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Euler Hermes Kreditversicherer: Zahlungsverhalten in China sinkt

Düsseldorf, 14.07.2016 11:28 Uhr (Gastautor)

Der zum Allianz Konzern zugehörige Kreditversicherer Euler Hermes stellt seine aktuelle Auswertung zur weltweiter Zahlungsmoral vor. China ist erstmals Schlusslicht als weltweiter Spätzahler.

Der Kreditversicherer Euler Hermes analysiert in seiner Studie „Worldwide DSO – Paying the penalty for low growth“ das Zahlungsverhalten in 36 ausgewählten Ländern und 21 Branchen. Richtgröße sind dabei die sogenannten „Days of Sales Outstanding“ (DSO), also die Zeitspanne zwischen Rechnungslegung und Zahlungseingang, von börsennotierten Unternehmen in den jeweiligen Ländern und Sektoren.

Chinesische Unternehmen zahlen nicht nur am spätesten, sondern auch fast einen ganzen Monat später als der weltweite Durchschnitt, der 2016 unverändert bei 64 Tagen liegt. Nach durchschnittlich 92 Tagen werden dort Rechnungen beglichen, 2015 waren es noch 88 Tage. Allerdings erhält jedes vierte Unternehmen erst nach 90 Tagen sein Geld. Deutschland gehört wie viele europäische Staaten weiterhin zu den traditionellen Schnellzahlern. Nach im Schnitt 53 Tagen werden sowohl 2015 als auch 2016 Rechnungen börsennotierter Unternehmen in der Bundesrepublik bezahlt. Damit liegen die Deutschen im oberen Mittelfeld auf Rang 13. Spitzenreiter bei den Schnellzahlern sind die österreichischen Nachbarn (DSO 2015/2016: je 44 Tage), vor Neuseeland (je 46), den Niederlanden (2015/2016: 47/46), der Schweiz und Dänemark (je 48/48), Südafrika (48/50) sowie den USA (49/50).

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Rote Laterne für den roten Drachen – Zahlungsverhalten in China sinkt um weitere 4 Tage

„In keinem Land wird 2016 so spät bezahlt wie in China“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. „Die rote Laterne der Spätzahler für den roten Drachen, das ist ein Novum. Bis 2014 war Italien weltweites Schlusslicht. 2015 war es Griechenland vor China und Italien gleichauf, der Türkei und Frankreich. Um weitere vier Tage wird sich nach unserer Einschätzung das Zahlungsverhalten 2016 im Reich der Mitte verschlechtern. Die beiden Gründe für diese Entwicklung sind jedoch unterschiedlich: Zum einen liegt dies am verlangsamten Wirtschaftswachstum, zum anderem aber auch an den großen Cash-Beständen der börsennotierten chinesischen Unternehmen, die sich längere Zahlungsziele leisten können.“

Seit 2010 haben börsennotierte chinesische Unternehmen ihre Cash-Bestände sowie Zahlungsmitteläquivalente verdoppelt und haben so einerseits Mittel für Investitionen, gerade auch im Ausland, und können andererseits ihre Kunden unterstützen, indem sie längere Zahlungsziele als Alternative zu Bankkrediten anbieten, die in China sehr restriktiv vergeben werden.

Zweigeteilte Entwicklung: Hohe Barmittel vs. finanzielle Engpässe durch langsameres Wachstum

„Hohe Barmittel bei zumindest den großen chinesischen Firmen ist zunächst eine gute Nachricht für Unternehmen, die mit China Handel betreiben“, sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Dieses Modell könnte in der Zukunft allerdings riskant werden, speziell bei Firmen und Branchen, die vom chinesischen Staat nicht mehr als strategisch betrachtet werden. Zudem sollte dies nicht darüber hinweg täuschen, dass die Situation im Land uneinheitlich ist und teilweise auch ein gegenläufiger Trend zu beobachten ist, bei dem Unternehmen ihre Zahlungen aufgrund von finanziellen Engpässen verzögern. Je länger die Zahlungsziele, desto höher ist das Ausfallrisiko. Es kommt nicht von ungefähr, dass Lieferanten chinesischer Unternehmen im Schnitt mehr als drei Wochen länger auf ihr Geld warten müssen als noch im Jahr 2007 und auch fast einen Monat länger als im Weltdurchschnitt.“

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Branchen weltweit: Elektronikbranche, Maschinenbauer und Baugewerbe zahlen am spätesten

Bei den Branchen weltweit – unter anderem getrieben durch die Entwicklung in China – müssen Lieferanten von Unternehmen in der Elektroniksparte (DSO 2015: 89 Tage), Maschinenbau (87) und Baugewerbe (81) am längsten auf ihre Zahlungen warten. Die beiden erstgenannten Branchen leiden dabei vor allem unter ihrer Position am Ende der Wertschöpfungskette – bis dahin summieren sich alle Zahlungsverzögerungen entlang der Lieferkette. Im Baugewerbe ist die Heterogenität auffällig.

„Das Baugewerbe ist sehr fragmentiert beim Zahlungsverhalten“, sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Während ein Viertel der weltweiten Unternehmen rund 113 Tage auf die Zahlung warten müssen, gibt es auch genau den gegenläufigen Trend. Ein weiteres Viertel wird bereits nach 40 Tagen bezahlt. Vor allem bestrittene Forderungen sind in der Baubranche häufig ein Problem, das die Finanzdecke der Unternehmen leicht angreifen kann.“

In Deutschland müssen Lieferanten im Technologiesektor (2015 DSO: 68 Tage), der Elektronik- und Pharmabranche (je 64), dem Telekommunikationsbereich (63) sowie in der Metall- (60) und Automobilbranche (59) überdurchschnittlich lang auf ihre Zahlungen warten.

Ausblick

Neben China (2016: +4 Tage DSO / 2015: +5 Tage) erwartet Euler Hermes die größte Verschlechterung bei der Zahlungsmoral in Brasilien (2016 und 2015: jeweils +3 Tage), der Türkei (2016: +2 Tage / 2015: +4 Tage), Saudi-Arabien (2016 und 2015: jeweils +2 Tage). Einen gegenläufigen Trend verzeichneten die Volkswirte des weltweit führenden Kreditversicherers 2015 hingegen in Russland. Dort verbessert sich die Zahlungsmoral um vier Tage und wird sich nach ihren Einschätzungen im laufenden Jahr auf gleichem Niveau stabilisieren. Dies liegt jedoch vor allem daran, dass das Vertrauen in das wirtschaftliche Umfeld so gering ist, dass viele Unternehmen Kreditrisiken meiden und nur gegen Vorkasse liefern oder sonstige Bartransaktionen nutzen.

(Quelle/Text: Euler Hermes Deutschland - Niederlassung der Euler Hermes SA)

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