Finanzen Markt & Meinungen Startseite

 

Marktanalyse Baadermarkets: Der Bondmarkt steht am Scheideweg

Frankfurt a. Main/München, 30.10.2010 10:59 Uhr (Klaus Stopp)

Ist das, was der Bondmarkt derzeit durchlebt, nun eine sinnvolle Korrektur oder eine regelrechte Trendwende? Eine Analyse von Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.

Seit Tagen kennt der wegweisende Bund Future nur mehr die Richtung nach unten – eine Bewegung, die als Konsolidierung auf die vorangegangene starke Rallye gedeutet werden kann. Nachdem das Rentenbarometer am 31. August am Widerstand von 133,24 Punkten abgeprallt war, befindet es sich auf einem Niveau von 128,60 in einer intakten Abwärtsbewegung. Die Frage ist nun, ob die Richtung danach wieder nach oben zeigt oder ob es weiter abwärts geht, wenn die Unterstützungszone von 128,44 bis 128,23 Punkten des Zwischenhochs vom Juni 2010 durchbrochen würde.

Doch egal, wie der Bund Future hier tendieren wird, mittelfristig dürften sich die Zinsen in Euroland in Richtung 1% einpendeln, während bei öffentlichen Anleihen im zehnjährigen Bereich mit 2,75 bis 3,00% zu rechnen ist.

Dagegen ist für die US-Zinsen zu erwarten, dass sie weiter im Keller bleiben. Dort wird für Anfang November mit einer erneuten Konjunkturspritze durch das Anschmeißen der Notenpresse gerechnet, in dessen Rahmen die US-Notenbank Fed erneut milliardenweise Staatsanleihen aufkaufen wird. Einen Vorgeschmack darauf, was das bedeuten kann, bekamen die Märkte bereits am Dienstag, als fünfjährige inflationsindexierte US-Notes erstmals mit einer Minusrendite notierten. Es ist anzunehmen, dass die Aufkaufprogramme nicht ohne Wirkung bleiben und dafür sorgen werden, die US-Konjunktur aus dem Sumpf zu ziehen. So lange aber die Arbeitslosigkeit hoch bleibt und der US-Immobilienmarkt weiter dar nieder liegt, werden sich die Aufkaufprogramme als Strohfeuer entpuppen.

Dünne Umsätze prägen in dieser Woche das Bild am Sekundärmarkt für Anleihen. So halten sich viele Endinvestoren derzeit mit ihrem Engagement zurück, was den Handelabteilungen wenig „Trading-Ideen“ gibt und somit am Sekundärmarkt zu einer Flaute führt. Dagegen gelingt es Emittenten nach wie vor, selbst Junk Bonds erfolgreich am Markt zu platzieren. Wie tragfähig diese Entwicklung und wie saugfähig der Markt ist, wird sich aber erst zeigen, wenn sich wieder mehr Teilnehmer an den Markt wagen. Dann wird man sehen, ob sich das Marktniveau stabilisiert oder aber eine Verkaufswelle ausgelöst wird.

Die Fed auf der Suche nach der Zukunft
Zum Jahresende hin machen sich auch die Notenbanker ihre Gedanken zum ablaufenden Jahr und zur Zukunft. Auch 2010 wurde es weder den Börsianern noch den Notenbankern langweilig. Anfang November steht nun der nächste Aufreger an. Die amerikanische Notenbank wird am Tag nach den Wahlen in den USA mitteilen, wie die Planung für die nächsten Staatsanleihen-Rückkaufprogramme sein wird. Es gilt unter Fachleuten als ausgemacht, dass die Fed mittels Hunderter von Milliarden US-Dollar am Markt aktiv werden wird. Bereits während der Finanzkrise wurden für 300 Milliarden US-Dollar US-Staatsanleihen und für mehr als eine Milliarde US-Dollar Immobilienpapiere angekauft. Nun hat sich aber leider herausgestellt, dass diese Maßnahmen nur einen weiteren Konjunktureinbruch vermeiden konnten, aber von einer Stimulierung des privaten Konsums nichts zu spüren ist. Eine nachhaltige konjunkturelle Erholung ist weiterhin nur über einen funktionierenden Immobilienmarkt und mittels Abbau der Arbeitslosigkeit zu erzielen. Somit diskutieren die Notenbanker am 2. und 3. November über die Möglichkeiten weiterer Instrumente zur geldpolitischen Lockerung. Eine besondere Rolle wird hierbei auch die nach dem Geschmack der amerikanischen Währungshüter zu geringe Inflation spielen. Die Marschrichtung wird somit heißen, so viel Inflation wie nötig und so wenig wie möglich. Oder umgekehrt?

Primärmarkt für Corporates bleibt aufnahmebereit
Während die Handelsumsätze bei Corporate Bonds eher verhalten sind, zeigt sich der Primärmarkt hingegen weiterhin aufnahmebereit.

So begab der kanadische Hersteller für Business-Jets und Schienenfahrzeuge Bombardier eine neue 780 Mio. Euro schwere Anleihe. Die Rückzahlung erfolgt in 2021, was aufgrund der langen Laufzeit eher ungewöhnlich für eine Ramschanleihe mit BB2/BB+ Rating ist. Der Bond konnte zwar gut platziert werden, kam aber kurz nach Handelsbeginn unter Druck und notierte schließlich unterhalb dem Ausgabepreis.

Das holländische Immobilien- und Investmentunternehmen Unibail-Rodamco konnte sich mit 500 Mio. Euro über den Kapitalmarkt refinanzieren. Das Unternehmen wählte eine Laufzeit bis 2020 und zahlt seinen Anlegern einen jährlichen Kupon von 3,875%. Die Benotung fällt mit A/A+ sehr solide aus.

Die französische Unternehmensgruppe Bouygues SA (unter anderem Hoch- und Tiefbau, Telekommunikation und Medien) begab eine Mrd Euro mit Endfälligkeit 2019. Das Papier rentiert mit rund 3,6%.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

 

» Zur Startseite von Finanzen Markt & Meinungen