Finanzmarktanalyse Rohstoffe: Oel-ETFs und die Contango-Falle
Kopenhagen, 16.02.2015 11:55 Uhr (Gastautor)
Beim Betrachten der Performance von Rohstoffen, die alle in Futures gehandelt werden, wird die wahre Leistungsfähigkeit oftmals nicht korrekt dargestellt. Ein Kommentar von Ole Hansen.
Grund dafür sei die Unfähigkeit von technischen Charts, die positiven oder negativen Rollrenditen zwischen auslaufenden und nachfolgenden Verträgen zu berücksichtigen. Nachdem der Ölpreis seit Juli des vergangenen Jahres um mehr als 50 Prozent eingebrochen ist, sei Rohöl für Investoren - die diese niedrigen Preise auf lange Sicht für nicht haltbar halten - attraktiv geworden. Infolgedessen hätten laut Bloomberg Energie-ETFs seit November 2014 mehr als fünf Milliarden US-Dollar an Nettozuflüssen verbucht. „Einen ähnlichen Ansturm auf ETFs gab es zuletzt nach dem Preiskollaps 2008/2009, als viele große Volkswirtschaften aufgrund der Finanzkrise schwer getroffen waren“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank.
Eine ähnliche Situation entstehe nun zurzeit. Die Argumente für zukünftig steigende Ölpreise werden zahlreicher, nicht zuletzt durch die vielen geplanten aber aktuell wieder abgesagten Projekte. „Gleich ob dieser Ausverkauf durch eine niedrige Nachfrage wie 2009 oder durch ein steigendes Angebot wie zurzeit ausgelöst wurde, es hat den gleichen Einfluss auf die Ölkurve“, sagt Hansen. In Zeiten, in denen der künftige Ölpreis höher als der aktuelle gehandelt wird, entstehen für ETFs Verluste für jede monatliche Fälligkeit, da der Anbieter den nächsten Kontrakt zu einem höheren Preis kauft, als er verkauft. „Diese Kurve nennt man Contango und erscheint in Zeiten wie diesen, in denen das Überangebot die Spotpreise unter Druck bringt“, sagt Hansen. Das entgegengesetzte Szenario heißt Backwardation und sei im Gegensatz zur Contango-Kurve in den vergangenen Jahren häufiger aufgetreten.
„Die Contango-Falle hat in den vergangenen sechs Monaten verheerende Schäden angerichtet. Sowohl bei der Sorte Brent, aber hauptsächlich bei der Sorte WTI“, sagt Hansen. Das aktuelle Überangebot könne in den kommenden Wochen noch weiter ansteigen. „Investoren, die auf eine Erholung warten, müssen geduldig sein. In der Zwischenzeit sollten sie nicht enttäuscht sein, wenn die erwartete Rendite ausbleibt“, sagt Hansen abschließend.
(Quelle: Saxo Bank)
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