Auf \\\"blühende Landschaften\\\" in Ostdeutschland müssen wir noch eine Weile warten: 20 Jahre nach dem Mauerfall liegt das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in den neuen Bundesländern immer noch 30 % unter Westniveau. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
04.11.2009 11:39 Uhr
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Commerzbank-Studie: Die neuen Bundesländer 20 Jahre nach dem Mauerfall

Frankfurt/Main, 04.11.2009 11:39 Uhr (redaktion)

Auf "blü­hende Land­schaf­ten" in Ostdeutsch­land müssen wir noch eine Weile warten: 20 Jahre nach dem Mauer­fall liegt das durch­schnitt­liche Brut­to­in­land­s­pro­dukt (BIP) pro Kopf in den neuen Bundes­län­dern immer noch 30 % unter West­ni­veau.


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Die fünf ostdeutschen Bundesländer liegen gemessen an ihrer Wirtschaftskraft am Ende der Tabelle aller deutschen Bundesländer (12. Sachsen, 13. Sachsen-Anhalt, 14. Thüringen, 15. Brandenburg, 16. Mecklenburg-Vorpommern). Dies schreiben die Volkswirte der Commerzbank in ihrer heute in Frankfurt vorgestellten aktuellen Sonderstudie zum 20. Jahrestag des Mauerfalls.

Während die Status-quo-Betrachtung landläufige Meinungen bestätigt, liefert eine Untersuchung der Entwicklung in den vergangenen 20 Jahren überraschende Ergebnisse: „Zwar erwirtschaftet beispielsweise Sachsen unter den neuen Bundesländern unverändert das höchste Pro-Kopf- Einkommen; bei den Wachstumsraten bewegte es sich aber – mit Schwankungen – eher im Rahmen des Durchschnitts“, sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Dagegen ist die Wirtschaft in Thüringen seit der Wiedervereinigung immer überdurchschnittlich gewachsen. Star der letzten Jahre war jedoch Sachsen-Anhalt: Seit 2001 konnte es seinen Rückstand gegenüber den westdeutschen Ländern immerhin um mehr als 8 Prozentpunkte verringern. Das andere Extrem ist Brandenburg, das 2000 noch an der Spitze der neuen Bundesländer lag und inzwischen auf den vorletzten Platz gefallen ist. Mecklenburg-Vorpommern hat ähnlich schlecht abgeschnitten, konnte allerdings zuletzt in der Dynamik fast zum Durchschnitt der fünf ostdeutschen Länder aufschließen.

Einfluss der fundamentalen Strukturfaktoren
Zwar hatten Unterschiede in der Wirtschafts- und Steuerpolitik einen Einfluss auf die Dynamik der Entwicklung seit dem Mauerfall, entscheidend dürften aber wesentlich fundamentalere Standortfaktoren gewesen sein: Wirtschaftliche Ausgangssituation: Auch vor dem Mauerfall lagen die industriellen Schwerpunkte in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Diese drei Bundesländer im Südwesten Ostdeutschlands verfügten auch über entsprechend gut ausgebildete Fachkräfte, die für industrielle Neuansiedlungen äußerst interessant waren.

Bevölkerungsdichte/Anzahl der größeren Städte: Eine hohe Bevölkerungsdichte fördert die Wirtschaft in einer Region, größere Städte sind Kristallisationspunkte für Wirtschaftsansiedlungen. Beide Voraussetzungen sind in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eher erfüllt als in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Abstand zu den Märkten in Westdeutschland/Westeuropa: Die wichtigsten Märkte für die ostdeutschen Bundesländer liegen derzeit noch eher im Westen. Auch dies begünstigt die drei derzeit etwas besser gestellten Bundesländer im Südwesten Ostdeutschlands.

Ausblick
Die fünf ostdeutschen Flächenländer werden in absehbarer Zeit wohl kaum den Durchschnitt der westdeutschen Länder erreichen. Krämer: „Zieht man als realistischen Maßstab für den Stand des Aufholprozesses Länder wie Niedersachsen und Rheinland-Pfalz heran, die von der Struktur her eher vergleichbar sind, weisen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aktuell zwischen 81 % und 85 % des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens dieser ‚Peergroup‘ auf.“ Damit bleibt zwar noch ein beträchtliches Stück an Weg zurückzulegen, der Abstand zum Zielniveau ist aber deutlich kleiner als bei dem üblichen Vergleich mit dem Durchschnitt aller westdeutschen Länder.

Für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dürfte allenfalls das Einkommensniveau Schleswig-Holsteins ein halbwegs realistisches Ziel sein, da auch dieses Land eine Randlage aufweist und größtenteils – mit Ausnahme des „Hamburger Speckgürtels“ – sehr dünn besiedelt ist. Schon heute gleicht die Wirtschaftsstruktur Brandenburgs und Mecklenburg- Vorpommerns derjenigen Schleswig-Holsteins wesentlich mehr als der des gesamtdeutschen Durchschnitts.

(Quelle/Material: Commerzbank AG)

 

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