Finanzen Markt & Meinungen Startseite

 

Marktstrategie für die Vermögensverwaltung - Weberbank Actiengesellschaft

Berlin, 09.10.2008 08:45 Uhr (redaktion)

Einschätzungen vom Experten der Weberbank zu den Märkten in den aktuellen turbulenten Zeiten. Weitere Zinssenkungen erwartet.

Die Fazits sind die Gleichen wie am 25. September und drücken doch aus, dass sich die Situation nochmals zum Schlechteren verändert hat. Und zwar vor allem mit Blick auf die realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise. Denn diese sind in bislang ungekannter Schnelligkeit in der gesamten Wirtschaft, inklusive dem Mittelstand angekommen. Waren die Auftragseingänge bereits im August und Februar auf Rezessionsniveau eingebrochen, so vollzieht sich in September und Oktober offenbar ein regelrechter Absturz. Nicht nur die Verbraucher halten schlag- und krampfartig ihr Geld zusammen, auch die Banken und Unternehmen tun dies. Positiv ausgedrückt hat die Wirtschaft auf das Krisenumfeld reagiert und arbeitet ab sofort an deren Überwindung. Damit ist sie vielleicht schon einen Schritt weiter als die Politik.

Aber auch die Notenbanken haben die sich zuspitzende Situation erkannt und einen abgestimmten Zinsschritt vorgenommen. In einer gemeinsamen Aktion haben die US-Notenbank, die Europäische Zentralbank, die Bank von England und die schwedische Notenbank ihre Leitzinsen jeweils um 0,5 Prozentpunkte sowie die Schweizer Notenbank um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Das hat es zuletzt nach dem 11. September 2001 gegeben und demonstriert Geschlossenheit und Entschlossenheit. Die deutliche Zinssenkung nimmt etwas Druck aus dem Interbankenhandel für mehrtägige und mehrwöchige Kredite. Bislang hatten die Notenbanken über Liquiditätsgaben vor allem die noch kurzfristigere Kreditvergabe unter Banken zu glätten versucht. Aber auch diese Zinssenkung wird nicht ausreichen, um die Kreditvergabe der Banken ihrerseits an die Wirtschaft wieder zu beleben. Wir erwarten relativ zügig weitere Zinssenkungen.

Von politischer Seite erwarten die Märkte mehr als das Kitten bereits offener Risse (wie beim neuerlichen Rettungspaket für die Hypo Real Estate) und der Verteilung von Beruhigungspillen für den Privatsparer (wie bei der Bürgschaft des Staates für Spareinlagen, Girokonten und Termingelder und der Absichtserklärung, kein großes Bankhaus umkippen zu lassen). Optimismus bewirken könnte ein präventiv wirkender und groß angelegter Systemeingriff (wie ihn etwa Großbritannien über Eigenkapitalzuschüsse des Staates vorgelegt hat) und ein Konjunkturprogramm inklusive Steuersenkungen und Investitionsförderprogramm. Andernfalls droht die noch recht stabile Arbeitsmarktentwicklung schnell zu kippen, was die Staatsfinanzen und den privaten Verbrauch zusätzlich belasten würde. Es gibt keinen schmerzfreien Weg aus dem Finanzchaos.

Eine Rezession erscheint uns nicht mehr vermeidbar, denn wir sind bereits mittendrin; ihre Dauer und Intensität können aber noch beeinflusst werden. Aus Sorge vor einer globalen Rezession geraten neben Finanztiteln nun auch zyklische Werte verstärkt unter Druck. Ihr Schicksal teilen die Rohstoffe, sofern ihre Nachfrage zuvorderst industriell und damit konjunkturabhängig ist. Dem Gold kommt eine Sonderrolle zu, allerdings hat es sich in Phasen eines festen US-Dollars selten dauerhaft behaupten können. In Euro gerechnet sind aber neue Höchstkurse dort ebenso wahrscheinlich wie am Rentenmarkt.

Bei soliden Staatsanleihen und Pfandbriefen tragen sämtliche Krisenfolgen zu weiter steigenden Kursen bei: Konjunktur- und Investitionsschwächen sind für Anleihen per se ein Grund zum Jubeln, Finanzkrisen wirken obendrein deflationär, und tatsächlich zieht sich die Inflation ja auch bereits zurück, und die Zinssenkungen der Notenbanken öffnen sogar weiteres Potential für alle Zinspapiere. Wer die turbulente Zeit aber ohne jegliches Auf und Ab von Kursen beobachten und zur Ruhe kommen möchte, der sollte sich zügig die im Sinken begriffenen Geldmarktzinsen sichern. Unser Haus zum Beispiel bietet zur Überbrückung eine Sondertranche mit einer Verzinsung von über 5 Prozent p.a. bis Mitte Dezember an. Solch eine Befristung hat insofern Sinn, als jeder Anleger bis Jahresende entscheiden sollte, welche Wertpapiere er langfristig halten und daher gegebenenfalls vor Einführung der Abgeltungsteuer kaufen möchte.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist ebendiese langfristige Kaufentscheidung noch mit schwer kalkulierbaren Risiken verbunden. Wir können das Ende der Misere derzeit nicht absehen und trauen dem Markt nur Zwischenerholungen aber noch keine nachhaltige Trendwende zu. Aber wir wissen auch, dass, wenn die Märkte erst einmal eine längere Banken- und Konjunkturkrise eingepreist haben, eine Wende zum Besseren lange vor dem Ende der Krise selber einsetzen kann. Die Chance darauf steigt mit jedem panischen Ausverkaufstag.

Haftungsausschluss:
Unsere Anregungen stellen Analysen der aktuellen Marktsituation und der aufgeführten Wertpapiere dar, die wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen haben. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen und das Eintreffen der dargestellten Prognosen keine Haftung übernehmen.

(Quelle: Weberbank; Oliver Borgis)

 

» Zur Startseite von Finanzen Markt & Meinungen