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Arbeitszeitkonten: Hintergründe zur Flexibilisierung und Durchsetzung

Köln, 11.04.2008 09:51 Uhr (redaktion)

Chefs wünschen sich flexible Mitarbeiter, diese wiederum schätzen flexible Arbeitszeiten. Um die Bedürfnisse beider Seiten zu vereinen, bieten Arbeitszeitkonten eine Lösung.

Jahresarbeitszeitkonten sind in deutschen Firmen bereits verbreitet. Modelle, welche die gesamte Spanne des Berufslebens abdecken, finden sich bislang dagegen seltener. Dabei eröffnen solche Lebensarbeitszeitkonten allen Beteiligten Chancen.

Gründe, warum Beschäftigte oder Betriebe von der vereinbarten Stundenwoche abweichen, die Arbeit später beginnen oder früher beenden, gibt es viele: Die Auftragslage ist besonders gut oder schlecht, ein Angehöriger braucht Unterstützung oder man möchte eine Auszeit nehmen. Anstatt deshalb auf Teilzeit umzusatteln oder unbezahlten Urlaub zu nehmen, ist ein Arbeitszeitkonto eine Alternative.

Darauf werden Mitarbeitern beispielsweise Überstunden, Prämien, Weihnachts­geld und Urlaub jenseits des gesetzlichen Minimums gutgeschrieben – entweder in Stunden oder in Geld. Später können die Arbeiter und Angestellten dieses Plus wieder abbauen – ohne Gehalt einzubüßen. Hierzulande ist laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) eine Laufzeit von zwölf Monaten durchaus gängig:


 

Ein Drittel der Unternehmen flexibilisierte die Arbeitszeiten der Belegschaft im Jahr 2004 mit Jahresarbeitszeitkonten.


 

In manchen Fällen ist dieser Spielraum zu klein. Je länger Arbeitnehmer Guthaben sammeln können und je breiter der Korridor ist, in dem es abgeschmolzen werden kann, desto mehr Wahlfreiheit liefert das Angebot. Möglich ist deshalb auch eine Laufzeit, die sich über die gesamte Phase der Berufstätigkeit erstreckt – sprich: ein Lebensarbeitszeitkonto. Nach einem Firmenwechsel kann es aber nicht immer weitergeführt werden. Denn dieses Modell ist noch relativ selten – Lebensarbeitszeitkonten kamen im Jahr 2004 lediglich in 3 Prozent der Firmen zum Einsatz.

Gerade kleinere Betriebe werden oft von den Kosten abgeschreckt, die durch die Konten anfallen. Diese müssen regelmäßig geführt und gegen eine Insolvenz des Arbeitgebers versichert werden. Mit der Zahl der Köpfe in einem Unternehmen steigt deshalb auch das Angebot.

Übersicht Arbeitszeitkonten
Übersicht Arbeitszeitkonten


 

Nur 1 Prozent der Betriebe mit einer Belegschaft von bis zu 9 Beschäftigten offerierte 2004 Lebensarbeitszeitkonten. Von den Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern taten dies immerhin 8 Prozent.


 

n Zukunft könnte sich dieses Mauerblümchendasein wandeln. Denn mit dem Auslaufen des Altersteilzeitmodells werden Langzeitarbeitskonten für alle attraktiv, die vor dem Erreichen des 67. Lebens­jahres in Rente gehen wollen. In diesem Fall können Arbeitnehmer am Stück oder gleitend Leistungen einlösen, die sie während ihrer Laufbahn zusammengetragen haben. Lohn oder Gehalt laufen weiter, auch wenn die Bezieher nicht mehr ins Büro oder die Werkhalle gehen oder weniger arbeiten. Das Guthaben lässt sich auch auf andere Weise umwandeln:

Aus Sicht der Unternehmen hat die flexible Gestaltung von Arbeitszeiten einen angenehmen Nebeneffekt: Sie erhöht die Attraktivität der Firmen für Be­schäftigte. In Zeiten des Fachkräfte­man­gels können Lebensarbeitszeitkonten so zum Wettbewerbsvorteil werden.

(Quelle: IW Köln)

 

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