Kiel, 14.02.2018 10:45 Uhr (Gastautor)
In der Business-Region Schleswig-Holstein nehmen kleine- und mittlere Unternehmen (KMU) das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) ernst. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn grenzt kleine- und mittlere Unternehmen (KMU) von den Großunternehmen mit Hilfe von quantitativen Kriterien wie Jahresumsatz (≤ 50 Millionen Euro) und Beschäftigtenzahl (< 500 Mitarbeiter) ab (siehe Grafik).
60,7 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland (rund 76 Prozent in Schleswig-Holstein) sind in kleineren und mittleren Unternehmen beschäftigt. KMUs sichern damit viele Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfungsketten. Sie prägen darüber hinaus die lokale Gemeinschaft, unterstützen gemeinnützige Projekte und sind im Umweltschutz aktiv. Mit anderen Worten: Sie tragen unternehmerische Verantwortung in Form von Corporate Social Responsibility (CSR).
Gemessen wurde das gesellschaftliche Engagement von KMUs auf Landesebene bislang nicht. Die bisherige Forschung konzentrierte sich weitgehend auf große und multinationale Konzerne. Ihre aufsehenerregenden Fehltritte haben ebenso wie ihre gesellschaftlichen Beiträge meist größere Auswirkungen auf die Umwelt und das Gemeinwesen. Zudem haben große Unternehmen mehr Möglichkeiten, ihren Einsatz medienwirksam zu vermarkten.
Zur Studie wurden insgesamt 463 kleinere und mittlere Unternehmen mit Sitz in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr telefonisch und anonym befragt. Neben der Erfassung unterschiedlicher Formen von Verantwortungsübernahme durch KMUs setzten sie sich auch damit auseinander, welche Herausforderungen in Schleswig-Holstein zu meistern sind und wie die Politik das gesellschaftliche Engagement fördern kann. So erschweren den KMUs nach eigenen Aussagen vor allem fehlende zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen das gesellschaftliche Engagement.
„Kleine und mittlere Unternehmen sind jedoch viel erfolgreicher bei der Implementierung und Umsetzung von CSR“, berichtet Projektleiter Dr. Alexander Lorch von der Christian-Albrechts-Universität (CAU) auf Basis der aktuellen Forschungsergebnisse.
(Das gesellschaftliche Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein findet überwiegend vor Ort und der Region statt, also in der Kommune und im Land Schleswig-Holstein. 95 Prozent der KMU engagieren sich gesellschaftlich; 75 Prozent davon engagieren sich in der Kommune und Gemeinde. „Klassische“ Engagementformen sind dabei am häufigsten vertreten: rund 70 Prozent spenden Geld, rund 60 Prozent setzen auf Corporate Volunteering. (Grafik: Anke Kuring, CAU))
Und diese Verantwortung kommt laut Studie zu 75 Prozent den Kommunen und Gemeinden zugute.
(Auch die Themen Ökologie und Umweltschutz haben für KMUs in Schleswig-Holstein hohe Relevanz. „Energieeffizienz und Energieeinsparung“ sowie „Umwelt- und Naturschutz“ werden von jeweils knapp 80 Prozent der befragten Unternehmen als wichtig und sehr wichtig eingeschätzt. Über 80 Prozent achten auf die Energieeffizienz von Gebäuden. Rund 75 Prozent versuchen, Abfälle und Emissionen zu reduzieren. Knapp über 33 Prozent greifen dabei auf branchenspezifische Umweltstandards zurück. (Grafik: Anke Kuring, CAU))
Die Empfehlung der Forscher an die Politik lautet: „Das gesellschaftliche Engagement kleinerer und mittlerer Unternehmen muss in der Landes- und Kommunalpolitik wahrgenommen werden und Eingang in die Nachhaltigkeitsstrategien finden, indem nicht nur Empfehlungen für große, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen herausgegeben werden. Zusätzlich können die Auslobung von Preisen für unternehmerisches Engagement oder die Berücksichtigung dieses Engagements in öffentlichen Vergaberichtlinien wichtige Anreize gerade für KMUs setzen“, empfiehlt Lorch.
Schließlich gelte nach wie vor der Grundsatz: „Tue Gutes und rede darüber“. „Die Herstellung von Öffentlichkeit sorgt für Anerkennung und letztlich auch für unverzichtbare Werbung“, schließt Lorch.
(Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
(Redigieren: Frank Schulz)