Der Strukturwandel im Bankensektor wird durch starke Anbieter von Bezahlsystemen und von Fintechs begleitet. Fondsmanager Guy de Blonay kommentiert. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
07.08.2017 11:13 Uhr
FINANZANALYSE INVESTMENTFONDS

Jupiter AM Fondsanalyse: Stärkt Strukturwandel Fintechs und schwächt Banken?

Düsseldorf, 07.08.2017 11:13 Uhr (Gastautor)

Insbe­son­dere beim Thema Bezahl­dienste weht den Banken starker Wind seitens inno­va­tiver Fintechs ente­gegen. Was bedeutet der Struk­tur­wandel in der Finanz­branche für das Fonds­ma­na­ge­ment?

Analyse von Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV bei Jupiter Asset Management..

Kürzlich hat die US-Notenbank ihre Pläne zum Bilanzabbau bekannt gegeben und die Federal Funds Rate um 0,25 Prozent erhöht. Dies ist der zweite und voraussichtlich auch nicht der letzte Schritt dieser Art in sechs Monaten. Ein zunehmend angespannter Arbeitsmarkt hat Fed-Präsidentin Janet Yellen dazu veranlasst, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Eine Kombination aus Trump-Effekt und normalisierender Geldpolitik führte zu einem Ansturm auf zyklische Finanzwerte - vor allem bei Banken. Die Leidtragenden dieser Entwicklung waren Unternehmen, die sich auf den weltweiten Zahlungsverkehr spezialisiert haben sowie Fintechs.

Bankaktien konnten zuletzt aus gutem Grund zulegen, denn Zinserhöhungen schlagen sich in einer verbesserten Nettozinsmarge nieder. Was Anleger aber hinterfragen sollten ist die Tatsache, dass Fintechs reflationsbedingt ins Hintertreffen geraten sind. In meinen Augen bedarf es eines ausgeglichenen Investmentansatzes, da zyklisches Wachstum in dem einen Bereich nicht zwingend strukturellem Wachstum in einem anderen Bereich widerspricht.

Sind Banken zu groß für Veränderungen?

Im Zuge der Finanzkrise wurde die Frage laut, ob Großbanken „too big to fail“ seien, also zu wichtig, um zu scheitern. Der Fintech-Sektor wirft eine andere Frage auf: Sind die Großbanken „too big to change“ - sprich zu groß für Veränderung? Jahrzehntelang haben Großbanken von der Kundenträgheit profitiert, die sie quasi wie ein Schutzwall umgeben hat. Die Gründe hierfür waren mangelnde Transparenz sowie praktische Produktpakete, die es den Banken ermöglichten, Finanzdienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Technologische Entwicklungen, neue Regelungen für verbesserte Transparenz sowie die große Zahl digital versierter Millennials, die bereits nicht-klassische Zahlungsdienstleister wie Apple, Google, PayPal und Facebook nutzen, läuten jedoch das Ende der Bankenträgheit ein.

In einigen Ländern haben Aufsichtsbehörden bereits Maßnahmen zur Wettbewerbsförderung eingeführt. So soll zum Beispiel die Open-Banking-Initiative, die von der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde ins Leben gerufen wurde, zu erheblichen Veränderungen der Interaktion zwischen Kunde und Bank führen. Diese Initiative vereinfacht den Datenaustausch und ermöglicht Kunden mehr Freiheit bei der individuellen Anpassung ihrer Bankdienstleistungen. Die oftmals genutzten Produktpakete dürften für Banken künftig weniger rentabel sein. Dies wird sich auf die derzeitige Praxis auswirken, wonach margenstarke Produkte genutzt werden, um margenschwache Produkte zu subventionieren.

Kometenhaftes Wachstum für Fintech-Investitionen

Große Banken sind häufig komplexe Organisationen – und viele von ihnen haben die Investition in IT sträflich vernachlässigt. Einer Analyse von Redburn zufolge haben Banken in Nordamerika, Europa, Asien-Pazifik und Lateinamerika im vergangenen Jahr 241 Mrd. USD für ihre IT-Infrastruktur ausgegeben, wovon nur ein Viertel auf Innovationen entfiel. Drei Viertel der Ausgaben wurden für Wartungsarbeiten aufgewendet.(1) Die gewaltige Herausforderung für traditionelle Banken zeigt sich darin, dass JP Morgan – die weltweit größte Bank gemessen an der Marktkapitalisierung – rund 3 Mrd. USD für die IT ausgegeben hat, während Google und Amazon 14 Mrd. beziehungsweise 16 Mrd. USD in Forschung und Entwicklung investierten. Zwar ist dies nicht eins zu eins vergleichbar, aber in jedem Fall von hoher symbolischer Bedeutung. Insbesondere verzeichnete das Investitionswachstum in Finanztechnologien einen explosionsartigen Anstieg von 5,5 Mrd. USD im Jahr 2005 auf über 100 Mrd. USD heute.(2)

Alipay Bezahlsystem aus China

Die spannendsten Entwicklungen im Fintech-Bereich spielen sich derzeit in China ab, wo die Technologieriesen Alibaba (E-Commerce), Tencent (Messenger) und Baidu (Suchmaschine) umfassende digitale Zahlungsdienste betreiben. Ihre Größe ist beeindruckend: So verfügt Alipay über einen Kundenstamm von etwa 400 Millionen Personen.(3) Die Entwicklungen in China sollten die westlichen Banken wachrüttelten, bei denen kulturelle Faktoren das größte Innovationshindernis bilden.

Aktuelle Fondspositionierung

Wie alle Innovationen ist auch der Fintech-Sektor nicht gegen Phasen der Überfüllung hinsichtlich Investitionen oder übersteigerten Aktienmarkterwartungen gefeit. Dennoch gibt es genügend angemessen bewertete Unternehmen in diesem Bereich. Im Jupiter Global Financials SICAV, besetzen wir dieses Thema durch Investments in diverse Unternehmen. Hierzu zählen z.B. Temenos, ein globaler Marktführer im Bereich der Bankensoftware, digitale Zahlungsunternehmen wie Paypal und Global Payments, aber auch traditionelle Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard. Durch diese Unternehmen ist es möglich, an den von Banken dringend benötigten IT-Investitionen zu profitieren. Hinzu kommt bekanntlich ein struktureller Aspekt in Form einer zunehmend bargeldlosen Gesellschaft.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir aktuelle zyklische Treiber meiden. Der Jupiter Global Financials SICAV ist zu etwa 40 Prozent in Bankaktien investiert. Dieses Engagement ist selektiv und bei Vorhersagen zur künftigen Zinspolitik oder Trumps Konjunkturprogramm ist Vorsicht geboten. Der Fonds investiert in eine Mischung aus Finanzaktien, zum Beispiel defensive Banken. Hierzu zählen auch gut kapitalisierte Finanzinstitute in Skandinavien, der Schweiz und den USA, die konstant Dividenden auszahlen. Mit diesen Positionen kann der Fonds auch von möglichen Zinserhöhungen in den USA und einem wirtschaftlichen Aufschwung in Europa profitieren. Die daraus resultierenden Dividendenrenditen sichern zudem gegen wirtschaftliche Risiken in Europa oder den USA ab.

Während die Zinsentwicklung wichtig bleibt, sollte nicht vergessen werden, dass der globale Finanzsektor die Chance bietet, sektorenübergreifend in wirtschaftliche und strukturelle Wachstumsthemen zu investieren. Dass sich die Märkte derzeit auf eine zyklische Erholung konzentrieren, könnte sicherlich in nächster Zeit die Marktdynamik beschleunigen. Ich halte es jedoch für unklug, die Chancen außer Acht zu lassen, die der aktuelle Strukturwandel im Sektor bietet.

(1) Redburn Research Note, There Will be Blood: Technology Eroding Financial Services, Mai 2017
(2) Redburn Research Note, There Will be Blood: Technology Eroding Financial Services, Mai 2017
(3) Quelle: https://intl.alipay.com/ihome/index.htm, 29.06.2017

(Quelle: Der börsennotierte Investmentmanager mit boutique-ähnlichem Anlagestil und Sitz in London wurde 1985 gegründet und beschäftigt weltweit mehr als 400 Mitarbeiter (davon rund 35 Fondsmanager). Jupiter gehört heute zu den renommiertesten Vermögensverwaltern Großbritanniens.)

Disclaimer

Die Informationen sollten von privaten Investoren oder anderen Personen nicht als Grundlage für finanzielle Entscheidungen angesehen werden. Das vorliegende Dokument, inklusive allen Daten und Meinungen, stellt weder eine Aufforderung zu einem Investment noch eine Anlageempfehlung dar. Der Wert von Anlagen und die Erträge hieraus können sowohl fallen als auch steigen (dies kann auf Markt- und Wechselkursänderungen zurückzuführen sein) und Anleger erhalten unter Umständen nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück. Ausgabeaufschläge haben größere proportionale Auswirkungen auf die Erträge, wenn das Investment nach kurzer Zeit liquidiert wird. Unternehmensbeispiele dienen lediglich der Veranschaulichung und sollten nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf verstanden werden. Die hier ausgedrückten Ansichten sind die des Fondsmanagers zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Unterlage und spiegeln nicht unbedingt die von Jupiter wider. Sie können sich in Zukunft ändern, insbesondere in Zeiten von sich schnell ändernden Marktbedingungen. Während alle Anstrengungen unternommen werden, um die Genauigkeit der dargestellten Informationen sicherzustellen, kann diesbezüglich keine Haftung übernommen werden. Es handelt sich nicht um eine Aufforderung zur Zeichnung von Anteilen des Jupiter Global Fund (die Gesellschaft) oder anderen von Jupiter Asset Management Ltd. verwalteten Fonds. Die Gesellschaft ist ein Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere (OGAW), eine nach Luxemburger Recht in der Form einer Investmentgesellschaft mit variablem Kapital ("société d'investissement à capital variable", SICAV) gegründete Aktiengesellschaft ("société anonyme"). Diese Inhalte richten sich an Personen in Jurisdiktionen, in denen die Gesellschaft und ihre Anteile zum Vertrieb zugelassen sind oder ggf. keine Zulassung erforderlich ist. Der Fonds nutzt Derivate, was zu erhöhter Volatilität führen könnte; Es ist unwahrscheinlich, dass die Performance des Fonds die Performance des breiten Marktes nachbildet. Verluste bei den Short-Positionen können unbegrenzt sein. Gegenparteirisiken können beim Fonds zu Verlusten führen. Der Fonds investiert in einen spezifischen Marktsektor und könnte deswegen kurzfristig größerer Volatilität ausgesetzt sein. Der Fonds investiert vornehmlich in Aktien, und deshalb sind stärkere Schwankungen des Anteilspreises zu erwarten als bei Fonds, die ausschließlich in Anleihen und/oder Geldmarktpapiere investieren. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und der Prospekt können auf Anfrage kostenlos bei Jupiter bezogen werden. Dieser Fonds kann mehr als 35 Prozent seines Vermögens in Wertpapiere investieren, die von einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) ausgegeben oder garantiert wurden. Der Teilfonds unterliegt möglicherweise weiteren Anlagerisiken; Informationen dazu finden Sie im aktuellen Verkaufsprospekt. Potenzielle Anteilskäufer sollten sich über die bestehenden gesetzlichen Anforderungen, Devisenkontrollbestimmungen und geltenden Steuern in den Ländern ihrer Staatsbürgerschaft, ihres Wohnsitzes oder ihrer Ansässigkeit informieren. Zeichnungen von Anteilen dürfen nur auf der Grundlage des aktuellen Verkaufsprospekts und den wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) in Verbindung mit dem neuesten verfügbaren geprüften Jahres- bzw. Halbjahresbericht erfolgen. Diese Unterlagen sind auf www.jupiteram.com erhältlich. Auf Anforderung sind die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) sowie, soweit erforderlich, der Verkaufsprospekt, zusammen mit weiteren Marketingunterlagen (die gemäß den regionalen Vorgaben zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind) auf Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch erhältlich. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt aufmerksam, bevor Sie investieren. Die Dokumente in gedruckter Form sind auf Anfrage kostenlos wie folgt erhältlich: Depotbank und Verwaltungsstelle der Gesellschaft: JP Morgan Bank Luxembourg S.A., 6 Route de Trèves, Senningerberg, L-2633 Luxemburg; sowie bei ausgewählten Vertriebspartnern; Deutschland: Jupiter Asset Management Limited, Niederlassung Frankfurt, Roßmarkt 10, 60311 Frankfurt, Deutschland; Luxemburg: Eingetragener Sitz der Gesellschaft, 6 Route de Trèves, L-2633 Senningerberg, Luxemburg; Österreich: Jupiter Asset Management Limited, Niederlassung Österreich, Le Palais Business Residence, Herrengasse 1-3, 1010 Wien, Österreich; Schweiz: Kopien der Satzung, der aktuelle Verkaufsprospekt, die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) sowie der letzte Jahres- bzw. Halbjahresbericht sind kostenlos erhältlich beim Vertreter und der Zahlstelle. Der Vertreter und die Zahlstelle in der Schweiz ist BNP Paribas Securities Services, Paris, Succursale de Zurich, Selnaustrasse 16, 8002 Zürich, Schweiz; Großbritannien: Jupiter Asset Management Limited (der Investment Manager), eingetragener Sitz: The Zig Zag Building, 70 Victoria Street, London, SW1E 6SQ, Großbritannien. Herausgegeben von The Jupiter Global Fund und/oder Jupiter Asset Management Limited, zugelassen und beaufsichtigt durch die Financial Conduct Authority in Großbritannien. Kein Teil dieser Inhalte darf ohne vorherige Genehmigung der Gesellschaft oder Jupiter Asset Management Limited reproduziert werden.

 

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