Griechenland Schulden | EU-Kommission und IWF fordern Schuldenschnitt
Brüssel/Athen, 04.05.2018 11:46 Uhr (Klaus Stopp)
Der Tag der Entscheidung naht. Bis zum 20. August 2018 läuft das dritte Hilfsprogramm über 86 Mrd. Euro für Griechenland. Doch bereits Ende Juni muss für die europäischen Geldgeber und für den Internationalen Währungsfonds (IWF) klar sein, wie es mit Griechenland weitergeht.
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.
Seit 2010 wurde das hochverschuldete Land mit drei Kreditprogrammen der internationalen Geldgeber mehrfach vor dem Staatsbankrott bewahrt.
Mit dem Geld bezahlte Griechenland seine Schulden an internationale Banken zurück. Die sind jetzt fein raus, dafür sitzen die Eurogruppe und der IWF als neue Gläubiger auf ihren Forderungen - und plädieren nun für Schuldenerleichterungen zugunsten von Griechenland. Sowohl die EU-Kommission als auch der IWF fordern einen Schuldenschnitt für das Land. Ebenso äußert sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Enorme Zinszahlungen Griechenlands
Immerhin ist die griechische Wirtschaft von niedrigem Niveau kommend auf Wachstumskurs geschwenkt. So rechnet die OECD für dieses Jahr mit einem Plus von 2% und im kommenden Jahr mit 2,3%. Auch bei der Sanierung des Haushalts 2017 hat Athen die Vorgaben der internationalen Geldgeber erfüllen können. So konnte man mit gut 7 Mrd. Euro einen Primärüberschuss erzielen, der doppelt so hoch lag wie die Vorgaben. Nun soll Athen wieder alleine am Kapitalmarkt zurechtkommen können.
Das klingt alles wunderbar, doch klammert der Primärüberschuss die Zinszahlungen aus, die angesichts der Schuldensituation von Griechenland in Höhe von 330 Mrd. Euro oder 180% der Wirtschaftsleistung enorm sind. Das Ganze klingt also stark nach einer Milchmädchenrechnung.
Griechenland - Buchkredite an den privaten Sektor
source: tradingeconomics.com
Außerdem beabsichtigen Griechenlands Gläubiger, Griechenland trotz offenbarer wirtschaftlicher Genesung einen Finanzpuffer für die Zeit nach dem Auslaufen des dritten Hilfsprogramms zu genehmigen. Offenbar ist hier ein Betrag von 10 bis 12 Mrd. Euro als eine Art Mitgift für die Rückkehr an die Kapitalmärkte vorgesehen. Der Geldpuffer sei wichtig, damit Athen wieder "vollen Zugang" zu den Finanzmärkten erhält, sagte Eurogruppenchef Mário Centeno.
The overperformance of the Greek economy, the key for a clean exit - Joint statements with the President of the European Commission Jean-Claude Juncker.
So mag das Land zwar nicht mehr auf der Intensivstation liegen. Um es aber als gesund aus der Obhut der Hilfsprogramme zu entlassen, benötigt es jedoch noch milliardenschwerer Krücken, um an den Kapitalmärkten einigermaßen gehen zu können.
(Quellen: Baader Bank / Statista GmbH / TRADING ECONOMICS)
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