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Derivatekolumne Lars Brandau: Selbsteinschätzung der Zertifikate-Anleger

Dokument: Frankfurt/Main, 23.03.2014 13:04 Uhr (Lars Brandau)

Anlegern, die aus welchen Gründen auch immer uninformiert sind, dürfen in der Beratung keine Finanzprodukte verkauft werden, die nicht ihrer Renditeerwartung und Risikoneigung entsprechen.

Informationen zum Autor:
Lars Brandau
Lars Brandau ist Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbandes.

Dennoch sind manche Konsequenzen regulatorischer Maßnahmen sicher nicht im Sinne der Anleger. Deshalb bestehen vielfach auch Meinungsverschiedenheiten zwischen Politik und Finanzindustrie. Vor allem, wenn es darum geht, wie private Anleger am besten zu schützen sind.

Was dabei den Vertrieb von Zertifikaten angeht, gilt folgendes: Strukturierte Produkte mit hohen Risiken wie Optionsscheine, werden im Beratungsgeschäft der Banken nicht vertrieben. Hier gilt es sehr genau zu unterscheiden. Zum einen gibt es die Anleger, die im Rahmen einer Anlageberatung eher defensive Finanzprodukte erwerben, und zum anderen sogenannte Selbstentscheider, die ohne Beratung selbständig investieren.

Spannend ist nun die Frage danach, wie risikobereit sich Zertifikate-Anleger in Deutschland selbst einschätzen. Um darauf eine Antwort zu finden, haben wir im Internet Anleger danach gefragt, wie sie sich selbst auf einer fünfstufigen Skala von sicherheitsorientiert bis spekulativ einschätzen. Bei den Umfrage-Teilnehmern handelt es sich in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Risikobereitschaft der Privatanleger große Unterschiede aufweist. An der Umfrage, die gemeinsam mit sechs großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich rund 3.500 Personen. 35 Prozent hielten sich für sicherheitsorientiert oder begrenzt risikobereit. Mehr als jeder Fünfte zeigte eine mittlere Risikobereitschaft. 15 Prozent hielten sich für vermehrt risikobereit. 29 Prozent gehen die Risiken einer spekulativen Anlage ein und ordneten sich der höchsten Risikoklasse zu.

Die Resultate dieser Umfrage unterscheiden sich nur marginal von den Ergebnissen zu dieser Fragestellung aus den zurückliegenden Jahren. Vor allem unterstreichen sie einmal mehr, dass es den einen Typus des Anlegers nicht gibt und auch nicht geben kann. Privatanleger unterscheiden sich eben auch in ihrer Risikoneigung erheblich voneinander. Das sollten Politiker und Verbraucherschützer bei all ihren nachvollziehbaren Bemühungen rund um den Anlegerschutz respektieren und berücksichtigen. Anleger, die bereit sind, für höhere Renditechancen auch größere Risiken einzugehen, dürfen nicht bevormundet werden.



 
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