Düsseldorf, 13.11.2020 12:08 Uhr (Robert Halver)
Mit Joe Biden als US-Präsident und der Aussicht auf einen Impfstoff wird Sicherheit weniger nachgefragt. Das lässt sich bei Gold und insbesondere bei Anleiherenditen ablesen, die wieder ansteigen.
Zunächst ist die Sorge aber unbegründet, dass die Notenbanken die Zinsen ungehindert steigen lassen. Der nachhaltigen Konjunkturstabilisierung und dem reibungsfreien Management der apokalyptischen Verschuldung werden sie nicht im Wege stehen. Auch sollen anziehende Renditen keine starken Währungen nach sich ziehen. Heute will jedes Land Exportnation sein. Für dieses Szenario sprechen auch die Verlautbarungen der EZB, die vor rezessiven Gefahren warnt und sich damit selbst die erforderlichen Alibis für noch mehr geldpolitische Üppigkeit schafft. Insgesamt verliert der Aktienmarkt sein Leib und Magen-Argument „Liquiditätshausse“ nicht.
Die abzusehende Entspannung im Handelskrieg sowie zumindest die Impfstoff-basierte Aussicht auf Lockdown-Lockerungen verleihen konjunkturabhängigen Werten wieder Schwung. Hightech-Werte sind nicht mehr einzigartig.
Gleichzeitig atmen Value-Investoren auf, die seit 2017 im Vergleich zu Growth das Nachsehen hatten. Substanzwerte konnten mit den Wachstumstiteln vor allem aus dem IT-Lager nicht mithalten. Doch mit dem ökonomischen Tauwetter wird ihnen auch wieder warm ums Herz.
Offensichtlich ist es dem Mainzer Unternehmen BioNTech in Zusammenarbeit mit dem US-Pharmakonzern Pfizer gelungen, einen Impfstoff zu entwickeln, der die Infektionsgefahr mit Covid-19 um ca. 90 Prozent reduziert. Das ist ein großartiger medizinischer Durchbruch. Und es wäre auch ein game changer für die Weltkonjunktur, die von ihrem größten Handicap befreit würde.
Dennoch muss man realitätsbewusst bleiben. Viele Fragen sind noch offen. Wann liegt z. B. der Impfstoff konkret vor und vor allem wann ist mit einer befriedigenden Durchimpfungsrate zu rechnen, die Lockdowns unnötig macht. Wenn sich hier Verzögerungen einstellen, ist konjunkturelles Enttäuschungspotenzial mit Streuung auf die Aktienmärkte vorhanden. RKI-Chef Wieler spricht davon, „die Pobacken noch ein paar Monate zusammenzukneifen“.
Ohnehin macht die Konjunkturerholung im Winter wegen der zweiten Corona-Welle Pause. Und die auf die (Wirtschafts-)Psyche wirkende Unsicherheit, ob es weitere Einschränkungen gibt bzw. wann wieder gelockert wird, kommt erschwerend hinzu. Auch die ifo Geschäfts- bzw. die ZEW Konjunkturerwartungen deuten auf eine Beruhigung beim Wachstum hin.
Vom heutigen Standpunkt stimmt der Blick in die Zukunft dennoch positiv, wenn die Politiker weltweit den „Lockdown total“ verhindern. Insgesamt ist angesichts der ergriffenen Konjunkturmaßnahmen und der Befriedung des Handelskriegs mit einem starken zweiten Wirtschaftshalbjahr 2021 zu rechnen. Das Bundesfinanzministerium hat bereits angedeutet, dass es im Extremfall weitere Konjunkturprogramme geben wird. Vor der Bundestagswahl will sich keine Partei eine offene wirtschaftliche Flanke erlauben.
Export-Deutschland profitiert ohnehin vom abzusehenden Abebben des Handelskriegs und der Erholung der asiatischen Wirtschaft, wo Corona offenbar an Schrecken verloren hat. Der chinesische Einkaufsmanagerindex des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ befindet sich deutlich im Expansionsbereich und das auf einem Mehrjahreshoch.
US-Wahl und Impfstoff-Fantasie haben für Euphorie am Aktienmarkt geführt, die sich mittlerweile aber wieder beruhigt hat.
Zurzeit ist Amerika eine „lame duck“. Entscheidungen über ein erforderliches neues und großes Konjunkturpaket werden nicht vor Anfang des nächsten Jahres getroffen. Da gleichzeitig eine ausreichende Durchimpfung der Bevölkerung vor Mitte bis Ende 2021 nicht zu erwarten ist, sind Enttäuschungen in puncto Lockdown-Lockerungen zwischenzeitlich einzukalkulieren.
Doch ist die Aktienperspektive stabil. Aufgrund der aufgehellten Nachrichtenlage hat die Risikofreude an den Finanzmärkten grundsätzlich zugenommen. Eine kleine Jahresendrallye ist möglich.
Charttechnisch liegen erste Unterstützungen bei 12.960, 12.671 und 12.370 Punkten. Bei einer Erholung trifft der Index bei 13.240, 13.300, 13.500 und 13.689 auf Widerstände.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG.
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