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Gebrauchtwagenpreise | So sieht der deutsche Markt aus

Dokument: Düsseldorf, 01.03.2016 18:42 Uhr (Finanzredaktion)

Deutschland ist der größte PKW-Markt Europas. Dies gilt auch für den Gebrauchtwagenmarkt. Bei näherer Betrachtung kann dieser Umstand auch kaum verwundern.

In kaum einem anderen Land auf der Welt ist der durchschnittliche Motorisierungsgrad je Einwohner so hoch wie in Deutschland, sieht man vielleicht einmal von reichen Kleinstaaten wie Monaco, Liechtenstein oder Brunei ab, in denen einige Wohlhabende oft einen ganzen Fuhrpark unterhalten. Einzig in Italien kommen ähnlich viele Fahrzeuge auf den Durchschnittsbewohner, allerdings hat das Land auch 20 Millionen Einwohner weniger als Deutschland. Nirgendwo sonst in Europa werden jährlich so viele neue Autos zugelassen wie in Deutschland. Zudem gelten die Deutschen als Auto-Narren und wechseln ihre Fahrzeuge gerne häufig. Diese Umstände schlagen natürlich direkt auf den Gebrauchtwagenmarkt durch.

Dominanz des deutschen Automarktes

Die Gründe für die Dominanz des deutschen Automarktes liegen aber nicht nur in der großen Einwohnerzahl und dem hohen Motorisierungsgrad hierzulande begründet. Zum einen befindet sich Deutschland mit seiner zentralen Lage in Europa in einer prädestinierten Position, um als Gebrauchtwagenmarkt auch auf die Nachbarstaaten attraktiv zu wirken. Knapp ein Fünftel aller deutschen Gebrauchtwagen werden ins europäische Ausland verkauft. Besonders beliebt sind deutsche Gebrauchte bei Franzosen, Schweizern, Niederländern, Österreichern, Skandinaviern, Polen und Russen. Zudem ist Deutschland noch immer einer der führenden Fahrzeugproduzenten weltweit. Im internationalen Vergleich werden nur in den USA, in China und Japan mehr Autos hergestellt als bei den Deutschen. Diese stehen im europäischen Vergleich mit Abstand an der Spitze.

Gebrauchtwagenmarkt gilt als gesättigt

Der Sättigungsgrad des deutschen Gebrauchtwagenmarktes ist dementsprechend hoch. Dies ist auch noch auf andere Ursachen zurückzuführen. Autobörsen im Internet wie mobile.de haben in den letzten Jahren den Gebrauchtwagenmarkt revolutioniert. Nie war es einfacher, ein Fahrzeug zu kaufen oder zu verkaufen, als in der heutigen Zeit. Gleichzeitig war es nie leichter, aus der unüberblickbaren Masse an Gebrauchtwagen sein Traumfahrzeug herauszufiltern. Mit den Absatzmöglichkeiten des Internets hat sich auch der Markt überproportional entwickelt.

Peugeot 208 Auto Innen

(Copyright by SchulzPhotographie / Düsseldorf)

Parallel ist in den vergangenen Jahren eine Überproduktion an Neuwagen zu verzeichnen gewesen. Dies führte dazu, dass die verschiedenen Hersteller sich mit harten Preiskämpfen und immer größeren Rabatten bei den Neuwagen gegenseitig zu unterbieten versuchten. Die Abwrackprämie tat 2009 ihr Übriges dazu, den Neuwagenverkauf anzukurbeln. Diese Masse an Neuwagen wurde aber inzwischen in den Gebrauchtwagenmarkt geschwemmt.

Gleichzeitig halten Autos immer länger. Während die Fahrzeuggenerationen der 70er und 80er Jahre oft schon nach 10 Jahren Durchrostungserscheinungen zeigten und Motoren mit 200.000 Kilometern als hochbetagt galten, erreichen viele Fahrzeugmodelle der 90er Jahre spielend ein Lebensalter von 20 Jahren und erzielen bei guter Pflege Laufleistungen von über 300.000 Kilometern. Davon zeugen etliche VW Golf 2 und 3, Audi 80, Mercedes C-Klassen oder Renault 19 und Megane, die noch heute ein regelmäßig anzutreffender Bestandteil des deutschen Straßenverkehrs sind.

Spielraum nach unten vor allem bei sofortiger Zahlung

Alle Faktoren zusammen haben ein Überangebot und einen damit einhergehenden Verfall der Gebrauchtwagenpreise bewirkt. Auch wenn die Preistendenz in Zukunft wieder nach oben zu wandern scheint, sind viele Gebrauchtfahrzeuge im Moment günstig zu haben. Bei vielen Angeboten gibt es zudem Spielraum von 5-15 % nach unten, vor allem wenn der interessierte Käufer das Geld in Bar auf den Tisch legt oder sich dieses vorher zu den aktuell günstigen Konditionen bei seiner Bank besorgt hat, anstatt die Finanzierungsangebote der Fahrzeughändler in Anspruch zu nehmen. Diese erweisen sich oftmals als reine „Milchmädchenrechnungen“, bei denen der Käufer in der Praxis kaum profitiert.

 
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