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Baader Anleihenanalyse: Deutsche Bank und VW unter besonderer Beobachtung

FrankfurtMain/München, 23.09.2016 11:13 Uhr (Gastautor)

Zwar gibt sich Deutschlands größtes Bankhaus zuversichtlich, die Forderungen, die die US-Justiz an es heranträgt, drücken zu können. Dennoch hängen drohende Strafzahlungen in Höhe von 14 Mrd. Dollar wie ein Damoklesschwert über der Deutschen Bank.

So viel fordert das US-Justizministerium im Streit um krumme Hypotheken-Geschäfte in den Jahren vor der großen Finanzkrise. Kein Wunder, dass die Titel der Deutschen Bank auch am Anleihenmarkt unter besonderer Beobachtung der Anleger stehen.

So gaben die Kurse auch eher nach, bevor sie sich im Anschluss wieder leicht erholen konnten. Im fünfjährigen Bereich notiert eine Medium-Term-Note des Bankhauses (DB7XJB) bei rund 101,46% und rentiert damit mit ca. 0,94%. Noch am 7. September hatte der Bond mit 102,828% sein Jahreshoch erreicht. Im langfristigen Bereich stand ein Titel (DB7XJP) im Blickpunkt, der im März 2025 fällig wird und bei einem Kurs von ca. 97,15% eine Rendite von 1,48% aufweist. Sein 12-Monats-Hoch hatte dieser Bond ebenfalls am 7. September mit 99,632% erreicht.

Ein Jahr nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen kämpft Volkswagen immer noch an vielen Fronten. Die bisher eingereichten Schadenersatzklagen von rund 1400 Investoren belaufen sich mittlerweile auf ca. 8,2 Mrd. Euro. Doch operativ sieht es immerhin besser aus als von vielen befürchtet. So bleiben auch die Kurse der VW-Corporates nahe ihrer Jahreshöchststände. Ein bis 10/2021 laufender Titel der VW Financial Services (780516) etwa notiert mit 101,89% knapp unter dem 12-Monats-Hoch von 102,29% am 11. August. Ein im Januar 2024 fällig werdender Bond der VW Leasing (A0JCCZ) liegt bei ca. 112,50%. Dies bedeutet eine Rendite von rund 0,85%. Das Jahreshoch wurde hier mit 113,14% am 10. August erreicht.

Quelle:OnVista.de
Quelle:OnVista.de

Aufmerksamkeit generierten auch die Corporates von Bayer, nachdem bekannt geworden ist, dass der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern gemeinsam mit dem Hamburger Biotechnologie-Unternehmen Evotec neue Therapien für die Behandlung von Nierenerkrankungen entwickeln will. Ein Titel von Bayer (A1ZSAC) mit Laufzeit bis 11/2023 tendiert mit 106,15% wieder in Richtung 12-Monats-Hoch (107,16%) und wirft damit eine Rendite von ca. 0,34% ab.

Unternehmensanleihen - Anhaltende Dynamik

Dynamisch und aktiv zeigte sich der Primärmarkt für Corporate Bonds auch in dieser Woche. Ungeachtet der derzeit dominierenden Zentralbankentscheidungen gelang es Unternehmen aus verschiedenen Branchen erfolgreich frisches Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen.

Die Deutsche Bahn stellte die Weichen für die Zukunft mit einer 12-jährigen Anleihe (A186J2) im Volumen von 500 Mio. €. Das Unternehmen zahlt dem Anleger eine jährliche Verzinsung von 0,625% bis zur Fälligkeit am 26.09.2028. Das Pricing erfolgte mit +20 bps über Mid Swap. Folglich lag der Ausgabepreis bei 98,696%. Die Bahn entschied sich bei diesem Papier für die „Privatanleger-freundliche“ Mindestanlagesumme von 1.000 Euro.

Baader Anleihenmarkt Entwicklung

Trotz des aktuell günstigen Ölpreises machte sich das im Erdölsektor tätige Unternehmen BP fit für kommende Projekte und refinanzierte sich mittels eines 8-jährigen Bonds (A186HJ) im Volumen von 850 Mio. €. Gezahlt wird ein Kupon in Höhe von 0,83% p.a. bis zum Laufzeitende am 19.09.2024. Der Reoffer lag bei 100% und somit +106,8 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe. BP entschied sich für die Aufnahme eines vorzeitigen Kündigungsrechts 3 Monate vor Fälligkeit der Anleihe. Die Mindeststückelung wurde mit 100.000 € festgesetzt.

Auch Swiss Life war am Primärmarkt präsent und begab eine Hybridanleihe (A186J7) im Umfang von 600 Mio. €. Der Anleger erhält eine feste Verzinsung in Höhe von 4,5% bis zum 19.05.2027. Im Anschluss bis zur Fälligkeit bzw. der vorzeitigen Kündigung richtet sich die Verzinsung nach dem dann gültigen 3-Monats-Euribor +5,1%. Das Unternehmen hat sich diverse Sonderkündigungsrechte festschreiben lassen. Beginnend ab dem 19.05.2027 ist die Kündigung quartalsweise vorzeitig zu 100% des Nennwertes möglich. Der Ausgabepreis lag bei 99,707% (+410 bps über Mid Swap) und Swiss Life entschied sich bei diesem Papier ebenfalls für die Mindeststückelung von 100.000 €. Deshalb dürfte sich diese Anleihe vornehmlich an institutionelle Anleger richten.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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