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Robert Halver Schwerpunktanalyse US-Finanzwirtschaft und Aktienbewertungen

Dokument: Düsseldorf, 08.12.2017 19:09 Uhr (Robert Halver)

Mit Steuersenkungen wird die US-Wirtschaft deutlich entlastet. Vor allem die Unternehmensseite profitiert. Über Umsatz- und Gewinnsteigerungen gewinnt damit der Fundamentalismus an Aktieneinfluss.

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Halver Robert
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Bereits seit 2012 berichtet er auf FMM-Magazin.de über die Geschehnisse an den Börsen. Baader betreut an den Börsenplätzen Frankfurt, München, Stuttgart, Düsseldorf und Berlin u.a. den Handel mit Aktien, Anleihen, Derivaten und Fonds.

Aber war die Steuerreform nicht bereits erwartet worden? Ist sie also schon in den Kursen eingepreist? Überhaupt, könnte ein steuersenkungsbedingt höheres Wirtschaftswachstum die US-Notenbank auf den Plan rufen, die dann über eine restriktivere Zinspolitik die Aktienstimmung stark drückt? Und droht den US-Finanzmärkten ähnlich wie 2011 Ungemach aufgrund des sich zuspitzenden Haushaltsstreits zwischen Demokraten und Republikanern mit der Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit Amerikas?

Allein die vorerst bis 2025 begrenzten steuerlichen Entlastungen der privaten Haushalte von 1 Bill. US-Dollar sind bereits ein Stabilisator für die Binnenwirtschaft und schlagen sich in einer Befestigung von US-Konsumaktien nieder. Vor allem aber will die Trump-Regierung mit der permanenten und markanten Senkung der Unternehmenssteuern von 35 auf 20 Prozent die Wettbewerbsfähigkeit des amerikanischen Wirtschaftsstandorts verbessern. Die Zeiten der USA als Hochsteuerland sollen beendet werden. In der Tat, nach der Steuerreform liegt der Steuersatz für Unternehmen im Vergleich zu anderen großen Industrieländern fast auf dem niedrigsten Niveau. Auch auf die Chancen der industriellen Revolution 4.0, der Digitalisierung, will man standortseitig gut vorbereitet sein. Mit um die Hälfte höheren Unternehmenssteuern ergibt sich dann für den Industriekonkurrenten Deutschland ein Wettbewerbsnachteil, der zu Investitions- und Steuerverlagerungen der innovativen deutschen Unternehmen in die USA führen wird.

Gewinnargument für US-Aktien oder Aktien-Handicap?

Über die Unternehmenssteuersenkung dürfte sich die bislang schon stabile Neuauftragslage in der US-Industrie gemäß ISM Index weiter verbessern. Damit ist 2018 ein noch dynamischeres Gewinnwachstum der Unternehmen zu erwarten, das historisch mit einer zeitlichen Verzögerung von sechs Monaten auf die Entwicklung dieses Frühindikators reagiert. Laut Analysteneinschätzungen sollen die Unternehmensgewinne 2018 um bis zu 20 Prozent zulegen. Steigende Gewinne entspannen nicht zuletzt die aktuell sportlichen Aktienbewertungen gemäß KGV-Methode.

Robert Halver US Aktienmarkt Gewinnanalyse

Es stellt sich jetzt die Frage, ob eine Konjunkturbeschleunigung in den USA über die Steuerreform zu einem erhöhten Inflationsschub führt, auf den die US-Notenbank mit mehr Zinserhöhungen reagieren müsste. Auf Branchenebene wird dieses Szenario durchaus gespielt. Während prinzipiell hoch bewertete IT-Aktien auch aufgrund der Finanzierung ihrer umfangreichen Investitionsbudgets von höheren Zinsen eher negativ betroffen sind, kommen Banken in den Genuss höherer Zinsmargen.

Sicherlich ist im Durchschnitt mit einem erhöhten Wirtschaftswachstum in Amerika zu rechnen. Der allgemein schwache Preissteigerungstrend dürfte sich jedoch fortsetzen, da globaler Wettbewerbsdruck, digitalisierungsbedingt schwacher Lohnauftrieb und verhaltene Rohstoffpreise nachhaltig markante Bremswirkung entfalten.

Dies spricht für die Beibehaltung einer verhaltenen Zinserhöhungsagenda. Das kommt auch in den durchschnittlichen Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer zum Ausdruck, die nach einer Zinserhöhung im Restjahr 2017 für 2018 weiterhin nur zwei Leitzinserhöhungen erwarten. Trotz der Steuersenkungsreform sind die Zinserhöhungserwartungen zuletzt sogar wieder gefallen.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich. Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

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Redaktion: Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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