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Wirtschaft in Europa | Macron Top - Brexit Flop und Griechenland Anleihe

Düsseldorf, 01.02.2018 13:14 Uhr (Klaus Stopp)

Während sich die britische Regierung mit den internen Analysen zum Brexit ziemlich blamiert, führt der französische Präsident Emmanuel Macron die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit neuem Schwung voran.

Peinlich, verdammt peinlich für die britische Regierung ist das, was da eine an die Öffentlichkeit gelangte Analyse über die Folgen des Brexits für die Wirtschaft enthüllt. Wie der regierungseigene Report zeigt, ist Großbritannien nämlich immer der Verlierer, egal wie der Deal mit der Europäischen Union aussehen wird. Nach allen drei der wahrscheinlichsten Szenarien wird das Wachstum der britischen Wirtschaft zurückgehen, nahezu alle Wirtschaftsbereiche werden leiden. Im schlimmsten Fall wird es über die kommenden 15 Jahre zu einem konjunkturellen Absturz um 8% kommen. Das Papier mit dem Namen „EU Exit Analysis - Cross Whitehall Briefing” war durch die Nachrichtenseite Buzzfeed unter Berufung auf einen Entwurf des Dokuments ans Licht gekommen.

Buzz Feed Brexit Papers

Selbst ein Verbleib im Europäischen Binnenmarkt als sanfteste Lösung würde nach der Regierungsanalyse lediglich den Schaden begrenzen und für ein Minus beim Wirtschaftswachstum von 2% sorgen.

Vertrauensschub durch Macron

Der positive Effekt, der von der Wahl Emmanuel Macrons ausging, schlägt sich nun auch auf die Konjunktur nieder. So hat die französische Wirtschaft im Jahr 2017 einen deutlichen Schub erhalten und die höchste Wachstumsrate seit 2011 verbucht. In einer ersten Einschätzung meldete die nationale Statistikbehörde ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,9%. Der Wachstumskurs der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone erweist sich damit als robust. Für das letzte Quartal 2017 wurde sogar ein Wachstum von 2,4% registriert. Mit dieser Beschleunigung geht für Frankreich ein halbes Jahrzehnt mit trägem Wachstum, das die Arbeitslosigkeit in der Nähe von 10% gehalten hat, zu Ende.

Neben der steigenden globalen Nachfrage und der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) trug der Vertrauensvorschuss für Macron und seine Partei „En Marche“ zu dieser positiven Entwicklung bei. Unternehmen und Investoren hatten die Maßnahmen des Präsidenten begrüßt, die er zum Abbau von Bürokratie und Steuern eingeleitet hat und auch die Gewerkschaften konnten überzeugt werden. Aber auch der private Konsum zeigt sich in Frankreich sehr robust. Unterm Strich deutet die Entwicklung an, dass es mit einem vielleicht radikalen, aber doch pragmatischen und durchdachten Änderungsansatz, wie ihn Macron vorantreibt, gelingen kann, verkrustete Strukturen aufzuweichen und für neuen Schwung zu sorgen.

Spanien auf Wachstumskurs

Auch die spanische Wirtschaft befindet sich auf Wachstumskurs. 2017 lag das Wirtschaftswachstum bei 3,1%. Allerdings schwächte sich die Dynamik im vierten Quartal des vergangenen Jahres auf 0,7% ab und für die kommenden Quartale wird ein noch langsameres Wachstum erwartet. Der Rückgang der wirtschaftlichen Leistung ist allerdings nicht die Folge der Katalonien-Krise, die sich bisher kaum auf die Gesamtwirtschaft auswirkte.

Griechenland mit neuer Staatsanleihe

Indessen bereitet sich Griechenland weiter auf eine Loslösung von den internationalen Hilfskrediten vor. So soll demnächst ein siebenjähriges Papier ausgegeben werden. Und bis zum Auslaufen des Hilfsprogramms im August dieses Jahres plant Athen die Emission einer drei- und einer zehnjährigen Anleihe. Damit will Finanzminister Euklid Tsakalotos die fallenden Renditen nutzen, um zu günstigem Geld zu kommen. Aktuell notiert eine griechische Staatsanleihe (WKN: A19S2V) mit Laufzeit 1/2028 bei ca. 100,50%, was einer Rendite von ca. 3,70% entspricht.

Doch die Hoffnung könnte sich ganz schnell in Wohlgefallen auflösen, wenn die dieser Tage von DIW-Präsident Marcel Fratzscher geäußerte scharfe Kritik, der dem damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine bewusste Wählertäuschung beim Schuldenschnitt für Griechenland vorgeworfen hat, den Tatsachen entsprechen würde. Nach seiner Lesart habe es vor der Bundestagswahl zwischen Schäuble und den anderen Geldgebern die Absprache gegeben, einen Schuldenschnitt nicht zu besprechen, weil dies zu viele Wählerstimmen kosten würde.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.

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