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Update Transrapid: doch keine Ausverkauf der Technik geplant

München, 28.03.2008 09:30 Uhr (redaktion)

Nach dem aus Aus der Transrapidstrecke in München will ThyssenKrupp nach eigenen Angaben die Technologie nicht verkaufen.

29.03.2008
"Wir dementieren den Ausverkauf der Transrapid-Technolgie", sagte eine Sprecherin von ThyssenKrupp Technologies am Freitag. Das Unternehmen reagierte damit auf einen Bericht der Tageszeitung "Die Welt", wonach ThyssenKrupp die Magnetbahn-Technologie möglicherweise nach China verkaufen werde. Dort steht die bislang einzige kommerziell genutzte Transrapidstrecke. (reuters)

28.03.2008
Bund und Bayern fordern Erklärungen von der Industrie, wie es zur Kostenexplosion bei dem abgeblasenen Münchener Transrapid-Projekt kommen konnte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hält das Scheitern des High-Tech-Vorhabens für überaus bedauerlich, wie am Freitag der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin mitteilte. Er nannte es einen einzigartigen Vorgang, dass die Industrie innerhalb eines halben Jahres ihren Kostenansatz auf 3,4 Milliarden Euro fast verdoppelt habe. Die Gründe dafür interessierten die Regierung, doch bedürfe es dazu wohl noch eine gewissen Reflektionsphase auf Seiten der Firmen. Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein beklagte mangelnde Verlässlichkeit der Unternehmen.

Das Aus für die Münchener Magnetschwebebahn führte auch in der CSU zu einem Streit. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer hielt Beckstein in der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf die Absage des Streckenbaus zwischen Innenstadt und Flughafen vor: "Dem Ministerpräsidenten dürften die neuen Zahlen sehr gelegen gekommen sein. Anders ist die Hals-über-Kopf-Entscheidung nicht erklärbar." Der Vize-Chef der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft, Konrad Kobler, betrachtet die Entwicklung als blamabel auch für seine Partei, wie er dem Südwestrundfunk sagte.

FDP-Chef Guido Westerwelle sagte: "Der Transrapid wurde in Wahrheit aus politischen Gründen gestoppt." Die plötzliche Verteuerung rieche nach einer Politik, "um ein von der CSU ungeliebtes Projekt vor der Landtagswahl zu beerdigen", sagte er der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Franz Maget, warf der CSU vor, sie wolle von ihrer Verantwortung für das Transrapid-Debakel ablenken. Der Bund und das Land Bayern hatten am Donnerstag das Aus für das Münchener Verkehrsprojekt wegen Unbezahlbarkeit beschlossen.

Mit Blick auf die Kostenexplosion forderte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums: "Da ist Erklärungsbedarf." Steg erklärte, offenbar seien auch innerhalb des Projektkonsortiums die Verantwortlichkeiten nicht klar gewesen. Ungeachtet von Erklärungen habe aber die Kostensteigerung von ursprünglich 1,85 Milliarden auf gut 3,4 Milliarden Euro ausgereicht, um seitens des Staates die Reißleine zu ziehen. Die Kanzlerin sei von Beckstein im Osterurlaub angerufen worden, habe selbst aber nicht das Gespräch mit der Industrie dazu gesucht. Bedauerlich bleibe das Aus, denn es gehe um eine Zukunftstechnologie.

Ministerpräsident Beckstein sagte der "Passauer Neuen Presse", wenn die Konzernchefs noch vor kurzem ein Preisangebot von 1,85 Milliarden Euro abgegeben hätten, "sollte man sich darauf verlassen können." Verantwortlich für das Aus seien "die, die ihre Zusagen nicht einhalten". Für Beckstein ist mit dem Aus für die Münchener Strecke das Thema einer Transrapid-Verbindung in Deutschland insgesamt gestorben. Der CDU-Politiker Klaus Lippold, Chef des Verkehrsausschusses des Bundestages, sprach von einem Trauerfall. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht das Aus als einen "Dolchstoß für die Technologie in Deutschland" und die Union Mittelständischer Unternehmen sprach von einer Blamage für den Industriestandort Deutschland.

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee sagte in Berlin, die Deutschen seien gut beraten, die Transrapid-Technik nicht nur in Deutschland zu behalten, sondern weiterzuentwickeln. Sie habe Zukunft. Der zugesagte Bundeszuschuss für die Münchener Strecke von 925 Millionen Euro sei zweckgebunden gewesen, könne also nicht einfach anderweitig verwendet werden. Tiefensee verwies aber auf hohen Investitionsbedarf in die Verkehrsinfrastruktur. (reuters)

28.03.2008
Nach dem Scheitern des Münchner Transrapids erwägt der Industriekonzern ThyssenKrupp angeblich den Verkauf der Antriebstechnologie nach China. Das Unternehmen wolle in den kommenden Wochen Verhandlungen mit der chinesischen Regierung über einen Transfer beginnen, berichtet die Zeitung "Die Welt" unter Berufung auf Unternehmenskreise. ThyssenKrupp stellt in dem Transrapid-Konsortium das Antriebssystem bereit, an dem die Chinesen dem Bericht zufolge besonders interessiert sind.

Der vollständige Verkauf der Transrapid-Technologie wäre ein herber Rückschlag für den Forschungsstandort Deutschland. Der Bund und die Wirtschaft steckten dem Blatt zufolge in den vorigen Jahrzehnten rund 2,4 Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung der Magnetbahntechnologie.

Bundesverkehrsminister Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Bayerns Regierungschef Günther Beckstein (CSU) hatten die Entscheidung gegen die Transrapidstrecke zwischen der Münchner Innenstadt und dem Flughafen mit den zu hohen Kosten begründet. Das Herstellerkonsortium hatte im vergangenen September ein Festpreisangebot über 1,85 Milliarden Euro zugesagt, seine Kalkulation jetzt aber auf 3,4 Milliarden Euro erhöht.

Beckstein sagte der "Passauer Neuen Presse", ihm sei "völlig unverständlich, dass innerhalb von sechs Monaten die Kostenerwartung so gestiegen" sei. Laut Informationen von "Welt online" aus Unternehmenskreisen sollte der Bau der Münchener Trasse mit 3,8 Milliarden Euro sogar noch teuerer werden. Siemens und ThyssenKrupp seien mit gemeinsam rund einer Milliarde Euro im ursprünglichen Rahmen geblieben. Aus dem Ruder gelaufen seien die Kosten hingegen beim Baukonsortium unter der Führerschaft von Hochtief. Statt der ursprünglich angesetzten 820 Millionen Euro sollten nun 2,2 Milliarden für Trasse und Tunnel ausgegeben werden. Auch die Bahn habe ihren Anteil von 300 Millionen Euro auf 600 Millionen Euro hochgesetzt. (AFP)

www.transrapid.de

 

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