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Handelskrieg USA und EU | Einen Scotch auf die US-Strafzölle!

Dokument: Berlin/Frankfurt, 22.03.2018 13:24 Uhr (Klaus Stopp)

Peter Altmaier will’s richten. Bis Freitag will der neue Wirtschaftsminister versuchen, drohende Strafzölle der US-Administration abzuwenden. Der Handelskrieg dürfte seinen Lauf nehmen. Darauf sollte sich die EU einstellen.

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Klaus Stopp
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.

Bis Freitag will der neue Wirtschaftsminister, der gerade in Washington weilt, versuchen, drohende Strafzölle der US-Administration abzuwenden. Sicher, US-Handelsminister Wilbur Ross, einer der geistigen Väter der Strafzölle, hat ihn freundlich empfangen. Zumal Altmaier einen diplomatischen Hochseilakt probt, obwohl er formal bei dem Streit gar keine Rolle spielt. Vielmehr fallen die Entscheidungen beim US-Präsidenten und der EU-Kommission.

So gesehen spiegelt die Aktion von Altmaier die helle Aufregung wider, in welche die europäischen Handelspartner der USA geraten sind, nachdem D. T., der Unberechenbare, seine protektionistischen Maßnahmen angekündigt hatte. Diese verstoßen zwar gegen internationales Recht, aber einem Präsidenten wie Trump ist das einerlei. Jetzt stehen die Vertreter der Handelspartner wie Altmaier in Washington Schlange, um zu retten, was nicht zu retten ist.

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Die Crux ist, dass sich die EU das Gebaren des US-Präsidenten nicht bieten lassen darf, da dieser ansonsten an dieser Machtdemonstration weiter Gefallen findet. Dies verdeutlicht sein jüngstes Vorhaben, wonach er nun 100 chinesische Produkte in Höhe von jährlich 50 Mrd. USD mit weiteren Strafzöllen belegen will. Dies soll offenbar die Revanche für Urheberrechtsverletzungen der Chinesen sein.

US-Wirtschaft ist gegen Strafzölle

Aber nicht nur bei den Handelspartnern der USA, auch in der eigenen Wirtschaft regt sich Widerstand gegen den von Trump praktizierten Protektionismus. 45 Unternehmensverbände aus den Branchen Hightech, Textilhandel, Landwirtschaft und Automobil, die Firmen wie Apple, die Google-Mutter Alphabet, Walmart und Nike repräsentieren, warnen in einem Brief vor einer „Kettenreaktion negativer Folgen für die US-Wirtschaft“. Befürchten sie doch einen Rückgang der US-Exporte von Agrar- und Industriegütern sowie Dienstleistungen und steigende Kosten für Unternehmen und Verbraucher in den USA.

Doch Hand aufs Herz, es ist ja auch was dran, wenn Trump Ungerechtigkeiten an den Zollpraktiken beklagt. So zeigt sich, dass die EU für Autos und Produkte aller Handelssparten bislang zum Teil deutlich höhere Zölle verlangt als die USA. Bekanntlich erhebt die EU 10% auf die Einfuhr von Autos, die USA ihrerseits aber nur 2,5%. Und vergleicht man die durchschnittlichen Zölle aller Handelssparten, langt die EU mit 5,2% mehr zu als die USA mit 3,5%. Das kann auch jemand wie Altmaier nicht einfach wegargumentieren. Allerdings vermischt Trump immer wieder Themen wie Handelsungleichgewichte, Nato-Verpflichtungen oder unterschiedliche Zölle und entzieht sich damit einer rationalen Diskussion.

Ob der deutsche Wirtschaftsminister nun einen von ihm angestrebten Kompromiss bis Freitag präsentieren kann, darf bezweifelt werden. Der Handelskrieg dürfte seinen Lauf nehmen. Darauf sollte sich die EU einstellen. Also wird die EU wohl mit Steuern auf „Ausweichprodukte“ wie Jeans und Bourbon Whiskey reagieren. Und das wird wenigstens die Whisky Distilleries in Schottland, Irland und auf der schwäbischen Alb oder am Schliersee freuen. Darauf einen Scotch!

(Quelle: Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG)

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