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US-Milliardär Warren Buffett teilt Kritik Köhlers an Finanzindustrie

Berlin, 25.05.2008 11:14 Uhr (redaktion)

Der US-Multimilliardär und Großinvestor Warren Buffett hat in die scharfe Kritik von Bundespräsident Horst Köhler an der Finanzindustrie eingestimmt.

In einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview des Magazins "Der Spiegel" kritisierte er den Derivatehandel, den er schon früher mit "Massenvernichtungswaffen" verglichen hatte. "Es kann doch nicht sein, dass Hunderttausende Jobs vernichtet werden, dass ganze Industriezweige in der Realwirtschaft aufgrund von Finanzwetten zugrunde gehen, obwohl sie eigentlich kerngesund sind", klagte er. Wirksame Kontrollmöglichkeiten für diese Finanzinstrumente sieht er kaum. "Das ist das Problem: Sie können so etwas nicht steuern, nicht mehr regulieren."

"Das hat sich verselbständigt. Den Geist bekommt man nicht zurück in die Flasche", folgerte der angeblich reichste Mann der Welt. Obwohl die US-Notenbank Fed, die US-Regierung einiges getan hätten, die heftigen Ausschläge an den Märkten zu verhindern, sei ihnen das nicht gelungen. Hart griff Buffett die Bankmanager an, deren Häuser am heftigsten unter der aktuellen Krise leiden. "Sie brauten ein Giftgetränk und mussten es am Ende selbst trinken", sagte Buffett. "So etwas machen die Banker normalerweise ungern, sie verkaufen es lieber an andere", fügte er sarkastisch hinzu.

Bundespräsident Köhler hatte jüngst beklagt, dass das Weltfinanzsystem offenbar außer Kontrolle geraten sei. Die Finanzmärkte hätten sich zu einem "Monster" entwickelt, lautete der Befund des Ex-Chefs der Internationalen Währungsfonds.

Die Aussichten für die US-Konjunktur beurteilte Buffett erheblich negativer als viele andere Wirtschaftsexperten. "Ich glaube schon, dass wir uns bereits in einer Rezession befinden", sagte er. Das gelte vielleicht nicht nach der streng ökonomischen Definition, aber von den Fakten her. Die Menschen in den USA spürten die Rezession bereits. "Sie wird tiefer gehen und länger dauern als viele denken", sagte er voraus.

Für ihn selbst als Investor gelte aber, dass er seine Engagements in Firmen unabhängig von solchen aktuellen Entwicklungen eingehe. "Selbst wenn die Welt zugrunde ginge, würde ich noch Firmen kaufen", sagte er. Derzeit seien die Aussichten für Investoren auf dem Versicherungsmarkt, auf dem er sehr aktiv war, schlecht. Die Finanzindustrie insgesamt bewerte er trotz Krise anders. "Dort ist die Party nie vorbei". Buffett wiederholte sein Interesse an Beteiligungen an gut geführten großen Familienunternehmen in Deutschland.

 

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