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Zahltag bei Siemens - Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld zur Kasse bitte

München, 29.07.2008 18:44 Uhr (redaktion)

Der Aufsichtsrat des Konzerns in München beschloss, von den beiden ehemaligen Vorstandschefs und neun weiteren ehemaligen Vorstandsmitgliedern Schadenersatz für die finanziellen Folgen zu verlangen.

Zur Höhe der Forderungen machte Siemens keine Angaben. Ob die elf Ex-Vorstände verklagt werden, ist noch offen. Von Pierer erklärte, er nehme die Entscheidung "mit großer Betroffenheit" zur Kenntnis. Gleichzeitig kündigte der langjährige Vorstandschef an, er werde sich wehren.

Der Siemens-Aufsichtsrat begründete seine Forderung damit, dass die elf Ex-Vorstände ihre Organisations- und Aufsichtspflichten verletzt hätten. Dadurch seien in den Jahren 2003 bis 2006 die illegalen Geschäftspraktiken und umfangreichen Bestechungen möglich geworden - und mit dem Auffliegen die finanziellen Belastungen für den Konzern entstanden.

Insgesamt waren bei Siemens 1,3 Milliarden Euro für Schmiergelder ausgegeben worden. Durch Geldbußen und die Beauftragung externer Prüfer hat der Konzern in Folge des Skandals bereits Beträge im hohen dreistelligen Millionenbereich verloren. Aus den USA droht zudem eine Klage der Börsenaufsicht in Milliardenhöhe.

Zur Höhe der Forderungen heißt es in der Erklärung des Aufsichtsrates lediglich, es bestehe gegenüber den Siemens-Aktionären die Pflicht, für den entstandenen Schaden Ersatz von den Ex-Vorständen zu verlangen.

Die Staatsanwaltschaft hatte bei von Pierer kein strafrechtlich relevantes Verhalten in dem Skandal festgestellt. Die Ermittler prüfen aber, ob er als Siemens-Vorsitzender und anschließend Aufsichtsratschef alles getan hat, um solch ein Schmiergeldsystem zu verhindern.

Außer von von Pierer und Kleinfeld will der Aufsichtsrat von den ehemaligen Vorständen Thomas Ganswindt, Edward Krubasik, Rudi Lamprecht, Heinz-Joachim Neubürger, Jürgen Radomski, Uriel Sharef und Klaus Wucherer Schadenersatz. Auch der ehemalige Zentralvorstand Johannes Feldmayer soll zahlen. Er soll außerdem wegen der AUB-Affäre um die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsräte, die mit illegal geflossenen Millionensummen von Siemens als Gegengewicht zur IG Metall aufgebaut werden sollte, Schadenersatz leisten. Nach einem Bericht der Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" will Siemens von Feldmayer bis zu 20 Millionen Euro allein für die AUB-Affäre verlangen. Wegen der AUB-Affäre soll auch Ex-Vorstand Günter Wilhelm zahlen.

(AFP)

 

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