Britische Fonds: Auswirkungen des Brexit für deutsche Fondsanleger
FrankfurtRheinMain, 13.07.2016 10:54 Uhr (Gastautor)
Für Fondsanleger wird sich durch den Brexit kurzfristig nichts ändern. Das gilt vor allem für bestehende Fondsinvestitionen. Aber was bedeutet der Brexit für neue Fondsanleger?
Vorab: Lediglich 212 der rund 10.700 EU-(Teil-)Fonds in Deutschland stammen tatsächlich aus Großbritannien.
Aktuelles zu Immobilienfonds: Notenbank will Immobilienfonds beispringen.
I. Auswirkungen für Alt- und Neuanlagen in britische Fonds, die zum Vertrieb in Deutschland zugelassen sind.
Was bedeutet das Austrittsvotum für deutsche Anleger, die in Fonds investiert sind, die in Großbritannien aufgelegt wurden?
Für die bestehenden Anlagen zeichnen sich keine Änderungen ab.
Was bedeutet der Brexit für Neuanleger?
Bei Neuanlagen sind im Fondsvertrieb britischer Fonds künftig Änderungen möglich, je nach Ausgang der bis zu zwei Jahre dauernden Verhandlungen. Das hängt konkret vom rechtlichen Status ab, den Großbritannien aushandeln wird. Beispiel: Bei einer EWR-Mitgliedschaft bliebe alles beim Alten. Als „Drittstaat“ wie die USA und die Schweiz müssten UK-Fonds ein aufwändiges Anzeigeverfahren bei der nationalen Aufsichtsbehörde BaFin durchlaufen. Auch individuelle Lösungen sind denkbar.
Ab wann müssen der Vertrieb und die Anleger mit Änderungen rechnen?
Kurzfristig ändert sich nichts. Denn die Briten müssen erst einmal einen offiziellen Antrag zum Austritt aus der EU einreichen. Mit der Abgabe des Austrittsantrags startet eine zweijährige Frist. In diesem Zeitraum werden Großbritannien und die EU über den Status ihrer Beziehungen verhandeln.
Und wenn sich auch zwei Jahre nach dem Austrittsantrag EU und Großbritannien nicht einigen?
Werden sich innerhalb dieser zwei Jahre EU und Großbritannien nicht einig, hätten danach britische Fonds den gleichen Status wie Fonds aus anderen Drittstaaten beispielsweise den USA. Die Zulassung obliegt dann jeweils den jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden. Der Prozess ist aufwändiger und komplexer als derzeit im europäischen Binnenmarkt, aber nicht unmöglich. Alternativ könnten sich die Verhandlungspartner auch auf eine Verlängerung der Zwei-Jahres-Frist verständigen.
Könnte eine Einschränkung des Vertriebs britischer Fonds die Auswahlmöglichkeiten für deutsche Anleger beeinträchtigen? / Würde die deutsche Fondsbranche vom Wegfall von Wettbewerbern profitieren?
Nein. Denn in Großbritannien domizilierte Fonds spielen in Deutschland derzeit nur eine geringe Rolle. Lediglich 212 der rund 10.700 EU-(Teil-)Fonds stammen aus Großbritannien. Zudem können britische Anbieter auch Niederlassungen in der EU nutzen oder gründen und dann ihre Produkte mit einem „EU-Pass“ verkaufen.
Ergeben sich für Alt- oder Neuanleger steuerliche Änderungen?
Nein, weder für Alt- noch für Neuanleger ergeben sich steuerliche Änderungen.
II. Auswirkungen für Alt- und Neuanlagen in deutsche Fonds, die zum Vertrieb in England zugelassen sind.
Was bedeutet das Austrittsvotum für britische Anleger, die in Fonds investiert sind, die in einem europäischen Land (außer UK) aufgelegt wurden?
Für die bestehenden Anlagen zeichnen sich keine Änderungen ab.
Was bedeutet der Brexit für britische Neuanleger?
Bei Neuanlagen sind im Fondsvertrieb von EU-Fonds in Großbritannien künftig Änderungen möglich, je nach Ausgang der bis zu zwei Jahre dauernden Verhandlungen. Das hängt konkret vom rechtlichen Status ab, den Großbritannien aushandeln wird. Beispiel: Bei einer EWR-Mitgliedschaft Großbritanniens bliebe alles beim Alten. Würde UK allerdings ein „Drittstaat“ wie die USA und die Schweiz, gäbe es für das Land zunächst einmal keine Verpflichtung, den Vertrieb von EU-Fonds zuzulassen. Vorstellbar wären Abkommen zwischen England und EU-Staaten, die den gegenseitigen Marktzutritt für Fondsprodukte individuell regeln.
Ab wann müssen Vertrieb und Anleger mit Änderungen rechnen?
Kurzfristig ändert sich nichts. Denn die Briten müssen erst einmal einen offiziellen Antrag zum Austritt aus der EU einreichen. Mit der Abgabe des Austrittsantrags startet eine zweijährige Frist. In diesem Zeitraum werden Großbritannien und die EU über den Status ihrer Beziehungen verhandeln.
Und wenn sich auch zwei Jahre nach dem Austrittsantrag EU und Großbritannien nicht einigen?
Ohne eine Einigung müsste künftig die britische Aufsichtsbehörde über die Vertriebszulassung von EU-Fonds entscheiden. Der Prozess wäre dann voraussichtlich aufwändiger und komplexer als derzeit im europäischen Binnenmarkt – falls überhaupt möglich. Um eine Einigung zu erreichen, könnten EU und Briten die Verhandlungsfrist aber immer noch verlängern.
(Quelle/Text: BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V.)
Disclaimer
Veröffentlichungen und Mitteilungen über Finanzprodukte und Kapitalmarktanalysen dienen der Informationsgebung, entweder durch Dritte oder durch eigene Beschreibungen. Die hier aufgeführten Äußerungen, Analysen und Produktbewertungen sind ausschließlich Meinungen und Ansichten des Herausgebers bzw. Produktgebers. FMM-Magazin.de führt keine Finanzberatung durch, ruft nicht zum Erwerb oder zum Verkauf von Anlageprodukten oder Wertpapieren auf. Interessierte Anleger sollten sich grundsätzlich Emissions-/Produktprospekte genau anschauen. Die Aufsichtsbehörde für das Versicherungs- und Finanzwesen ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn.
Finanzen Fonds
* Bitte halten Sie sich an die Netikette und vermeiden persönliche Anschuldigungen, Beleidigungen und Ähnliches. Verbreiten Sie außerdem keine Unwahrheiten, Vermutungen, Gerüchte sowie rufschädigende oder firmeninterne Informationen. Beachten Sie die Rechte Anderer und urheberrechlich geschützter Quellen. Bei rechtlichen Verstößen haften Sie in vollem Umfang. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, Ihre IP-Adresse und Ihren Provider zu speichern. Mit dem Speichern Ihres Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regelungen einverstanden.
- BaFin ordnet Moratorium bei der North Channel Bank an
- Notenbank crasht Aktien | Anlegerprofis kaufen jetzt und machen Rendite
- Finanzen News | Robert Halver Analyse zum Aktienmarkt
- Robert Halver Aktienmarkt Analyse und Charttechnik DAX
- Investment Themen | Perspektiven für Börsen und Aktien in 2022
Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.
Portalsystem 2024 © FSMedienberatung