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Jupiter AM: So agieren britische Fondsmanager nach dem Brexit

Dokument: London/Düsseldorf, 27.06.2016 15:13 Uhr (Gastautor)

Im aktuellen Marktkommentar analysieren die Fondsmanager von Jupiter Asset Management den Ausgang des Brexit-Referendums und dessen Auswirkungen auf ihre Portfoliostrategie.

Ein interessanter Einblick in die Reaktionen und Maßnahmen von sieben Fondsmanagern der britischen Jupiter Asset Management aus London.

Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV:

Obwohl der Fonds nur zu etwa 15 Prozent in börsennotierten britischen Aktien engagiert ist – mehr als die Hälfte dieser Unternehmen erwirtschaftet zudem über 50 Prozent ihrer Gewinne außerhalb Großbritanniens – lässt sich Folgendes nicht leugnen: Für britische Banken besteht angesichts höherer Finanzierungskosten, der Risiken für das Bruttoinlandsprodukt und den Häusermarkt, ganz zu schweigen von der Reisepassproblematik, ein nicht unerhebliches Abwärtsrisiko.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es sich um einen globalen Fonds handelt. Dieser ist stark diversifiziert in den Subsektoren der Finanzwelt und unterhält aktuell nur eine einzelne, kleine Position bei britischen Banken. Wir haben Banken insgesamt stark untergewichtet, sowohl in Europa, als auch im Rest der Welt und wir sehen uns in einer starken Position im Falle einer anhaltenden Schwäche des Pfunds. Abseits der Politik in Großbritannien haben sich europäische Bankaktien trotz der nach unten revidierten Prognosen zum Gewinn je Aktie (EPS) weitestgehend behauptet. Sinkende Inflationserwartungen, ein niedrigerer Euribor, schwächere Margen und die anhaltenden Probleme in puncto Aktiva-Qualität sorgen jedoch dafür, dass wir die EPS-Prognosen für den Sektor weiter gefährdet sehen.

Alexander Darwall, Fondsmanager des Jupiter European Growth SICAV:

Vor allem angesichts des Ergebnisses des Referendums ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es bei unserer Strategie nicht um Europa geht, sondern um europäische Expertise. Seit vielen Jahren verfolgen wir diese Strategie und wir haben einige Krisen kommen und gehen sehen. Es hat nie unseren Ansatz verändert, der darin besteht, in Unternehmen zu investieren, die auf globaler Ebene wettbewerbsfähig und erfolgreich sind. Was diese Firmen auszeichnet ist, dass sie sich unter unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durchsetzen können. Wir haben unser Portfolio aufgrund des Referendums in keiner Weise angepasst und werden dies auch angesichts des Ergebnisses nicht tun.

Cédric de Fonclare, Fondsmanager des Jupiter European Opportunities SICAV:

Mit der Entscheidung, die Europäische Union zu verlassen, hat sich das Vereinigte Königreich in unbekannte Gewässer begeben. Fest steht, dass eine Phase der Unsicherheit vor uns liegt, die so lange dauern wird, wie die Verhandlungen über den Austrittsprozess anhalten. Die Märkte sind selten ein Freund von Unsicherheit und so scheint es nur realistisch anzunehmen, dass das britische Pfund eine geraume Weile schwach bleiben wird. Dies kann gewiss Unternehmen schaden, die in den binnenwirtschaftlich orientierten Sektoren operieren; bei den Titeln in unserem Portfolio handelt es sich dagegen zumeist naturgemäß um international tätige Firmen. Rein auf den Heimatmarkt Großbritannien fokussierte Titel, wie etwa Bauunternehmen, Banken oder lokale Einzelhändler, sind in unserem Portfolio nur in sehr geringem Maße vertreten. Nach dem anfänglichen Schock könnte sich die Lage im Laufe der Zeit durchaus wieder normalisieren, so wie letztendlich in der Schweiz, nachdem die Nationalbank dort 2015 die Euro-Bindung aufgegeben hatte. Wir rechnen auch mit einem volatilen Eurokurs, da dieser Ausgang des Referendums weder für die Wirtschaft noch den politischen Prozess in der Eurozone eine gute Nachricht ist. Unser Fokus liegt indes weiter auf der Auswahl einzelner Unternehmen, von denen wir überzeugt sind, dass sie unter verschiedensten Makrobedingungen stärker wachsen können als die Gesamtwirtschaft. Dieser Ansatz hat sich mittlerweile seit über zehn Jahren gut bewährt und wird dies unserer Meinung nach auch weiterhin tun.

Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond SICAV:

Wir haben im Vorfeld der Abstimmung auf eine übergewichtete Duration gesetzt, basierend auf der Prämisse, dass die Reaktion am Staatsanleihenmarkt „asymmetrisch“ ausfallen dürfte – sprich die Papiere gewinnen bei einem Brexit kräftiger hinzu, als sie im „Remain“-Fall verlieren würden. Wir persönlich halten uns momentan von jeglichem Gilt-Engagement fern, was durch die erhöhte Volatilität und Sorgen um die langfristigen Auswirkungen auf Großbritanniens Kreditrating bedingt ist. Auch besitzt der Fonds keinerlei Exposure gegenüber dem Pfund, da sämtliche britische Credit-Titel in Euro, der Basiswährung des Fonds, abgesichert sind. Unser Engagement in Großbritannien kommt durch auf GBP lautende Unternehmensanleihen zustande, die größtenteils aus dem Finanzsektor stammen. Diese Finanzunternehmen sind wiederum zu einem Großteil eher binnenwirtschaftlich orientiert, wie zum Beispiel Bausparkassen. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit einer anhaltenden Schwäche im britischen Finanzsektor, würden dies allerdings zum Anlass für Positionserhöhungen nehmen – überall dort, wo unsere fundamentale Einschätzung positiv ist. Die etwas defensiveren Positionen in unserem Portfolio, in Bereichen wie Staatsanleihen, Kreditabsicherungen und Gold-Wandelanleihen, sollten sich im aktuellen Unsicherheitsumfeld derweil allesamt als richtig erweisen.

Charlie Thomas, Head of Strategy, Environment & Sustainability:

Das Brexit-Votum wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Periode anhaltender Unsicherheit hinsichtlich der britischen Umweltpolitik führen. Gleichzeitig dürfte der Effekt auf Fördermittel ebenso signifikant sein. Beispielsweise subventionierte die Europäische Investitionsbank die britische erneuerbare Energien Industrie mit über 7 Milliarden Euro – vor allem im Bereich von Off-Shore-Windanlagen.

Es gibt also Gründe zur Sorge. Davon abgesehen hat es allerdings deutliche Anzeichen seitens institutioneller Investoren aus dem Privatsektor gegeben, etwaige Förderlücken zu schließen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern dies von Unsicherheiten im Nachgang des Referendums beeinflusst wird. Zudem sind Aufgaben wie die Bekämpfung des Klimawandels eindeutig globaler Natur und nicht auf Europa beschränkt. Auch wenn britische Unternehmen von Volatilität betroffen sein werden, werden wir auf globale Marktführer mit Sitz in Großbritannien setzen, selbst wenn es zu einigen Rückschlägen in den nächsten Tagen kommen sollte. Dies gilt zum Beispiel für die Bereiche integrierter Luftverschmutzungskontrolle.

Stephen Mitchell, Head of Strategy, Global Equities:

Die Austrittsentscheidung beim EU-Referendum hat zu einer weiteren Abwertung des Pfunds gegenüber einem Korb globaler Währungen geführt. Diese Abwärtstendenz war bereits vor der Abstimmung zu beobachten, nachdem die Umfragen einen möglichen Sieg des Austrittslagers angedeutet hatten. Aufgrund des Pfundverfalls glauben wir, dass sich der Brexit positiv auf das Portfolio auswirken könnte. Immerhin lauten 88 Prozent des Portfolios auf andere Währungen als das GBP. Von besonders großem Interesse für uns ist dabei der Wertverlust gegenüber dem US-Dollar. Bei unseren Positionen in Großbritannien handelt es sich mehrheitlich um internationale Unternehmen und Exporteure, denen die GBP-Schwäche einen positiven Währungseffekt bescheren sollte. In puncto Unternehmensgewinne und Aktionärserträge dürfte es infolge des Austrittsvotums nun zu einer längeren Phase der Unsicherheit kommen, in der die Marktteilnehmer akribisch arbeiten müssen, um die Folgen für bestimmte Unternehmen besser beurteilen zu können. Volatile Kapitalmärkte etwa könnten sich als große Herausforderung für Banken und Versicherungsgesellschaften erweisen, da sie die Verwaltung von Kapitalpositionen und daraus resultierende Aktionärserträge erschweren. Wir halten derzeit keine britischen Banktitel, sind aber im Versicherungssektor engagiert. Diese Positionen würden wahrscheinlich entsprechend in Mitleidenschaft gezogen. Die langfristigen Auswirkungen auf unsere übrigen Positionen sollten sich im Kontext des Gesamtportfolios dagegen relativ in Grenzen halten, was der globalen Ausrichtung dieser Unternehmen zu verdanken ist.

Steve Davies, Fondsmanager des Jupiter UK Dynamic Growth SICAV:

Ich habe am morgen des Referendums die flüssigen Mittel des Fonds in Dollar getauscht, um im Falle der unerwarteten Entscheidung, die EU zu verlassen, gut abgefedert zu sein. Die britische Binnenwirtschaft hat sich im Vorfeld des Referendums erstaunlich gut geschlagen. Laut einer jüngsten Erhebung zu britischen Einkommen wuchsen die verfügbaren Einkommen im Jahresvergleich um sieben Prozent, was ebenfalls half. Die Unsicherheit aufgrund des Brexits stellt hier sicherlich eine Gefahr dar. Investitionen werden während der Verhandlungen vorübergehend zurückgehalten und die Konsumentenzuversicht dürfte beeinflusst werden. Zudem könnte ein schwächeres Pfund zu mehr Inflation führen. Ein Kompensationsfaktor könnte sein, wenn sich die Bank of England dazu entschließt, die Leitzinsen zu senken oder ein weiteres QE-Programm auflegt. Rohstoffpreise könnten ebenso fallen aufgrund des stärkeren Dollars. Unser Fonds ist nicht im Öl- und Minensektor investiert.

Die Beteiligungen des Jupiter UK Dynamic Growth SICAV bei britischen Banken verfügen weiterhin über einige Eigenhilfemöglichkeiten und sind meiner Ansicht nach im globalen Vergleich immer noch sehr günstig. Allerdings wird es von einem Wirtschaftsabschwung nicht unbeeindruckt bleiben. Sobald sich der Staub legt, gilt es zu überprüfen, inwiefern eine schwächere Gewichtung der durch das Referendum betroffenen Titel angemessen und eine höhere Gewichtung von globaler ausgerichteten Titeln sinnvoll ist.

(Quelle: INSTINCTIF PARTNERS / Jupiter Asset Management)

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Der Jupiter European Opportunities SICAV inverstieren vornehmlich in Aktien, und deshalb sind stärkeren Schwankungen des Anteilspreises zu erwarten als bei Fonds, die ausschließlich in Anleihen und/oder Geldmarktpapiere investieren.

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