Finanzen Markt & Meinungen Startseite

 

Ölpreis steigt und steigt und -wird immer mehr zum Schreckgespenst

Frankfurt/Main, 22.05.2008 15:15 Uhr (redaktion)

Der wichtige Rohstoff kostete am Donnerstag erstmals mehr als 135 Dollar pro Fass, nachdem er binnen 24 Stunden um mehr als fünf Dollar nach oben geschnellt war.

Zwar seien die Auftragsbücher noch gut gefüllt und die Produktion ausgelastet, sagte der Konjunkturexperte des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Matthias Krämer, der "Berliner Zeitung". "Es ist jedoch die Gemengelage von steigenden Ölpreisen, starkem Euro, nachlassender US-Konjunktur und Finanzkrise, die den Unternehmen zunehmend zu schaffen macht." Besonders betroffen sind Fluggesellschaften und Autobauer. Deren Aktienkurse rutschten in den Keller und zogen die europäischen Börsenindizes mit nach unten.

Zudem dämpfen die höheren Kosten für das Schwarze Gold den Konsum. "Die Preissteigerungen bei Öl, Gas und Energie haben den Konsumenten erheblich Kaufkraft entzogen", sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise in einem Reuters-Interview. Sollte sich der Ölpreis im Jahresverlauf auf einem Niveau von 120 bis 130 Dollar halten, "würde das fast zwei Prozent der Kaufkraft der Bevölkerung kosten", rechnete Heise vor. Öl ist inzwischen fünf Mal so teuer wie 2002.

Nach Worten von Marktexperten hat sich die Entwicklung mittlerweile verselbständigt. "Der Ölpreis steigt, weil er steigt, weil er steigt...", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Eine Obergrenze ist nicht in Sicht. "Alles was ich sagen kann ist, der Markt wird weiter steigen", sagte Analyst Tatsuo Kageyama von Kanetsu Asset Management.

Am Donnerstag mussten für ein Fass (159 Liter) US-Öl der Sorte WTI in der Spitze 135,04 Dollar bezahlt werden. Die in Europa führende Nordseesorte Brent verteuerte sich auf 134,51 Dollar je Fass. Das ist das zehnte Rekordhoch in den vergangenen 14 Handelstagen. Als Auslöser für den jüngsten Preissprung nannten Händler einen Rückgang der US-Ölvorräte. Zudem verwiesen sie weiter auf den schwachen Dollar, der Devisenanleger in die Rohstoffmärkte treibt. Außerdem bleibe das Angebot an Öl wegen zahlreicher Lieferausfälle weiterhin knapp.

Auch von der Opec ist keine Hilfe zur Eindämmung der galoppierenden Preise zu erwarten. Das Kartell hatte erst vor wenigen Tagen einen Appell der US-Regierung zurückgewiesen, mit einer Ausweitung der Produktionsmenge gegenzusteuern. Diese Faktoren locken derzeit zahlreiche Spekulanten an die Rohstoffmärkte, die die Preise hochtreiben.

(ThomsonReuters)

 

» Zur Startseite von Finanzen Markt & Meinungen