Finanzen Markt & Meinungen Startseite


Graccident oder Grexit: Vor dem Kassensturz in Griechenland

Dokument: Frankfurt/Brüssel, 13.03.2015 18:50 Uhr (Klaus Stopp)

So, so eine Entspannung soll es geben. Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Kassenlage in Athen spitzt sich zu. Selbst nach dem Eingeständnis der Regierung befindet sich Griechenland in akuter Finanznot.

Informationen zum Autor:
Klaus Stopp
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.

Doch den Geldgebern genügen die bisherigen Reformvorschläge noch lange nicht, um weitere Hilfsgelder fließen zu lassen. Nun also sollen die "Institutionen" Europäische Zentralbank (EZB), EU-Kommission und IWF, die man nicht mehr Troika nennen darf, zum ersten Mal seit dem Regierungswechsel im Januar wieder Einblick in die griechischen Finanzbücher erhalten.

Die zentralen Verhandlungen werden in Brüssel stattfinden. Sogenannte technische Teams werden gleichzeitig nach Athen entsandt. Am Ende wird ein Kassensturz stehen, dessen Ergebnis sich grausam lesen wird. Das dürfte den Europartnern bereits heute klar sein. Ohne weitere Milliarden des Geldgeber-Trios wird Griechenland pleitegehen. Ziel der neu aufgenommenen Gespräche ist der Abschluss des bis Juni verlängerten Rettungsprogramms. Ohne diesen Abschluss können noch bereitstehende Hilfsgelder von insgesamt 7,2 Mrd. Euro von Athen nicht abgerufen werden.

Jeroen Dijsselbloem und Yanis Varoufakis
Jeroen Dijsselbloem und Yanis Varoufakis (re)

22 Mrd. Euro sollen die Griechen in den vergangenen drei Monaten von ihren Bankkonten abgehoben haben. Die Geldeinlagen sind auf rund 150 Mrd. Euro gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit 10 Jahren. Der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris hatte einen dramatischen Appell an seine Landsleute gerichtet, ihr Geld aus dem Ausland zurückzubringen.

So ganz zum Thema Sparanstrengungen will dann auch eine andere Meldung nicht passen. So sind die Arbeitskosten in Griechenland zuletzt weit stärker gestiegen als im Rest der EU. Mit einem Zuwachs von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal wiesen die Griechen für das 3. Quartal 2014 den höchsten Kostenanstieg aller EU-Länder auf, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zuvor waren deren Arbeitskosten allerdings rückläufig.

Aber vielleicht sind schon bald für Athen alle finanziellen Probleme gelöst. Denn mit der Erfüllung der Forderungen an Deutschland als Ausgleich für die Gräueltaten während des 1000-jährigen Reichs wären die Griechen auf einen Schlag alle ihre Sorgen los. Wenigstens träumen können sie, wenn es schon mit anderen Dingen nicht klappt!

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.

 
Finanzen Markt & Meinungen Portalsystem © 2025 FSMedienberatung