der Geschichte werfen", sagte Rische am Mittwoch in Berlin vor dem DGB-Bundesausschuss. Ohne Stopp der Lohn-Erosion werde das Sozialsystem weder die Alterssicherung noch die Absicherung im Krankheitsfall gewährleisten können. Für Rische wäre eine steuerfinanzierte Grundsicherung letztlich "das Eingeständnis der Niederlage".

Rische: Mehr Arbeitsverhältnisse ohne SV bedingen mehr Altersarmut
Er wies auf den Zusammenhang von zunehmender Altersarmut und der steigenden Zahl sozialversicherungsfreier Arbeitsverhältnisse sowie langer Zeiten von Arbeitslosigkeit hin. Diese Probleme könne aber die Rentenversicherung nicht lösen. Die Vermeidung von Altersarmut sei bisher ein «Erfolg der dynamischen Rente» gewesen. Die Zuwächse werden aber inzwischen durch die Rentenreformen stark beschnitten - oder fallen wie in den Jahren 2004 bis 2006 ganz aus.

DRV-Chef sieht Nachbesserungsbedarf bei Erwerbsminderungsrenten
Nachbesserungsbedarf sieht Rische bei den Erwerbsminderungsrenten sowie bei der Altersabsicherung von Langzeitarbeitslosen: Deren Rentenansprüche seien durch Sparmaßnahmen der Regierung auf 2,19 Euro pro Jahr der Arbeitslosigkeit gekürzt worden. Mit Blick auf die Rente mit 67 sprach sich der DRV-Präsident für flexible Übergangsregelungen in den Ruhestand aus - zur Vermeidung oder Minimierung von Rentenkürzungen.

DGB-Rentenexpertin: RV-Reformen mit Tunnelblick auf die Beitragsseite
Die Rentenexpertin des DGB, Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach, kritisierte wie Rische, die Rentenreformen seien mit einem «Tunnelblick auf die Beitragsseite» vorgenommen worden. Als Folge drohe nun vermehrt Altersarmut. Sie forderte den Gesetzgeber auf, bei der Rente die Veränderungen in der Arbeitswelt zu berücksichtigen: etwa durch eine Aufstockung der Rentenansprüche für langjährige Geringverdiener.

Landesminister Laumann: Geringverdiener bei Rente besserstellen
Auch der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach sich dafür aus, Geringverdiener bei der Rente besserzustellen. «Wer lange eingezahlt hat, muss am Ende mehr bekommen als die Grundsicherung, die jeder auch ohne eigene Leistung im Alter bekommt», sagte Laumann der Wochenzeitung «Die Zeit». Er schlug vor, die Ansprüche für Geringverdiener steuerfinanziert um 50 Prozent aufzustocken. Die Regelung solle für Geringverdiener gelten, die mindestens 35 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

(dpa;Haufe)

 

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