Deutsche Haushaltspolitik: Trotz Rekordeinnahmen hohe öffentliche Verschuldung
Berlin/Köln, 28.03.2017 12:01 Uhr (redaktion)
Der öffentliche Schuldenstand bleibt nahezu unverändert hoch, obwohl die öffentlichen Haushalte im Jahr 2016 gut 24 Milliarden Euro mehr eingenommen als sie ausgegeben haben.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. schlägt der Politik vor, sie solle "... die derzeitigen Überschüsse nutzen, um für langfristige Herausforderungen gewappnet zu sein - etwa durch einen Demografie-Fonds."
Das Statistische Bundesamt hat heute mitgeteilt, das die gesamtstaatlichen Schulden bei 2,01 Billionen Euro. Das bedeutet einen Rückgang von lediglich 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hierbei werden Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen gemeinsam betrachtet. Gleichzeitig wurden im vergangenen Jahr Überschüsse in Höhe von 24 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies sind noch mal drei Milliarden Euro mehr als 2015.
Dr. Martin Beznoska
Dank Niedrigzinsen klingelnde Haushaltskassen
Doch die sprudelnden Steuereinnahmen werden nicht von Dauer sein:
Zur scheinbar guten Haushaltslage tragen insbesondere die derzeit niedrigen Zinsen bei.
Die Zinsaufwendungen sanken trotz des nahezu gleichbleibenden Schuldenstandes um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit spart der Fiskus laut Bundesbank fast 50 Milliarden Euro jährlich. Sobald die Zinsen jedoch wieder steigen, würde dies die öffentlichen Haushalte stark belasten. Aufgrund ihrer hohen Ausgaben könnten sie aber nur schwer darauf reagieren.
Die langfristige Perspektive bleibt bei der derzeitigen Finanzplanung auf der Strecke. Demografischer Wandel und steigende Zinsen bedrohen die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen. Daher sollte die Politik hier stärker gegensteuern. Neben dem aktiven Abbau der Schuldenlast könnte sie auch einen Demografie-Fonds aufsetzen. Dieser könnte, ähnlich wie die bereits existierenden Versorgungsfonds der Länder für die Beamtenpensionen aufgebaut werden und die Auswirkungen des demografischen Wandels abfedern. Um vor dem Zugriff kurzfristig agierender Politik geschützt zu sein, ist dabei eine Zweckbindung entscheidend.
(Quelle/Text: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.)
Politik Finanzen
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