Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal einen Dämpfer erlitten. Wie es nun bei BIP und Co weitergeht, erläutern Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus Berlin. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. prognostiziert einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr um 1,5 Prozent und im kommenden Jahr um 1,8 Prozent. Die DIW Forscher Marcel Fratzscher, Simon Junker, Kristina van Deuverden und Ferdinand Fichtner kommentieren.
Ein wichtiges Fundament der deutschen Konjunktur sei die Konsumnachfrage, die sich auf eine anhaltend gute Arbeitsmarktlage und kräftige Lohnsteigerungen stützen könne. Auch die Realeinkommen würden merklich steigen. Die deutsche Wirtschaft dürfte zunächst aber nur wenig Fahrt aufnehmen, weil sich die Weltkonjunktur verhalten entwickelt und die Konjunktur im Euroraum auf der Stelle tritt. Hinzu käme die Unsicherheit aufgrund der Ukrainekrise, die den Außenhandel und die Investitionen dämpft.
Wenn sich die hohe Unsicherheit infolge der geopolitischen Krisen ab der Jahreswende auflöst, dürften die Unternehmen im weiteren Prognosezeitraum wieder mehr investieren. Die Lage der öffentlichen Haushalte bleibt derweil gut. Sowohl 2014 als auch 2015 wird der Überschuss bei 0,3 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt liegen, trotz deutlich steigender Ausgaben.
Professor Marcel Fratzscher
Marcel Fratzscher (Präsident des DIW Berlin): "Die Wirtschaft im Euroraum ist fragil und auch Deutschland ist vor Rückschlägen nicht gefeit, wie der Dämpfer im zweiten Quartal gezeigt hat. Die Risiken sind enorm, denn die Konjunktur im Euroraum läuft nach wie vor schleppend. Wenn die Wirtschaft im Euroraum nicht bald stärker wächst oder sich die Krise sogar wieder zuspitzt, wird sich Deutschland dem nicht entziehen können. Auch die Risiken fallender Preise sind für Deutschland bereits heute gravierend.“
Dr. Ferdinand Fichtner
Ferdinand Fichtner (Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik): „Die letzten Zahlen für die deutsche Wirtschaft waren gut, aber nach dem schwachen zweiten Quartal ist es nicht ungewöhnlich, dass das dritte Quartal wieder etwas kräftiger ist. Zwar ist der Aufschwung grundsätzlich intakt, allerdings dürfen die Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Die Ukrainekrise hat das Potential, die Konjunktur in Deutschland nachhaltig zu schwächen, wenn die Unsicherheit nicht ab der Jahreswende zurückgeht. Das gilt vor allem auch deshalb, weil der Euroraum als wichtigster Absatzmarkt nur schwach wächst.“
Simon Junker
Simon Junker (Deutschlandexperte): „Der private Konsum ist weiterhin eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft. Zwar wird die Arbeitslosenzahl im kommenden Jahr leicht steigen, dennoch nimmt die Beschäftigung weiter zu. Weil die Löhne kräftig zulegen, lassen die Konsumenten die Kassen auch weiterhin klingeln. Wenn die Unsicherheit im Zusammenhang mit den geopolitischen Spannungen wieder nachlässt, dürften auch die Exporteure wieder mehr vom Aufschwung erfahren.“
Kristina van Deuverden
Kristina van Deuverden (Finanzexpertin): „Die öffentlichen Haushalte stehen insgesamt gut da. Allerdings wird sich die positive Entwicklung der vergangenen Jahre nicht eins zu eins fortsetzen. Zwar verbessert sich die Finanzlage bei den Gebietskörperschaften, bei den Sozialversicherungen spannt sie sich aber nach und nach an. Unter anderem die Rente mit 63 und die Mütterrente, aber auch zunehmende Transfers aufgrund der steigenden Arbeitslosenzahl belasten. Die deutlichen Ausgabensteigerungen des Staates dürfen und können nicht zur Routine werden.“
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Prof. Dr. Patrizia Nanz ist seit 2016 wissenschaftliche Direktorin am IASS und Professorin für transformative Nachhaltigkeitswissenschaft an der Universität Potsdam. Sie erforscht die Gelingensbedingungen gesellschaftlichen Wandels und experimentiert mit ko-kreativen Denk- und Gestaltungsprozessen, in die Menschen aus unterschiedlichen Sektoren, Organisationen und Lebenslagen ihr Wissen einbringen um zentralen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen.
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