Nachtigall, ick hör‘ dir trapsen. Stehen in der Tat Steuererhöhungen ins Haus? Der Merkel-Vertraute Christoph Schmidt redet Klartext. Das Praxismagazin für Finanzthemen Onlineausgabe des Printmagazins Finanzen Markt & Meinungen.

 
 
08.10.2013 11:43 Uhr
MEHR HILFSGELDER FÜR EU-LÄNDER

Anleihenexperte Klaus Stopp: Merkel will weitere Hilfsmilliarden für Südeuropa

FrankfurtMain/München, 08.10.2013 11:43 Uhr (Klaus Stopp)

Nach Äuße­rungen des Merkel-Vertrauten Chri­stoph Schmidt, bereitet die Bundes­kanz­lerin die Öffent­lich­keit darauf vor, künftig weitere Hilfs­mil­li­arden für Südeu­ropa bereit­zu­stellen. Wird ein Schul­den­til­gungs­fonds Grund für die ange­deu­teten Steu­er­er­hö­hungen? Deutsch­land müsse nicht nur fordern, sondern auch fördern.

Informationen zum Autor:
Klaus Stopp
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds der Baader Bank und stellt seine Analysen seit 15 Jahren vor.

Die Eurokrise geht weiter. Die Zeit für den Ausstieg aus der EZB-Krisenpolitik ist noch längst nicht gekommen. Dieser Überzeugung ist EZB-Direktor Jörg Asmussen, der versichert, die expansive Geldpolitik werde von der Notenbank „so lange wie nötig“ anhalten. Warum das so ist, zeigt sich in Südeuropa. Deutet man die Zeichen richtig, die der Merkel-Vertraute Christoph Schmidt aussendet, bereitet Angela Merkel die Öffentlichkeit darauf vor, in den kommenden Monaten weitere Hilfsmilliarden für die Länder Südeuropas bereitstellen zu müssen, damit diese - endlich - notwendige Reformen durchführen könnten.

Denn dies ist immer noch nicht in der Weise geschehen, wie es nötig wäre. Es mache sich angesichts zarter Fortschritte gar eine „gewisse Selbstzufriedenheit“ breit, kritisiert der Chef der Wirtschaftsweisen und Merkel-Berater, Christoph Schmidt.

Dabei wäre eigentlich weitere Reformbereitschaft angebracht. Doch weil die angeschlagenen Südländer immer noch auf die Hilfe der EZB angewiesen seien, so folgert Schmidt weiter, müsse Deutschland diesen Ländern, die noch nicht unter den europäischen Rettungsschirmen säßen, stärker unter die Arme greifen.

Deutschland müsse nicht nur fordern, sondern auch fördern. Na ja, und dies könnte laut Schmidt über die Vergemeinschaftung von Schulden gelingen, nach dem Motto „Führt ihr endlich Reformen durch, dann bieten wir einen begrenzten Schuldentilgungsfonds an“. Damit wäre eine Schuldenunion festgezurrt. Und am Ende könnte der Schuldentilgungsfonds durch Steuererhöhungen, die derzeit im Mittelpunkt der Sondierungsgespräche der möglichen Koalitionäre in Deutschland stehen, finanziert werden. Nachtigall, ick hör‘ dir trapsen.

Es ist ja auch nicht alles so einfach in der Eurozone. In Lissabon etwa hat das oberste Gericht die Arbeitsmarktreform zum 2. Mal zurück gepfiffen. Beschäftigte mit mehr Dienstjahren sind jetzt wieder besser geschützt.

Mehr Zeit braucht es auch in Griechenland. Die Troika der internationalen Geldgeber gewährt Athen einen Aufschub für den „Abschluss der technischen Reformarbeit“, was die Auszahlung der nächsten Hilfsgelder gefährden könnte.

Ein kleiner Lichtblick kommt indessen von der italienischen Regierung: Italiens Regierungschef Enrico Letta gewinnt die Vertrauensabstimmung im Senat klar. Die Aufgaben, die auf ihn warten, aber sind überwältigend. 40 Prozent der jungen Italiener sind ohne Job. Dem IWF schwant, Rom werde das Haushaltsdefizit 2013 nicht unter 3 Prozent drücken können.

Frankreichs Staatsverschuldung wird indessen wohl einen Rekordstand erreichen. Die Regierung rechnet mit einer Summe von 1,95 Bil. Euro und wird damit ihr Versprechen gegenüber der EU brechen.

Und Spanien? Der Schuldenberg wird bis Ende 2014 erstmals in der Geschichte den Wert von einer Billion Euro überschreiten = 99,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Unternehmensanleihen mit guter Rendite und kürzerer Laufzeit gesucht

Nach erneutem Billiggeldversprechen bleiben Corporate Bonds interessant.

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Billiggeld-Versprechen am gestrigen Mittwoch erneuert hat, gelten Zinspapiere von soliden Emittenten mit halbwegs ordentlicher Rendite vielen Anlegern als weiterhin attraktiv. Unter anderem stand vor diesem Hintergrund eine Medium Term Note von Daimler (A1TNK8) mit Laufzeit 4/2020 und einer Rendite von ca. 2,05 Prozent im Mittelpunkt des Interesses der Investoren. Ebenso gefragt war eine unbefristet laufende Nachranganleihe der Münchner Rück (A0N4EX) und eine nachrangige Floating-Rate Hybrid-Anleihe von Volkswagen (A1VCZQ). Unter den Anleihen von Emittenten, die nicht unbedingt ein Topratinng aufweisen, aber aufgrund ihrer noch relativ kurzen Laufzeiten und ihrer sehr ordentlichen Renditen die Aufmerksamkeit der Anleger fanden, stachen HapagLloyd (A1EWQC) mit Laufzeit 10/2015 und rund 6,5 Prozent Rendite sowie Schaeffler (A1G6WT), die bis 7/2017 läuft und mit rund 4,3 Prozent rentiert, heraus. Allerdings muss hierbei darauf hingewiesen werden, dass ein solcher Rendite-Pickup nur mit einem deutlich erhöhten Risiko möglich ist!

 

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