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Banken im Fusionsduell - kommen sich Commerzbank und Dresdner Bank näher?

Frankfurt/Main, 14.06.2008 11:51 Uhr (redaktion)

Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag aus Aufsichtsratskreisen der zweitgrößten deutschen Bank erfuhr, schauen sich beide Institute derzeit bereits gegenseitig in die Bücher. "Das ist ein Zeichen der besonderen Ernsthaftigkeit dieses Prozesses", sagte ein Mitglied des Kontrollgremiums.

Sollte es zu einem Zusammenschluss mit der Allianz-Tochter kommen, wäre dies der größte Bankendeal in Deutschland seit dem Verkauf der Münchener HVB an die italienische Unicredit vor drei Jahren. Allerdings sei ein Abschluss nicht garantiert, sagte der Aufsichtsratsvertreter. "In diesem Stadium scheitern noch acht von zehn Fusionsvorhaben."

Knackpunkt der Gespräche könnte das krisengeschüttelte Investmentbanking der Dresdner Bank sein. Viele Experten hatten zunächst mit einem separaten Verkauf des Privat- und Firmenkundengeschäfts und des Kapitalmarktgeschäfts gerechnet. Doch das Interesse an der Investmentbank Dresdner Kleinwort, die wegen der Finanzkrise mit 2,5 Milliarden Euro an Abschreibungen zu kämpfen hat, sei eher mau, sagte eine mit den Verkaufsplänen vertraute Person. "Daher läuft alles auf einen Komplettverkauf hinaus."

Fraglich ist, ob die Commerzbank erneut ins Investmentbanking einsteigen will. Sie hatte dieses Geschäft erst vor wenigen Jahren zurückgefahren. Analysten spekulieren daher, dass die Allianz möglicherweise Risiken aus dem Investmentbanking übernehmen könnte. "Das wäre dann auch eine akzeptable Lösung für die Commerzbank", sagte Branchenexperte Konrad Becker von Merck Finck.

An den Finanzmärkten nährten die Nachrichten die Fusionsfantasien, die Finanzwerte in Deutschland seit Tagen nach oben ziehen. Commerzbank- und Allianz-Aktien bauten ihre Kursgewinne auf mehr als fünf beziehungsweise vier Prozent aus. Einige Händler spekulierten, dass eine Vereinbarung kurz bevor stehen könnte. Auch die Deutsche Bank ist an der Dresdner interessiert. Einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zufolge prüft das Institut ebenfalls die Bücher der Allianz-Tochter, die ähnlich wie die Deutsche Bank ein wichtiges Standbein im Geschäft mit wohlhabenden Kunden hat. Alle beteiligten Häuser lehnten einen Kommentar ab.

(ThomsonReuters/Andreas Framke und Philipp Halstrick)

 

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