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Update: BaFin schließt Weserbank in Bremerhaven wegen Überschuldung

Bonn, 09.04.2008 10:24 Uhr (redaktion)

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat die Weserbank in Bremerhaven geschlossen.

09.04.2008; 12:50
Die vergleichsweise kleine Bremerhavener Weserbank musste auf Geheiß der Finanzaufsicht BaFin ihre Pforten schließen. Die Finanzaufseher sehen das fast 100 Jahre alte Geldhaus als überschuldet an und beantragten ein Insolvenzverfahren. Es sei eine "Schließung für den Verkehr mit der Kundschaft angeordnet" und ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen worden, teilte die BaFin am Mittwoch mit. Um ihre Einlagen müssen die bis zu 3000 Kunden nicht bangen, da das Institut Mitglied im Sicherungsfonds ist.

Der Chef der Weserbank, die im vergangenen Jahr rund 4,5 Millionen Euro Verluste schrieb, führt die Insolvenz auf die Folgen der weltweiten Kreditmarktkrise zurück. "In einem normalen Marktumfeld hätte die Bank niemals geschlossen werden müssen", sagte Gerold Lehmann, der zusammen mit anderen Investoren mehr als 90 Prozent an der Bank hält, der Nachrichtenagentur Reuters. So hätten Anleihen im Anlagebestand dramatisch an Wert verloren, was auf Basis von Marktpreisen zu Wertkorrekturen führte. Zudem habe die Krise die Zahl der Börsengänge deutlich reduziert. "Das hat uns ebenfalls schwer getroffen", sagte Lehmann. Gespräche mit zahlreichen potenziellen Käufern seien im aktuellen Marktumfeld alle gescheitert.

Die BaFin sieht auch andere Gründe für die Pleite des Instituts. Die Bank habe ihr Geschäftsmodell umgestellt und sei daraufhin nicht mehr in der Lage gewesen, dauerhaft Erträge zur Deckung der laufenden operativen Kosten zu erwirtschaften. Daraus habe sich letztendlich die Überschuldung ergeben. Die Finanzkrise ist nach Ansicht der BaFin nicht der entscheidende Faktor für die Schließung gewesen.

Die Weserbank ist mit einer Bilanzsumme von 120,4 Millionen Euro per Ende 2007 eine der kleinsten Banken in Deutschland. Der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank hat im Vergleich dazu eine Bilanzsumme von mehr als zwei Billionen Euro.

Die Kunden der Bremerhavener Bank dürfen darauf hoffen, ihr Erspartes wieder zu bekommen. "Die Einlagen der Kunden der Weserbank AG sind im Rahmen des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes geschützt", gab die BaFin bekannt. Sobald die BaFin den "Entschädigungsfall" festgestellt habe, lägen die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Entschädigung vor. Der Bundesverband Deutscher Banken teilte mit, die Einlagen seien bis zu einer Sicherungsgrenze von 1,832 Millionen Euro pro Kunde geschützt. Wertpapierdepots würden nicht von dem Moratorium der BaFin erfasst. Über sie könne weiterhin verfügt werden, sofern der Bank keine Sicherungsrechte zustünden. (reuters)

09.04.2008; 10:21
Das überschuldete Institut sei für den Verkehr mit der Kundschaft geschlossen und dürfe keine Zahlungen mehr entgegennehmen, die nicht zur Tilgung ihrer Schulden bestimmt seien, teilte die Behörde mit. Beim Amtsgericht Bremerhaven hat die Bafin nach eigenen Angaben Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Die Einlagen der Kunden der Weserbank seien geschützt, betonte die BaFin: Die Weserbank gehört der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken und dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Deutscher Banken an.

Die Weserbank sei nicht mehr in der Lage gewesen, dauerhaft die Erträge zu erwirtschaften, die zur Deckung der laufenden Kosten notwendig gewesen wären, begründete die BaFin in Bonn die Schließung. Die 1912 gegründete unabhängige Privatbank hat ihren Sitz in Bremerhaven und eine Niederlassung in Frankfurt am Main. Sie hat sich nach eigenen Angaben "von der Viehmarktsbank in Bremerhaven zur Investmentbank in Frankfurt" entwickelt. Das Investmentgeschäft betreibt sie seit Juli 2006 und hat sich dabei nach Angaben auf ihrer Homepage von November 2006 auf die Begleitung mittelständischer Unternehmen an den Kapitalmarkt spezialisiert. Am Mittwochmorgen war die Internetseite der Bank nicht zu erreichen.

Die Weserbank ist ein kleines Kreditinstitut: Ihre Bilanzsumme betrug laut Bafin zum Ende des Jahres 2007 rund 120,4 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten gegenüber ihren Kunden belaufen sich demnach auf knapp 25,9 Millionen Euro.

(AFp)

 

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