Interview Vorstandsvorsitzender PSD Bank: Servicequalität der Finanzinstitute
Köln, 19.01.2012 17:17 Uhr (Gastautor)
Sowohl der immer spürbarer werdende Rückzug der Bankfilialen aus dem ländlichen Raum als auch die zum Teil schmerzhaften Gebühren am Geldautomaten geben dem Frust vieler Bankkunden Futter. Ralf Eibel, Vorstandsvorsitzender der PSD Bank Köln eG, redet offen über seine Eindrücke.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner sieht einen „besorgniserregenden Trend, dass sich immer mehr Banken aus der Fläche zurückziehen“ und nur Sparkassen und VR-Banken versuchen, auch auf dem Land präsent zu sein. Teilen Sie Frau Aigners Sorgen?
Ralf Eibel:
Ja. Die Sorgen von Frau Bundesministerin Aigner halte ich für berechtigt. Meine Familie wohnt sehr ländlich und ich muss feststellen, dass auch zunehmend die Sparkassen und VR-Banken kleinere Standorte aufgeben. Allerdings gibt es nicht nur die Bankfiliale, um Bankgeschäfte zu erledigen. Die PSD Bank Köln als regionale, genossenschaftliche Direktbank verfolgt primär kein Filialkonzept. Wir sind aber für unsere Kunden und Mitglieder nahezu jederzeit über das Telefon und das Internet erreichbar. Einen Großteil der alltäglichen Bankgeschäfte können unsere Kunden und Mitglieder also bequem von zu Hause aus erledigen. Ferner bieten wir einen mobilen Außendienst, der bei beratungsintensiven Themen wie der Baufinanzierung oder Altersvorsorge die Kunden und Mitglieder zu Hause besucht.
VR-Banken und Sparkassen ziehen die starke Präsenz im ländlichen Raum als Rechtfertigung heran, Geldautomatengebühren für Nichtkunden von vier Euro und mehr zu verlangen. Ist das aus Ihrer Sicht eine zutreffende Begründung?
Ralf Eibel:
Es ist eine nachvollziehbare, aber nicht unbedingt zutreffende Begründung. Ich erachte einen Preis von vier Euro oder mehr für eine einfache, automatisierte Serviceleistung als deutlich überhöht.
Laut unserer Untersuchung von 550 Instituten liegt die durchschnittliche Abhebegebühr der Genossenschaftsbanken bei 3,67 Euro. PSD-Banken verlangen dagegen zwischen 1,89 und 1,95 Euro von Nichtkunden. Wie ist dieser Unterschied zu erklären?
Ralf Eibel:
Alle PSD Banken, auch die PSD Bank Köln, haben entschieden, dass wir mit den Fremdverfügungen an unseren Geldautomaten keine Gewinnmaximierung betreiben wollen. Wir halten einen Preis um die 2 Euro für gerechtfertigt. Diese Entscheidung haben wir im Interesse aller Verbraucher getroffen und somit letztlich auch im Interesse unserer eigenen Kunden und Mitglieder.
Mit welchen Kosten kalkulieren Sie durchschnittlich für einen Auszahlvorgang und erwirtschaften Sie mit den Automaten noch Gewinne?
Ralf Eibel:
Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten. Je nach Lage und Auslastung eines Geldautomaten kann sich eine Kostenüber- oder -unterdeckung ergeben. Wir erwirtschaften mit 1,95 Euro bei Fremdverfügungen auf jeden Fall keine Gewinne.
Manche Banken und Sparkassen reagieren mit Automatensperrungen für institutsfremde Kreditkarten und geringe Auszahlbeträge für Nichtkunden. Was halten Sie davon?
Ralf Eibel:
Überhaupt nichts. Auf Basis der geltenden Regelungen mag die in Rechnung gestellte Gebühr ein Steuerungselement sein. Ich bezweifle jedoch stark, dass die Kunden, denen man die Auszahlung verweigert oder eine erhöhte Gebühr in Rechnung stellt, jemals wieder bei diesem Kreditinstitut vorbeischauen. Diese Kreditinstitute schaden sich meines Erachten mit einem solchen Verhalten nur selbst.
Infos zur Bank
(www.psd-koeln.de) gehört zur PSD Bankengruppe, die aus 15 rechtlich selbständigen Kreditinstituten in Deutschland besteht. Sie ist als genossenschaftliche Direktbank für Privatkunden in den Regionen Köln, Bonn, Aachen und Trier tätig. Zusätzlich zu Brief-, Telefon- und Online-Banking betreut die PSD Bank Köln ihre Kunden in sechs Beratungscentern persönlich. Die PSD Bank Köln engagiert sich seit Jahren für zahlreiche soziale und gemeinnützige Projekte in der Region. Im Jahr 2012, dem Jahr der Genossenschaften, feiert die PSD Bankengruppe ihr 140 jähriges Jubiläum. Im Zuge dessen wird sich die PSD Bank Köln in ihrem Geschäftsgebiet besonders für Kinder und Jugendliche einsetzen.
(Quelle: Unternehmensangaben)
Banken Geldgeschäfte
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