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Anleihen Outlook | OECD Studie sieht hohes Volumen bei Unternehmensanleihen

Dokument: Düsseldorf, 28.02.2019 15:30 Uhr (Klaus Stopp)

Wird die Verschuldung der Unternehmen zum Problem? Bei Investoren schrillen aktuell die Alarmglocken. Denn möglicherweise können Unternehmensanleihen zu neuer Sorge führen.

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Klaus Stopp
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat über viele Jahre hinweg bei Unternehmensanleihen marktstützend eingegriffen und dadurch die Refinanzierungskosten der betroffenen Gesellschaften gesenkt. Jedoch hat die EZB nach dem QE-Ende nur noch ein Ziel, das APP-Portfolio bis auf Weiteres konstant zu halten. Somit sind Neuinvestitionen auf Beträge aus Endfälligkeiten und Zinsen begrenzt.

Das Volumen der angekauften Unternehmensanleihen beläuft sich nach den zum Wochenbeginn veröffentlichten Zahlen aktuell auf 178,133 Mrd. Euro. Diese Zahl für sich alleine ist schon Beweis genug für die Materialknappheit in diesem nicht nur für institutionelle Anleger so wichtigen Segment. Denn das von der EZB gehaltene Volumen ist nur ein Bruchteil des insgesamt von den Unternehmen refinanzierten Betrages.

Ausstehendes Volumen von Unternehmensanleihen steigt stark an

So werden nach einer jüngst veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) momentan jährlich durchschnittlich Anleihen im Volumen von 1,7 Bill. USD aufgelegt, nach ca. 860 Mrd. USD in der Zeit vor 2008. Alleine das ausstehende Volumen von Corporate Bonds aus den entwickelten Volkswirtschaften soll demnach von 2008 auf 2018 um 70 Prozent von 5,97 Bill. USD auf 10,18 Bill. USD gestiegen sein. In den Schwellenländern - insbesondere wegen China - beträgt die Steigerungsrate sogar 395 Prozent und das Volumen wird auf 2,78 Bill. USD beziffert. Doch in dieser Studie wird auch noch auf andere Aspekte verwiesen.

So soll der Anteil von Anleihen mit der niedrigsten Qualität des Investment-Grade-Spektrums sogar den historischen Höchststand von 54 Prozent erreicht haben. Diese Zahl lässt aufhorchen, zumal bei einem Verlust des Investment Grades Assetmanager gezwungen wären, sich von diesen Papieren zu trennen und so eine Verkaufswelle initiieren.

Manches Unternehmen könnte Probleme bekommen

Doch auch die Tatsache, dass in den kommenden drei Jahren Anleihen im Volumen von ca. 4 Bill. USD zur Refinanzierung anstehen, lässt in dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld bei manchen Investoren die Alarmglocken schrillen. So können nach Einschätzung der OECD manche Unternehmen im Falle einer Rezession durchaus Schwierigkeiten bekommen, ihre Schulden zurückzuzahlen, denn die Gelder sind zumeist langfristig gebunden. Es ist also durchaus möglich, dass der in den vergangenen Jahren so beliebte Corporate-Bond-Markt zum Sorgenkind werden könnte. Das betrifft sicherlich nicht alle Emittenten, aber „Wackelkandidaten“, die nur vom Hype in dieser Assetklasse profitiert haben, könnten zum Problem werden.

Corporate bond-markets-in-a-time-of-unconventional-monetary-policy from OECD Directorate for Financial and Enterprise Affairs

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.

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Redaktion: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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