Robert Halver: Mit Schwarz-Rot wird die Euroländische Schuldenunion vollendet
FrankfurtMain/München, 30.09.2013 15:05 Uhr (Robert Halver)
Deutschland bleibt Konjunkturmotor der Eurozone
Immerhin befindet sich die euroländische Konjunktur weiter auf Erholungskurs. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in Euroland hat sich mit einem Wert von 51,1 klar über der Expansion anzeigenden Schwelle von 50 stabilisiert. Insbesondere die sich aufhellende Wirtschaftsstimmung in Deutschland - mit einem Wert von 51,3 euroländische Spitze - spricht für eine dynamischere Konjunkturentwicklung ab Jahresende. Dagegen schafft der französische Einkaufsmanagerindex aufgrund ungelöster Strukturprobleme mit einem Wert von 49,5 bereits den dritten Monat in Folge nicht den Sprung in expansives Terrain.
Dass sich die Konjunkturlage in Euroland - immerhin der wichtigste deutsche Exportmarkt - aufhellt, verdeutlichen auch die aktuellen Geschäftsklimazahlen des ifo Instituts. So hat die Geschäftslage zwar minimal nachgegeben, jedoch konnten sich die Geschäftserwartungen erneut aufhellen.
Zur positiveren Stimmung tragen auch die außereuropäischen Märkte bei. Die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf und besänftigt die Konjunkturängste in den Emerging Markets als Bremsklotz für die Weltwirtschaft. Der von der HSBC Bank veröffentlichte chinesische Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe - er spiegelt vor allem die Stimmung kleiner und mittelständischer Unternehmen wider - stieg mit einem Wert von 51,2 überraschend stark auf ein Sechs-Monats-Hoch und deutet auf die Erreichung des chinesischen Wachstumsziels von mindestens 7,5 Prozent hin.
Setzt man die ifo Geschäftslage und -erwartungen gemäß den vier Phasen eines Konjunkturzyklus zueinander in Beziehung, bewegt sich die deutsche Wirtschaft weiter im Boom-Bereich.
Diese insgesamt zum Ausdruck kommende weltkonjunkturelle Stabilisierung dokumentiert sich nicht zuletzt in einer im Trend anhaltenden Outperformance des konjunktursensitiven MDAX zum deutschen Leitindex DAX.
Inzwischen hat sich die Binnenwirtschaft zu einem bedeutenden Stabilisator für die deutsche Wirtschaft entwickelt. Die stabile Beschäftigungslage trägt laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zu robusten Einkommenserwartungen bei, die wiederum auf eine weiter anziehende Anschaffungsneigung hindeuten. Zudem laden die geringen Anlagezinsen geradezu ein, Geld auszugeben, statt es zu sparen. Der GfK Konsumklimaindex notiert mit 7,1 auf dem höchsten Stand seit September 2007.
US-Fiskalklippe 2.0 - Non-Event oder Super-GAU
Allerdings sorgt der Haushaltskonflikt in den USA für Moll-Töne an den Finanzmärkten. Sollten sich Demokraten und Republikaner bis zum 1. Oktober nicht auf einen Budgetplan für 2014 einigen, droht bereits die Schließung von Teilen der öffentlichen Verwaltung.
Ungleich dramatischere Folgen für Konjunktur und Finanzmärkte hätte eine ausbleibende Einigung auf die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze bis zum 17. Oktober. De jure wären dann die USA bankrott.
Soweit wird es aber wohl nicht kommen. Zunächst könnten etwa 70 bis 80 Prozent der staatlichen Rechnungen bezahlt werden, da sie auf der Einnahmeseite gedeckt sind. Ohnehin werden im Rahmen einer Vorrangseinräumung Zinszahlungen auf Staatsschulden weiter beglichen. Aber sicherlich werden viele Bundesbedienstete ohne Bezahlung nach Hause geschickt, die öffentliche Verwaltung auf ein Minimum reduziert und die Fortsetzung von öffentlichen Investitionsprojekten gestoppt. Die Republikaner, die mit ihrer Renitenz, das Schuldenlimit zu erhöhen, die staatliche Krankenversicherung „Obamacare“ stoppen wollen, werden sich vermutlich einem immer stärkeren öffentlichen Druck ausgesetzt sehen, der sie dann doch zu einer Einlenkung im Budgetkonflikt zwingen wird.
Außerdem werden die Republikaner den Demokraten angesichts der 2014 anstehenden Zwischenwahl nicht die Wahlargumente schenken, dass sie Staatsbankrotteure sind oder ein double dip - den Rückfall der US-Wirtschaft in die Rezession - ausgelöst haben. Ein Szenario wie im August 2011, als der US-Aktienmarkt (S&P 500) innerhalb von gut 2 Wochen um ca. 17 Prozent einbrach, ist daher nicht zu erwarten.
Die US-Notenbank wird ihre Tapering-Pläne an die Entwicklung des Budgetkonflikts anpassen.
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