Baader Markets | Finanzmärkte und Politik in den Zeiten des Terrors
FrankfurtMain/München, 20.11.2015 10:09 Uhr (Klaus Stopp)
Es ist nicht leicht, sich in diesen Tagen des Terrors mit trivialen Themen wie der Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten zu beschäftigen. Aber dennoch ist es zwingend notwendig, zur Normalität zurückzukehren.
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.
Dies wird allerdings nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen sein und hängt auch sehr stark mit den Ereignissen der kommenden Tage zusammen. Diese Art von Terror unterscheidet sich von den bisherigen Formen, die insbesondere den älteren Generationen noch bewusst sind. Eine Baader-Meinhof-Gruppe, eine IRA oder auch eine RAF wurden durch Maßnahmen der Staatsgewalt geschwächt und haben dadurch den bewaffneten Kampf eingestellt. Dieser Illusion sollte man sich in Falle von IS nicht hingeben.
Denn bisher wollten Attentäter überleben und ihren Triumpf genießen. Die Kämpfer des IS hingegen sind daran interessiert, möglichst viele - aus unserer Sicht - unschuldige Menschen mit in den Tod zu reißen und sich somit im Ranking der Märtyrer weit oben zu platzieren. Diese perfide Art des Mordens macht Angst und verfehlt nicht das von den Terroristen verfolgte Ziel der Verunsicherung. Um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, hat die französische Regierung diverse Maßnahmen ergriffen und wird u.a. auch mit militärischer Gewalt antworten. Sicherlich ist nachvollziehbar, dass man in solchen Ausnahmesituationen keine Rücksicht auf Verschuldungsgrenzen nehmen wird und sich nicht mehr an die im Vertrag von Maastricht festgeschriebenen Grenzen gebunden fühlt. Doch diese Grenzen wurden bereits vorher nicht nur von Frankreich ständig missachtet.
War Frankreich vor Monaten noch willens, sich auf den Pfad der Tugend zurückzubewegen, so wird es in dieser Situation in Europa keine Regierung geben, die mahnend das Einhalten der Haushaltsdefizitgrenzen fordert. Denn zumindest finanziell werden auch die anderen Staaten einen Beitrag leisten müssen und somit das gesamte Konstrukt der Schuldenbegrenzung aushebeln. Flüchtlingswelle, Griechenlandkrise und Terrorbekämpfung werden also zukünftig immer mehr die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und vielleicht auch der amerikanischen Notenbank (Fed) beeinflussen.
Insbesondere die Diskussionen über eine mögliche Zinsanhebung in den USA wird erst am Abend des 16. Dezember - also kurz vor Weihnachten – beendet sein. Zu konträr sind die aktuellen Konjunkturdaten, um daraus eine Tendenz herauslesen zu können. So waren am Dienstag die Zahlen zur jährlichen US-Kerninflation i. H. v. + 1,9 Prozent als Signal pro Zinserhöhung zu deuten, aber die anschließend veröffentlichten Daten zur US-Industrieproduktion konterkarierten das Bild innerhalb kürzester Zeit. Denn die Produktion war während der vergangenen zehn Monate sieben Mal rückläufig gewesen. Dies zeugt noch nicht von einer nachhaltigen Belebung der US-Wirtschaft und könnte daher manchen US-Notenbanker zum Umdenken bewegen. Und gestern Abend wurde das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht, das von den meisten Marktteilnehmern wieder als Signal für eine Zinserhöhung gewertet wird. An Weihnachten wissen wir mehr!
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.
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