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Cyber Betrüger stehlen CO2-Zulassungen aus EU Emissionshandelssystem

Dokument: Brüssel, 27.01.2011 18:05 Uhr (EU Redaktionsteam)

Online-Kriminelle haben vom EU-Emissionshandelssystem (EHS) bis zu zwei Millionen CO2-Quoten der Europäischen Union (EUA) im Wert von 14 Euro pro Tonne gestohlen.

Am 19. Januar hat die Europäische Kommission nach dem Verschwinden von 475.000 EUA aus dem tschechischen Register den Handel auf den CO2-Spotmärkten vorübergehend ausgesetzt. Darüber hinaus brachte eine Reihe anderer Attacken die Nationalregister auch in Griechenland, Estland, Polen und Österreich zur Schließung.

Die gestohlenen Kredite, die circa 0,02 Prozent des Gesamtwertes des EHS ausmachen, wurden dann innerhalb weniger Minuten auf den Spotmärkten eingelöst.

Phishing als Problem
Die EU-Beamten machen eine Mischung aus Computerhacken und „Phishing“-Betrügereien für den Diebstahl verantwortlich – dabei seien falsche Webseiten geschaffen worden, die Investoren trügerisch dazu führen, den Betrügern ihre Passwortdetails zu geben.

Diese Passwortinformationen werden dann genutzt, um Zugang zu den Zulassungen zu erhalten. Dann werden diese auf offenen Spotmärkten durch Händler, die fiktive Identitäten nutzen, verkauft. Die Kommission lehnte es ab, die Möglichkeit auszuschließen, dass Händler aus einigen Firmen innerhalb des EHS für den Betrug verantwortlich seien. Man vermutet, dass die gestohlenen EUA auf ein Konto in Estland – einem der ersten Länder, die am Mittwoch ihr Register geschlossen haben – transferiert worden sind.

Nach einer Reihe an Mehrwertsteuer-Karussell- und „Phishing“-Betrügereien letztes Jahr hat die Kommission strengere Sicherheitsmaßnahmen vorgeschlagen. Mehrere Mitgliedsstaaten haben jedoch ihre Umsetzung abgelehnt, weil sie sagten, sie könnten sich das nicht leisten.

Ein Vertreter der Kommission wies darauf hin, dass Zehntausende von Euro, die für die Sicherheit auszugeben seien, Millionen Euro an Verlusten sparen könnten. Es handle sich auch um ihr nationales Image, sagte die EU-Pressesprecherin Maria Kokkonen gegenüber dem europäischen Portal EurActiv.

Mit einem Umsatz von circa 90 Milliarden Euro (2010) ist das EU-Emissionshandelssystem der weltweit größte CO2-Markt. Ungefähr 80 Prozent davon werden auf den Terminmärkten und 20 Prozent auf den Spotmärkten verkauft.

Hintergrund
Seit 2005 müssen etwa 10 000 Betreiber größerer Industrieanlagen in der EU Lizenzen erwerben und verkaufen, wenn sie Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre emittieren. Das so genannte Emissionshandelssystem (ETS) ermöglicht es Unternehmen, die ihre eigenen CO2-Zielvorgaben überschreiten, von umweltfreundlicher arbeitenden Firmen zusätzliche Emissionszertifikate zu erwerben und zur Erfüllung der im Rahmen des Kyoto-Protokolls festgelegten Klimaschutzziele beizutragen. Nachdem im ersten Handelszeitraum jedoch mehrere Länder viel zu viele Lizenzen verteilten, so dass die Kohlenstoffpreise einbrachen und die Glaubwürdigkeit des Systems untergraben wurde, beschloss die EU über eine Straffung des Systems nachzudenken.

Um die wirtschaftlichen Kosten der im Rahmen des Kyoto-Protokolls eingegangenen Verpflichtungen so niedrig wie möglich zu halten, haben die EU-Mitgliedstaaten beschlossen, einen Binnenmarkt zu schaffen, in dem Unternehmen mit Berechtigungen für den Ausstoß von CO2 handeln können.

Unter dem EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) können etwa 10.000 Betreiber energieintensiver Industrieanlagen in der EU Emissionszertifikate erwerben und verkaufen. Diese Emissionszertifikate umfassen etwa 40% der Kohlendioxidemissionen der EU. Zu den Industrien, die das System abdeckt, zählen: Energiegewinnung, Eisen und Stahl, Glas, Zement, Keramik und Ziegel.

(Quelle: EurActiv)

 
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