Globale Finanzmärkte | Griechische Banken werden zweifach künstlich beatmet
Frankfurt am Main, 17.07.2015 09:57 Uhr (Klaus Stopp)
Gleich in doppelter Hinsicht halten die Europäische Zentralbank (EZB) und der griechische Staat die griechischen Kreditinstitute am Leben. Da ist zum einen die akute Hilfe durch die ELA-Notkredite (Emergency Liquidity Assistance), die vorerst auf dem bisherigen Niveau von knapp 90 Mrd. Euro verbleiben sollen.
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.
Nur durch diese Notfallliquidität wird dafür gesorgt, dass die Griechen wenigstens 60 Euro pro Tag abheben können. Aber wie lange noch? Eine von Athen gewünschte Aufstockung wurde bisher nicht genehmigt, aber das kann sich infolge der EZB-Sitzung ändern.
Und da ist zum anderen frisches Geld vom eigenen Staat, das 2014 quasi aus dem Nichts geschaffen worden ist. So hatten die griechischen Banken, aber auch Institute in Italien, Spanien und Portugal, im vergangenen Jahr per Gesetz Eigenkapital von insgesamt 50 Mrd. Euro erhalten. Ohne das hätten die Institute den damaligen Stresstest der EZB nicht schadlos überstanden. Seitdem haben die Banken aktive latente Steuern oder Verlustvorträge in ihren Bilanzen stehen, die mehr als 50 Prozent des harten Eigenkapitals der Piräus Bank und der Eurobank in Athen ausmachen. Bei der Alpha Bank ist es ca. ein Drittel und bei der National Bank of Greece sind es 41 Prozent.
In Griechenland bürgt indessen die Europäische Union über den griechischen Bankenrettungsfonds bereits mit ca. 50 Mrd. Euro für das Bankensystem. In der jüngsten Vereinbarung der Gläubiger mit Griechenland sind nun bis zu 25 Mrd. Euro für die Rekapitalisierung der Banken vorgesehen. Ob das reichen wird, ist fraglich. Denn wie aus einer Analyse der Royal Bank of Scotland (RBS) hervorgeht, machen die faulen Kredite ein Vielfaches des um die Steuerforderungen bereinigten Eigenkapitals aus. Bei der National Bank of Greece und der Alpha Bank ist es jeweils das Vierfache, bei der Eurobank fast das Siebenfache und bei der Piräus Bank mehr als das Achtfache.
Vor diesem Hintergrund stehen die griechischen Banken möglicherweise vor der Abwicklung, wie die Financial Times erfahren haben will. Demnach könnte es zu einem "Haircut“ bei den Bankkunden kommen, wonach von allen Einlagen über 8.000 Euro 30 Prozent einbehalten würden. Ein Anleger mit 50.000 Euro würde also 12.600 Euro verlieren. Weil viele Griechen geahnt hatten, dass sie einen Teil der Zeche würden zahlen sollen, haben sie ein Gros ihres Geldes bereits abgehoben – von den Reichen, die ihr Kapital in die Schweiz gebracht haben, ganz zu schweigen. Als nun zu Beginn der vergangenen Woche die Banken geschlossen wurden, lagen noch 124 Mrd. Euro Sparguthaben auf den Konten, die nun gefährdet sind. Zwar garantiert die griechische Einlagensicherung Guthaben von bis zu 100.000 Euro, doch im Einlagensicherungsfonds stehen aktuell nur 3 Mrd. Euro zur Verfügung.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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